Rüttenscheid. Was denkt die lokale Wirtschaft über die Rüttenscheider Straße als Fahrradstraße? Die IHK hat nachgefragt. Das sind die Ergebnisse.

Mit einer Umfrage unter rund 700 Unternehmen schaltet sich die Industrie- und Handelskammer (IHK) in die aktuelle Diskussion über Sinn und Unsinn der Fahrradstraße auf der „Rü“ ein. Die wichtigsten Ergebnisse: Eine deutliche Mehrheit bewertet ihre bisherigen Erfahrungen mit der Fahrradstraße als negativ. Rund 78 Prozent der Befragten lehnen Zufahrtsbeschränkungen für den Autoverkehr, wie sie in der Politik diskutiert werden, ab.

Mit der Befragung ihrer Mitglieder wollte die Industrie- und Handelskammer nach eigener Darstellung die Meinungen der Unternehmen zur Fahrradstraße abfragen und „der lokalen Wirtschaft eine Stimme verleihen“. 93 Unternehmen nahmen die Gelegenheit wahr und beteiligten sich. Die IHK spricht von einem breiten Stimmungsbild. Die Einrichtung der Fahrradstraße werfe „sowohl Licht als auch Schatten“ auf die aktuelle Situation vor Ort.

Rund ein Drittel der Unternehmen machen positive Erfahrungen mit der Fahrradstraße

Welche Erfahrungen haben die Unternehmen mit der Fahrradstraße gemacht? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Untersuchung. 33,3 Prozent der Befragten bewerteten ihre Erfahrungen als „negativ“, genauso viele als „überwiegend negativ“. Hingegen machten 22,7 Prozent positive Erfahrungen und 10,6 Prozent überwiegend positive Erfahrungen. Die Tendenz ist eindeutig, allerdings machten 29 Prozent zu dieser Frage keine Angaben, bei der Auswertung wurden sie nicht berücksichtigt.

Auf die Kundenfrequenz hat die Fahrradstraße nach Angaben der Unternehmen negative Auswirkungen. 66 Prozent gaben an, es kämen weniger Kunden. 23,4 Prozent sprechen von „sehr viel weniger“ Kunden. Allerdings machte fast jedes zweite Unternehmen (49 Prozent) zu dieser Frage keine Angaben. Jan Borkenstein, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK, nimmt das Ergebnis gleichwohl ernst: Die Corona-Pandemie und das wachsende Online-Geschäft stellten bereits große Herausforderungen für die Unternehmen dar. „Wenn jetzt die Entwicklung des Kundenaufkommens negativ eingeschätzt wird, dann ist das ein deutliches Warnsignal”, mahnt Borkenstein.

Die Erreichbarkeit der Rüttenscheider Straße wird überwiegend positiv bewertet

Nach den Worten des IHK-Funktionärs gilt dies insbesondere für die deutliche Ablehnung sogenannter „Modaler Filter“. Damit gemeint sind von der Politik diskutierte Abbiegezwänge für den Autoverkehr am Rüttenscheider Stern und an der Martinstraße, um den Durchgangsverkehr von der Rüttenscheider Straße zu verbannen. 69,8 Prozent bewerten diesen Vorschlag als „schlecht“, weitere 8,1 Prozent als „weniger gut“. 5,8 Prozent finden die Idee hingegen gut, mit „sehr gut“ bewerten 16,3 Prozent diesen Vorschlag. 7,5 Prozent machten dazu keine Angaben.

Die Erreichbarkeit der Rüttenscheider Straße wird per ÖPNV, Fahrrad und zu Fuß überwiegend als „sehr gut“ oder „gut“ eingeschätzt. Mit Blick auf das Auto fallen die Ergebnisse der Befragung allerdings differenzierter aus. 43,4 Prozent bewerten die Erreichbarkeit der Rü mit dem Pkw als „gut“ oder „sehr gut“. Die Mehrheit von 55,4 Prozent nennt sie „weniger gut“ oder „schlecht“. Ein eindeutig negatives Bild zeigen die Ergebnisse, was die Verfügbarkeit von Parkplätzen angeht. Eine deutliche Mehrheit von 80,9 Prozent bewertet diese als “weniger gut“ oder “schlecht“.

Die IHK-Umfrage

Die IHK hatte für die Umfrage 682 Unternehmen angeschrieben. 93 Antworten gingen ein. Das entspricht einer Rücklaufquote von 13,9 Prozent. Die teilnehmenden Unternehmen lassen sich laut IHK folgenden Branchen zuordnen: Handel (40 Prozent), Dienstleistungen (35,6 Prozent), Gastgewerbe (15,6 Prozent) und Sonstige (8,9 Prozent). Die Befragung fand zwischen dem 7. Februar und dem 18. Februar statt.

Großes Sorgenkind bleibt laut IHK der Lieferverkehr. „Die Rüttenscheider Straße wird wegen ihrer Einkaufsmöglichkeiten und Gastronomieangebote sehr geschätzt. Dafür braucht es jedoch eine gesicherte Anlieferung von Waren“, betont Borkenstein. Die Bewertungen zu verfügbaren Ladezonen falle aber klar negativ aus. „Hier ist noch deutlich Luft nach oben”, stellt der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer fest. 

Die IHK hatte ihren Mitgliedsunternehmen auch Fragen gestellt, ohne mögliche Antworten vorzugeben. Die Mehrheit wünschte sich demnach von allen Verkehrsteilnehmern mehr Rücksichtnahme und Toleranz. Die Sorgen der Unternehmen gelte es ernst zunehmen, weitere Schritte müsse man sorgsam abwägen, so Jan Borkenstein. Die von der Politik vorgesehene Einrichtung von Parkleitsystemen und Maßnahmen zur Verbesserung der Warenanlieferung zielten in die richtige Richtung.