Essen. Hanna Kraume und Klaus Kottenberg sind die ersten Essener Ehrenamtlichen im Bistum, die eigenständig Trauergottesdienste und Begräbnisse gestalten.

Am Anfang ... war das Lampenfieber. „Das habe ich schon gespürt“, gesteht Klaus Kottenberg. Es war bei der letzten Beerdigung, die er besuchte, die auch gleichzeitig eine Premiere für ihn war. Erstmals gestaltete der 72-Jährige das Begräbnis selbst. „Weit über 100 Trauernde waren da, eine große Gesellschaft. Aber mit meinem ersten Satz war das Lampenfieber weg.“

Klaus Kottenberg aus Stadtwald ist einer von zwei Essener Ehrenamtlichen, die seit kurzem für das Bistum eigenständig Trauergottesdienste und Begräbnisse gestalten. Der Pensionär ist ein gläubiger Mensch, der katholischen Kirche und seiner Gemeinde schon seit seiner Zeit als Messdiener eng und engagiert verbunden. Vor knapp zwei Jahren hat er von den ersten Ehrenamtlichen im Ruhrbistum gelesen (inzwischen gibt es 14), die Begräbnisse begleiten. Sie sind als Reaktion auf den zunehmenden Priestermangel gedacht. Außerdem, so der Gedanke, soll die Gemeinde aktiver in die Trauerarbeit einbezogen werden. Mit der hatte der ehemalige Personalleiter Klaus Kottenberg auch beruflich zu tun. Nach Unfällen musste er Angehörigen von Opfern die Nachricht überbringen. „Der Tod hat mich beschäftigt“, sagt Kottenberg.

Das gilt auch für Hanna Kraume aus Rellinghausen, die ebenso wie Klaus Kottenberg zur Pfarrei St. Lambertus gehört. Auch sie ist gläubige Katholiken und leitet, wie Kottenberg, Wortgottesdienste. „Ich habe mich erstmals als Jugendliche für den Tod interessiert“, sagt sie. Die 69-Jährige hat sich lange in der Hospizarbeit engagiert. „Da war es fast eine logische Folge, dass ich mich mit dem Beerdigungsdienst beschäftige“, erklärt Hanna Kraume.

Anspannung war nicht zu merken

Klaus Kottenberg und sie lernten an fünzehn Kurstagen innerhalb von acht Monaten viel über die Theologie von Tod und Trauer, Rituale, den Ablauf einer Begräbnisfeier und relevante Inhalte aus dem Bestattungsgesetz. Zur Theorie kam die Praxis: Mit Dr. Nicole Stockhoff, Liturgiereferentin im Bistum, und dem Krankenhausseelsorger Pastor Christian Böckmann, die den Qualifizierungskurs konzipiert haben, wurden Trauergespräche und Traueransprachen trainiert. Außerdem lernten die insgesamt acht Teilnehmer was auf dem Friedhof zu beachten ist. „Man bekommt einen anderen Blicke auf die Dinge“, sagt Hanna Kraume und Klaus Kottenberg nickt zustimmend. Zum Abschluss des zweiten Qualifizierungskurses (ein dritter Kurs startet im November) erhielten sie Leitfaden-Literatur und eine Albe als Gewand, das sie bei den Gottesdiensten und Bestattungen tragen. Eine Urkunde bezeugt, dass sie in Absprache mit den Priestern drei Jahre den Dienst im Namen ihrer Kirche übernehmen dürfen: Vom ersten Gespräch mit den Angehörigen bis zur Ansprache auf dem Friedhof.

Das Lampenfieber haben die Angehörigen des Verstorbenen Klaus Kottenberg bei dessen Premiere übrigens nicht angemerkt. „Ich habe einige Tage später einen sympathischen Anruf bekommen. Sie waren sehr zufrieden und haben sich bedankt. Das hat mich gefreut.“