Essen.
Kiki Radicke und ihr Mann Uwe gehören zu den Machern der schönen Fernseh-Fantasiewelt. Mit ihrer Filmausstattungsfirma Ralzehn 21 erstellen sie unter anderem die Kulissen für „Alarm für Cobra 11“.
Mit einer Tüte Chips auf dem Schoß und in eine Sofadecke eingekuschelt sieht es immer so einfach aus: Wenn Actionhelden auf einem Motorrad durch brennende Lkw springen oder einen Banküberfall verhindern. Dass die Lkw-Plane zuvor präpariert wurde und die vermeintliche Bank-Filiale im wahren Leben das Foyer eines Großkonzerns ist – wen kümmert das schon bei der flimmernden Berieselung?
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Angefangen von der Zimmerpflanze bis hin zu Flugzeugen, die als Kulisse für den zum Drehort umfunktionierten Hangar bestellt werden – Kiki und Uwe Radicke planen die Szenerie bis ins letzte Detail durch. Zum Repertoire gehört sogar eine riesige Zahnbürste – mit der damals die Kandidaten bei „Geld oder Liebe“ fegen mussten. „Uns ist eigentlich nichts zu verrückt“, sagt Kiki Radicke. In der Werkstatt an der Kettwiger Ringstraße wird ein Großteil der Kulissen, Möbel und Dekoelemente selbst gebaut. Für alles andere hat das Unternehmen freie Beschäftigte. Schreiner, Bühnenmeister, Graffitisprayer, Maler – die Palette der Berufssparten ist breit angelegt.
„Die schaffen es auch, eine Holzwand in Marmor zu verwandeln“
Eine der größten Herausforderungen sei die komplette Einrichtung der Big Brother Häuser gewesen. In nur zwei Monaten verwandelte das Essener Unternehmen den Rohbau in ein fernsehtaugliches Zuhause. Ihren Hut zieht Kiki Radicke vor allem vor den Bühnenmalern: „Die schaffen es auch, eine Holzwand in Marmor zu verwandeln“, sagt die 39-jährige Medienwissenschaftlerin. Gerne erinnert sie sich auch an die „Versteckte Kamera“ mit Frank Elsner: „Es hat unglaublich viel Spaß gemacht, die Verstecke zu konzipieren. Einen Kameramann haben wir in einem kleinen Schrank versteckt. Als Jürgen von der Lippe den Braten roch, hat er das Team ganz schön schmoren lassen – die sind mit Wadenkrämpfen aus ihren Löchern gekrochen.“
Kulissen der Traumwelt
Die besondere Herausforderung sei, dass der Endverbraucher von alldem nichts merke. „Wir müssen an viele Details denken. Wenn ein Wohnzimmer ausgestattet werden soll, sprechen wir uns vorher mit dem Kostüm ab. Eine Darstellerin in pinker Hose auf lilafarbenem Sofa sieht schließlich nicht aus“, sagt die Expertin. Zwar sei der Job anstrengend - Urlaub machen die Radickes nur in der Sommerpause – dennoch möchte die Essenerin nicht tauschen. Zumal sie seit Kurzem ein zweites Standbein aufbaut: Mittlerweile richtet Kiki Radicke auch Privatwohnungen und -häuser ein. Das Reizvolle daran: Dort trügt der schöne Schein nicht.