Essen.. Wenn ein Feuerwehrmann beim Anblick der Eisdecke auf dem Baldeneysee sagt: „Da gehe ich nicht drauf, ich bin doch nicht verrückt“, dann muss es wirklich gefährlich sein. Wie riskant die Rettung einer in Eis eingebrochenen Person tatsächlich ist, demonstrierte die Essener Feuerwehr am Baldeneysee.
„Ich gehe da nicht drauf, ich bin doch nicht verrückt.“ Wenn Mike Filzen auf die weite Eisfläche des Baldeneysees blickt, dann kann er durchaus verstehen, dass die weiße Spiegelfläche einen großen Reiz auf Schlittschuhläufer ausübt. Feuerwehrmann Filzen weiß aber auch: Das Betreten des Eis kann lebensgefährlich sein. „So dick das Eis auf den ersten Blick auch scheinen mag, es gibt zahlreiche Anzeichen dafür, dass es durchaus brüchig ist“, warnt Mike Filzen und zeigt auf einen deutlich sichtbaren Riss in der Eisdecke. „Von diesen Rissen gibt es viele, die über den gesamten See verteilt sind.“
Die Risse seien ein Hinweis darauf, dass das Wasser im Baldeneysee in Bewegung sei und sich damit die Wassermenge unter der Eisoberfläche ständig verändern könnte. Dadurch könne es passieren, dass zwischen Eisdecke und noch fließendem Wasser ein Luftraum entstehe. „Dann ist vielleicht die Eisschicht sehr dick, aber dadurch, dass sie quasi schwebt, führt eine Belastung sehr schnell zum Einbruch.“ Und dann kommt es auf jede Sekunde an.
Maximal eine Viertelstunde
In dem 0,9 Grad kalten Wasser, das sich unter der Eisfläche des Baldeneysees verbirgt, sinken die Überlebenschancen drastisch: „Da bleibt Ihnen maximal eine Viertelstunde“, weiß Mike Filzen. Er und seine Kollegen müssen sehr schnell handeln. Mit einer Steckleiter bewegen sich die Retter auf die eingebrochene Person zu. Zwei Leiterteile liegen dabei nebeneinander und werden parallel nach vorne geschoben. „Es ist ganz wichtig, dass das Gewicht verteilt wird, damit die Gefahr eines Einbruchs minimiert wird“, erklärt Filzen das Prinzip.
Eisrettung
Sollte es dennoch passieren, dass auch der rettende Feuerwehrmann einbricht, schützt ihn ein so genannter Überlebensanzug. Isoliert und schwimmfähig hält der orangefarbene Anzug den Retter auf dem Wasser. „Für das Anziehen brauchen wir ungefähr drei bis fünf Minuten.“ Brandmeister Damian Pieprz und seinem Kollege Dennis Weiß gehen die einzelnen Arbeitsschritte routiniert von der Hand, trotzdem ist die Rettung einer im Eis eingebrochenen Person alles andere als Alltagsgeschäft: „Man fährt mit einem unguten Gefühl zu einer Eisrettung raus.“
Strömung birgt Gefahr
Nicht nur die kurze Zeitspanne, die eine eingebroche Person überleben kann, stellt die Feuerwehrleute vor Herausforderungen. Die Besonderheiten eines fließenden Gewässers bergen eine weitere Gefahr: „Eine Person, die einbricht, kann ganz schnell durch die Strömung unter das Eis und von der Einbruchsstelle weggezogen werden“, erklärt Mike Filzen. Im Baldeneysee entsteht diese Strömung durch den Durchfluss der Ruhr und die Wehrregelung. Taucher sind daher immer dabei, wenn die Essener Feuerwehr zu einer Eisrettung ausrückt. „Zum Glück mussten wir das in diesem Jahr noch nicht“, ist Filzen froh, dass bisher niemand zu Schaden kam.