Essen-Bergerhausen. Bergerhausen ist eines von sechs Untersuchungsgebieten in NRW. Senioren sollen Wünsche zur Gesundheitsvorsorge äußern. Was dahinter steckt.
Die Gesundheitsvorsorge älterer Menschen in Essen-Bergerhausen zu verbessern und ihnen möglichst lange ein selbstständiges Leben in ihrem Stadtteil zu ermöglichen, ist Ziel des dreijährigen Projekts „Gesund altern im Quartier“. Dabei arbeiten Krankenkassen mit der Stadt und dem Verein „Zwar“ (Zwischen Arbeit und Ruhestand) zusammen. Was hinter dem Projekt steckt.
Die Bürgerinnen und Bürger in Bergerhausen sollen benennen, was ihnen in Sachen Gesundheitsvorsorge fehlt, so dass konkret Abhilfe geschaffen werden kann. Das Projekt richtet sich gezielt an Menschen über 55 Jahre aus Bergerhausen und der näheren Umgebung. „Bergerhausen wurde ausgewählt, weil dort relativ viele ältere Menschen leben“, sagt Kirsten Kemna, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Vereins „Zwar“. Für die Umsetzung von Verbesserungen stehe eine hohe Summe zur Verfügung, die Kemna aber nicht konkreter benennen will.
Freizeit-Gestaltung steht beim Verein „Zwar“ in Essen-Bergerhausen im Mittelpunkt
„Zwar“ ist ein landesweit gefördertes Konzept zur Gründung von selbst organisierten Netzwerken zur Freizeitgestaltung. Es ist für Menschen gedacht, die sich vor dem Ruhestand oder zu dessen Beginn neu orientieren wollen. In einigen NRW-Städten existieren solche Gruppen bereits seit 35 Jahren. Das Projekt „Zwar“ war damals in Dortmund entstanden, als das Hoesch-Stahlwerk schloss und viele Menschen gleichzeitig auf der Straße standen.
Anfang 2019 hatte „Zwar“ seine Arbeit in Essen, genauer gesagt in Bergerhausen, mit rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aufgenommen. Coronabedingt ruhen die Aktivitäten wie Wandern, Spielen, der Besuch von Vorträgen oder Kulturveranstaltungen derzeit allerdings und sollen jetzt langsam wieder starten.
Freizeit-Netzwerk in Bergerhausen
Die Treffen des Freizeit-Netzwerks „Zwar“ finden in den Räumen der Arbeiterwohlfahrt Bergerhausen an der Weserstraße/Am Krausen Bäumchen statt und sollen nach der Corona-Pause jetzt wieder aufgenommen werden.Weitere Informationen über die „Zwar“-Gruppen im Stadtteil gibt auf https://zwar-e-bergerhausen.jimdofree.com/
Für das Projekt „Gesund altern im Quartier“ wurden sechs NRW-Städte ausgewählt, die sich durch unterschiedliche Standortfaktoren, zum Beispiel ländliche Umgebung oder hoher Migrantenanteil, auszeichnen. Neben Essen sind Herdecke, Korschenbroich, Münster, Recklinghausen und Wuppertal beteiligt.
Das Gesundheitsprojekt läuft über drei Jahre
Das Gesundheitsprojekt wird über drei Jahre gehen. Nach coronabedingten Verzögerungen fand die Auftaktveranstaltung Ende Juli statt. Als nächster Schritt sollen im September Fragebögen an die Zwar-Mitglieder und andere Interessierte ab 55 Jahren verteilt werden. Dabei geht es um die individuelle Lebenssituation und das Verhalten der Befragten, aber auch um örtliche Gegebenheiten, sie sich auf die Gesundheit auswirken.
Gefragt werde nach Gesundheitsangeboten, die es vor Ort bereits gibt, wie bekannt und erreichbar diese sind. Die Befragten sollen sich zur digitalen Vernetzung und zur Nutzung sozialer Medien äußern, aber vor allem benennen, welche Angebote ihnen fehlen. „Es geht darum, wie die Menschen sich um ihre Gesundheit kümmern, ob sie Vorerkrankungen haben, Sport treiben, rauchen oder trinken, wie sie sich ernähren, ob es genug Sitzbänke in Bergerhausen gibt oder bereits bestehende Sport- oder Beratungsangebote mit dem öffentlichen Nahverkehr gut erreichbar sind“, so Kirsten Kemna.
Krankenkassen stellen Mittel zur Verfügung
Das Projekt werde durch einen Runden Tisch begleitet, an dem auch Vertreter der Stadt sowie Institutionen wie Arbeiterwohlfahrt, Zentrum 60 plus und Bezirksvertretung vertreten sind. Am 6. Oktober soll es im Seniorenbereit vorgestellt werden. Finanziell getragen wird es durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung mit Mitteln der gesetzlichen Krankenkassen.
Die Fragebögen sollen in Workshops ausgewertet werden. Anschließend könnten in Kooperation mit örtlichen Vereinen und Institutionen die gewünschten Angebote geschaffen werden. „Das könnte je nach Bedarf ein Yoga- oder Selbstverteidigungskurs sein, ein Ernährungsvortrag oder ähnliches“, so Kirsten Kemna. Wünsche wie Bordsteinabsenkungen oder die Veränderung von Ampelphasen könne man an zuständige Stellen weiterleiten. Neue Angebote sollen niederschwellig und für die Senioren kostenfrei sein.