Rüttenscheid. In Essen-Rüttenscheid hat der Umbau eines alten Bahngleises zu einer Radtrasse begonnen. Doch Verlauf und Anbindung sorgen für Kritik.
Noch bevor der Winter mit aller Macht zurückkehrte, hat die Stadt die ersten Bäume für die neue Radtrasse auf dem Rommenhöller Gleis gefällt. Sie soll einen Lückenschluss im Radwegenetz schaffen und sowohl Rüttenscheid als auch Bergerhausen mit der Grugatrasse verbinden, wodurch man direkt nach Mülheim-Heißen und ins Ruhrtal gelangen kann. Doch der Start der Arbeiten wird von Kritik begleitet.
Grünen-Ratsherr Rolf Fliß hätte es lieber gesehen, wenn schon eine Anbindung an das Schulzentrum an der Rosastraße fester Bestandteil der Planungen wäre. Wenn es dazu überhaupt kommen sollte, wird es auf jeden Fall noch einige Zeit dauern. Denn Grün und Gruga hat dem ehrenamtlichen Bürgermeister mitgeteilt, dass sich ein Kauf der dafür notwendigen Flächen als schwierig erweist. Für die eine Route habe die Besitzerin den Verkauf abgelehnt, im Fall der anderen Strecke gehöre Grund und Boden zu 141 Eigentumswohnungen mit rund 300 Beteiligten.
Ein jeder müsste seine Zustimmung geben. Deshalb habe man einen Erwerb nicht weiter verfolgt. Allerdings werde noch geprüft, ob ein Gestattungsvertrag Chancen bieten könne. Mit dem würde eine Erlaubnis erteilt, einen Teil der Grundstücke zu nutzen. Auch hier müsste mit den Eigentümern gesprochen werden. Das wiederum dauere seine Zeit. Nach Ansicht von Rolf Fliß hätte man sich aber schon viel früher um eine Verbindung zum Schulzentrum kümmern können.
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Verärgert sind eine Reihe von Nachbarn über den vorgesehenen Anschluss in Richtung Sabinastraße. „Mit der Abholzaktion sind allerdings Fakten geschaffen worden“, sagt Andreas Rothe von der Initiative Henri 2020. Gemeinsam mit weiteren Anwohnern fühlt er sich übergangen. „Wir sind nicht grundsätzlich gegen das Projekt“, betont der Sprecher. Aber nun entstehe ein gefährlicher Knotenpunkt.
Schon heute würden die Wege dort in starkem Maße von Senioren des DRK-Heimes genutzt, die oftmals mit Rollator oder Rollstuhl unterwegs seien. Zudem seien dort auch viele Schüler in Richtung Gymnasien und Realschule unterwegs. Ohnehin würden viele Radfahrer auch heute schon bestehende Strecken nutzen. Die gesamte Belastung werde sich aber erst so recht zeigen, wenn die Wohnungen im Parc Dunantvollständig bezogen sind. Deshalb hatten Andreas Rothe und die Anwohner Beate Franke sowie Christian Szmarzlik einen alternativen Vorschlag unterbreitet. Danach sollte die Trasse nicht bis zu besagter Brücke führen, sondern an der Henri-Dunant-Straße enden. Für die Radfahrer wäre das kein Nachteil, denn ihnen stünde für eine Weiterfahrt noch eine Strecke zur Verfügung. Man würde auf diese Weise zu einer Entlastung der gesamten Situation beitragen, so die Anwohner.
Radweg soll im kommenden Jahr fertig sein
Nach Angaben de Stadt soll der 860 Meter lange und drei Meter breite asphaltierter Radweg bis 2022 fertig sein. Unter anderem müssen die vorhanden Gleise entfernt werden, zudem ist es notwendig, einen ehemaligen Luftschutzbunker zu verfüllen. Die Kosten belaufen sich auf rund 1,14 Millionen Euro, eine finanzielle Förderung durch die Bezirksregierung Düsseldorf kann bis zu 75 Prozent der Kosten betragen, rund 885000 EuroUrsprünglich sollte die neue Radtrasse rund 1300 Meter lang sein, allerdings werden es jetzt rund 850 Meter sein. Dass sie nun kürzer ausfällt, hat nach Darstellung von Rolf Fliß folgende Ursache: Geplant war zunächst, auch die Brücke über den Autobahnzubringer Essen-Süd-Zentrum der A52 und die Brücke über die S-Bahn S6 einzubinden.Doch von dem Vorhaben habe die Stadt seinerzeit Abstand genommen, weil sie nicht im Besitz der Brücken sei und ein Kauf nicht in Betracht kam.
Bürger fordern direkten Anschlussan die Henri-Dunant-Straße
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Bei einem Ortstermin im Herbst hatte sich Oberbürgermeister Thomas Kufen selbst ein Bild gemacht und mit den Anwohnern gesprochen. In einem Antwortschreiben erklärte Kufen dann allerdings, dass das Modell der Initiative kritisch zu bewerten sei. Die Radfahrer würden dann über einen Wendehammer zur Henri-Dunant-Straße geleitet und dort auf Fußgänger und Autofahrer treffen. Das könnte erhebliche Beeinträchtigungen und Unfälle zur Folge haben, eine Argumentation, die Grün und Gruga untermauert. Mit der Antwort aus dem Rathaus sind die Anwohner unzufrieden und hätten sich gewünscht, dass auch politisch darüber gesprochen worden wäre. Doch dazu sei es bedauerlicherweise nicht gekommen.
Bedenklich finden sie ferner, wie nun an anderer Stelle eine Zufahrt zur Henri-Dunant-Straße entstehen soll. Um den Höhenunterschied zu überwinden, soll dort eine Rampe gebaut werden. „Für die wird man allerdings noch zusätzlich Grün roden müssen“, befürchten die Nachbarn.
In der Gesamtbewertung der künftigen Trasse sollte nach Auffassung von Fliß allerdings nicht außer Acht bleiben, dass eine wichtige Radwegeverbindung entstehe und im gleichen Zug die Stahlbrücke in der Siedlung saniert werde.