Essen.. Gäste des Weihnachtsmarktes in der Essener City zahlen an manchen Ständen 2,50 Euro Tassen-Pfand, an anderen bis zu fünf Euro. Doch die Händler erheben das Pfand nicht wahllos, für handgefertigte Unikate liegt der Einkaufspreis deutlich höher. Bei wenig Betrieb verzichten viele Stände sogar komplett auf Pfand.
Das Tassenpfand für Glühwein und andere heiße Getränke auf dem Weihnachtsmarkt schwankt von Stand zu Stand erheblich, und das liegt nicht am Alkohol. Beispiel Glühweinstand „Müller“, Willy-Brandt-Platz vor der Galeria Kaufhof, Werbespruch: „Wenn schon, denn schon“.
Bei Müller kostet der Glühwein ohne Schuss 2,50 Euro, das Tassenpfand noch mal dasselbe. Serviert wird in einer blauen, aufwändig gestalteten Tasse mit der Zeche Zollverein als Relief, das eingearbeitet ist, sozusagen als 3D-Effekt. „Und, ganz wichtig“, sagt Inhaberin Astrid Müller, und tippt auf das Essener Stadtwappen.
Die Müllers legen regelmäßig neue Tassen auf, es gibt auch immer noch die rote herzförmige Glühweintasse aus dem Kulturhauptstadtjahr 2010. „Weil wir Essener sind“, sagt Astrid Müller. Nicht wenige Leute nähmen die Tasse mit, „ist ja ein Unikat, können Sie ja nirgendwo kaufen!“ Früher sei „viel geklaut“ worden, doch das Pfand sei vor allem wichtig als Ordnungsprinzip: „Ohne Pfand würden die Leute die doch überall an den Tischen stehen lassen.“
Bei wenig Betrieb auch mal kein Pfand
Beispiel Mittelalter-Markt, Porschekanzel: An der „Wandelbaren Hoftaverne“ gibt es Met, den Honigwein, und Kirsch-Amaretto-Punsch, beides für 3,50 Euro den Becher. Der Händler nimmt drei Euro Pfand für den Becher, der aus schlichtem Ton gefertigt wurde. Die Innenseite ist klar lackiert, plus Gravur, fertig. „Und wenn wenig Betrieb ist“, sagt der Verkäufer, „nehmen wir gar kein Pfand.“
Ähnlich handhabt das Stephanie Cornely, die den Stand „Zum Greifen“ auf dem Mittelalter-Markt betreibt: Der große Halbliter-Becher aus purem Ton kostet fünf Euro Pfand. „Der Einkaufspreis liegt nur knapp drunter, ich muss so viel nehmen“, erklärt die Geschäftsfrau. „Die sind handgefertigt von einer kleinen Manufaktur in Koblenz. Das ist natürlich was anderes als ein Ein-Euro-China-Becher.“
Das Weihnachtsbier in großen Bechern
Serviert wird in dem großen Becher „Weihnachtsbier“ für 3,50 Euro. Beschwerden wegen des hohen Pfandpreises gebe es kaum, stattdessen nähmen nicht wenige die Becher mit: Am Ende des Essener Weihnachtsmarkts fehlten immer rund 200 Stück, sagt Stephanie Cornely. „Aber das ist ja in Ordnung, die sind ja bezahlt.“ Und wenn wenig los ist, die Lage am Stand überschaubar? Dann gelten als Pfand „Ehre und Gewissen“, sagt Stephanie Cornely und lacht.
Beim Stand von Albert Ritter auf dem Kennedyplatz beträgt das Pfand ebenfalls lediglich 2,50 Euro. „Wir haben den Glühwein-Preis als Pfand, das ist für die Kunden einfach zu merken“, erklärt Junior-Chef René Ritter. Der Glühwein wird in durchsichtigen Glastassen serviert, Jahrestassen gibt es nicht mehr. „Die Zahl der Sammler hat abgenommen“, sagt Ritter.