Essen-Gerschede. Die St. Paulus-Kirche in Essen-Gerschede wird aufgegeben. Nun wurde ihr Geläut aus dem Turm gehievt. DIe Glocken treten eine lange Reise an.
Das Geläut der Glocken der Gerscheder Gemeinde St. Paulus ist Geschichte. Am morgigen Freitag, 15. Oktober, in aller Frühe werden die insgesamt fünf Glocken auf einen Lkw verladen – Zielort Minsk, Hauptstadt von Belarus.
Dass das Kirchengebäude abgerissen wird, ist in der St.-Paulus-Gemeinde schon lange bekannt. Im Rahmen der Bildung der Großpfarrei St. Josef fiel das Gotteshaus wegen stetig sinkender Zahlen von Gläubigen dem Rotstift zum Opfer. Künftig werden vor Ort barrierefreie Servicewohnungen entstehen, eine Tagespflege und ein Hospiz betrieben. Die Caritas-SkF-Essen gGmbH (cse) hatte, wie berichtet, das Gelände gekauft und einen Architektenwettbewerb gestartet.
Keine Gottesdienste in St. Paulus, keine Glocken
Zwar bleibt der Glockenturm der Kirche erhalten, doch läuten sollen die Glocken von St. Paulus nicht mehr, „schließlich werden dort ja keine Gottesdienste mehr abgehalten“, erklärt Elke Muhlack, die dem Gemeinderat der Pfarrei St. Josef angehört.
Die 56-Jährige ist seit ihrer Geburt mit der Gemeinde St. Paulus verbunden. „Die emotionale Bindung an unsere Kirche ist noch immer da“ sagt sie. „Aber wir haben uns in der Gemeinde für den Abriss entschieden, weil man sich der Entwicklung der Kirche nicht einfach verschließen kann. Auch wenn viele ihre Kirche künftig vermissen werden.“
Gläubige nehmen Abschied von den Glocken
Der Abbau des Geläuts wurde – um im Bild zu bleiben – allerdings nicht „an die große Glocke gehängt“, wie Elke Muhlack sagt. „Ich war ziemlich überrascht, als die Arbeiter plötzlich auftauchten, um die Glocken aus dem Gemäuer zu bugsieren.“ Allein die größte Glocke wiegt 1,5 Tonnen. Das Quintett wurde direkt auf dem Kirchplatz der St.-Paulus-Kirche zwischengelagert, um nun die gemeinsame Reise nach Belarus anzutreten. Ein Geschenk der Essener Gemeinde an Minsk.
Einige Vertreter der Gemeinde, auch Gläubige, die den Abbau des Geläuts selbst mitverfolgten, wollen zum Abschied mit einem kleinen Plakat „Gute Reise“ Spalier stehen. Sie alle, und natürlich auch Elke Muhlack, werden die Glocken vermissen.