Essen.
Beim Kunstprojekt „Kunst-Herz, Herz-Kunst“ arbeiten Burnout-gefährdete Erwachsene mit psychisch erkrankten Jugendlichen zusammen. Eine Kooperation der Contilia-Klinikgruppe mit dem Kunstprojekt „Unart“, die der Deutsche Fußball Bund im Rahmen der Sozialkampagne „Kinderträume“ mit 2500 Euro unterstützt.
Flehend greifen diese ungelenken Hände nach einem Herzen, das nur unscharf unter den dicken, tränengleichen Farbtropfen zu erkennen ist: „Kunst-Herz, Herz-Kunst“ heißt das Kunstprojekt, bei dem Burnout-gefährdete Erwachsene mit psychisch erkrankten Jugendlichen Bilder wie dieses geschaffen haben. Eine Kooperation der Contilia-Klinikgruppe mit dem Kunstprojekt „Unart“, die der Deutsche Fußball Bund im Rahmen der Sozialkampagne „Kinderträume“ mit 2500 Euro unterstützt. Kampagnen-Kuratorin und NRW-Familienministerin Ute Schäfer (SPD) besuchte deshalb am gestrigen Montag das „Unart“-Atelier in der Schule an der Waldlehne.
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Das Kunstprojekt „Unart“ wurde 1984 von Mitarbeitern des LVR-Klinikums Essen und sowie Studenten der Düsseldorfer Kunstakademie gegründet. Sie arbeiten seitdem mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zusammen, die aufgrund einer psychischen Erkrankung in ambulanter oder stationärer Behandlung sind. Einmal in der Woche kommen sie zum Malen. Nicht zur Kunsttherapie, betont Eva Cukoic von „Unart“, sondern zur Kunst mit therapeutischem Nebeneffekt: „Die Kinder haben im Alltag mit vielen Stigmatisierungen zu kämpfen. Hier sind sie gleich gestellt, können sich frei ausdrücken. So stabilisieren sie sich.“
Kreatives Arbeiten entspannt
Die 18-jährige Julia malt seit einem Jahr bei „Unart“ - seit sie wegen ihrer Depression und einer Essstörung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Essener Klinikums behandelt worden war. „Ich bin offen mit meine Erkrankung umgegangen.“ Kaum hatten Klassenkameraden davon erfahren, schlossen sie Julia jedoch mehr und mehr aus. Letztlich musste sie die Schule wechseln. Verletzend sei diese Erfahrung, die Arbeit bei „Unart“ heilend: „Hier muss man sich nicht ständig erklären. Die Bilder sprechen für einen.“
„Kreativ zu arbeiten befreit und entspannt“, ergänzt Andrea Rosin. Die 46-Jährige leitet eine Kindertagesstätte, die unter der Trägerschaft der Contilia-Gruppe steht. Unter deren Dach haben sich mehrere medizinische und pflegende Unternehmen mit insgesamt rund 3000 Mitarbeitern zusammengeschlossen. Zehn von ihnen arbeiten jeden zweiten Dienstag im Monat mit den „Unart“-Jugendlichen zusammen. Ein Angebot zur Burnout-Prophylaxe, das weitaus mehr sei, so Rosin: „Wir duzen uns, die Kinder berichten von ihrem Alltag und ihren Problemen. Das bewegt sehr.“
Bemerkenswerte Arbeiten
„Bemerkenswert“, findet Ministerin Schäfer die Arbeiten, die Erwachsene und Jugendliche im Atelier der Schule an der Waldlehne ausgestellt haben. „Mit der Kooperation wurde eine Tür geöffnet. Die Jugendlichen fühlen sich angenommen, das wollen wir weiter unterstützen.“
2500 Euro gibt es aus dem Fonds der DFB-Sozialkampagne „Kinderträume“. Seit 2009 unterstützt der Fußball so gemeinnützige Organisationen und lokale Initiativen, die sich das Wohl von Kindern und Jugendlichen zur Aufgabe gemacht haben. Als Kuratorin der Kampagne überreicht Schäfer nicht nur eine Urkunde, sondern auch eine Schatzkiste: ein Pappkarton mit Merchandising-Artikeln vom DFB. Julia fischt sich ein T-Shirt heraus. Und, wie war die Ministerin? „Ich hatte das Gefühl, dass unsere Bilder sie ehrlich berührt haben.“