Essen-Bergerhausen. In Essen-Bergerhausen läuft ein Projekt zum Thema gesund altern. Was eine Befragung ergeben hat und was im Stadtteil geplant ist.

Gesund altern im Quartier - darum geht es im Zwar-Netzwerk. Darin treffen sich Menschen „zwischen Arbeit und Ruhestand“, um gemeinsam und in Eigenregie ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten. Politik- und Sozialwissenschaftlerin Kirsten Kemna begleitet in Bergerhausen ein bis Dezember 2023 laufendes Projekt, dessen Ziel es ist, Prävention und Gesundheitskompetenz bei Menschen ab 55 Jahren zu stärken. Und das in ihrer unmittelbaren Lebenswelt.

Im November wurde in Papierform und digital abgefragt, wie es denn steht mit zentralen Themen wie Ernährung, Bewegung, Begegnung und sozialer Teilhabe. Wie sieht es aus mit Hilfe und Unterstützung im Krankheitsfall? An sechs Zwar-Standorten in Nordrhein-Westfalen waren 350 Personen aufgefordert, sich zu beteiligen. Das Gros der Teilnehmenden war zwischen 60 und 70 Jahre alt. Für Kirsten Kemna ist die Rücklaufquote von 58,3 Prozent ein Erfolg: „In Bergerhausen lag sie noch höher. Das zeigt doch das Interesse an dieser Aktion.“

Der speziell betrachtete Sozialraum Bergerhausen steche ohnehin heraus: „Hier wurden überdurchschnittlich hohe Bildungsgrade angegeben, was auch zu der Aussage passt, dass die Befragten ihre finanzielle Lage überwiegend als sehr gut oder gut einstuften.“ Die Hälfte aller Befragten lebe allein. Was sich auch in Sachen Mobilität widerspiegele, denn die meisten Wege würden alleine im Auto erledigt.

Viele kennen die Angebote in Bergerhausen nicht

Barbara Hofmann ist die Seniorenbeauftragte des Stadtbezirkes II und möchte in einer Gesprächsrunde wissen: „Was fehlt im Quartier an Angeboten, was an Information?“ So einiges, stellt sich heraus. Die Angebotslage ist gar nicht schlecht im Stadtteil, aber vielen Älteren schlicht und einfach nicht bekannt. Fast schon erschreckend findet Kirsten Kemna, dass im Bereich „Ernährung“ überhaupt keine Anlaufstellen bekannt sind. Und „schockierend“ findet sie die Einschätzung der Befragten, dass Angebote der Awo nur was für über 80-Jährige seien.

Eine Entlastung von pflegenden Angehörigen dürfte eine immer größere Rolle spielen. Monika Geifert berichtet, wie schwer es gewesen sei, die richtigen Ansprechpartner zu finden, als ihre Mutter ins Heim musste. Die Internetseiten der Stadt seien zu unübersichtlich. Es brauche eine Art „Lotsen“, der die Bürger an die Hand nehme und durch das Behördenwirrwarr führe. Man müsste ein Forum aufbauen, in dem Angehörige sich austauschen können zu Fragen wie: „Bei welcher Pflegestelle sind unsere Eltern gut aufgehoben?“ Die Seniorenbeauftragte weist darauf hin, dass die persönlich gehaltene Pflegeberatung in den Zentren 60 plus ab März wieder stattfinden könne. Auch die Verbraucherzentralen böten Beratung an.

Wunsch nach gebündelten Informationen und Austausch

Gebündelte Informationen zur Pflege vor Ort wünschen sich viele der Teilnehmenden, doch Flyer eignen sich aus ihrer Sicht nur bedingt. Digitale Teilhabe für Senioren sei zwar wünschenswert, doch so erreiche man längst nicht alle. Dagmar Hotze ist bei der Awo aktiv und hält fest: „Ohne persönliche Beziehung geht nichts. Menschen, die aus dem Berufsleben aussteigen, verlieren so viele soziale Kontakte. Aber sie möchten weiterhin solche Kontakte pflegen. Ich möchte doch als Mensch wahrgenommen werden.“

So werden Rufe laut nach niederschwelligen Angeboten wie gemeinsamen Spaziergängen, nach einem Nachbarschaftsfest. Barbara Hofmann weiß: „Ohne persönliche Informationen kann man die Menschen nicht erreichen.“ Sie verweist auf ihre Senioren-Sprechstunde im Zentrum 60 plus an der Rüttenscheider Isenbergstraße. Eine Art offenes Wohnzimmer schwebt allen vor, ein Klön-Café, wie es das in Holsterhausen gebe beim Fachgeschäft für Stadtwandel. Kemna erklärt, dass eine Dokumentation erstellt werde, die eine fundierte Basis bilden soll für konkrete Projekte: „Mit den ersten wollen wir im Sommer starten.“

Die Zwar-Gruppe Bergerhausen

Seit März 2019 trifft sich die Zwar-Gruppe Bergerhausen jeden ersten und dritten Montag des Monats in der Awo-Begegnungsstätte Am Krausen Bäumchen 61.

Oberbürgermeister Thomas Kufen hat die Schirmherrschaft übernommen.

Dazu erhält das Projekt Mittel aus dem Seniorenförderplan der Stadt Essen.

Informationen sind unter www.zwar-essen-bergerhausen.de zu erhalten, auch gibt es einen Schaukasten an der Weserstraße 82. Verantwortlich ist Karlheinz Freudenberg, der unter karlheinz.freudenberg@awo-essen.de oder 0201 18 97 407 zu erreichen ist.