Dortmund. Es war an einem ganz normalen Arbeitstag vor anderthalb Jahren. Da bekam Dr. Sonja Hnilica einen Anruf. „Guten Tag, wir drehen einen Film, können Sie uns bitte helfen”. Die Bitte kam aus Hollywood und das Architektur-Archiv der TU-Dortmund kam dem Wunsch gerne nach.

Architektur - Archiv an der TU Dortmund, Pablo Ortega und Dr. Sonja Hnilica bei der Arbeit. Foto: Helmuth Voßgraff
Architektur - Archiv an der TU Dortmund, Pablo Ortega und Dr. Sonja Hnilica bei der Arbeit. Foto: Helmuth Voßgraff © WAZ | WAZ





„Ich war überrascht, als mir dann erklärt wurde, dass es sich um die Verfilmung von ,Der Vorleser' mit Kate Winslet handelt”, erklärt Hnilica. „So eine Anfrage hatten wir noch nie.”

Im Film gibt es zahlreiche Zeitsprünge: mal spielt die Handlung in den 50ern, dann in den 90ern, dann wieder in den 60er Jahren. Die Ausstatter wollten, dass der Zuschauer mit einem Blick erkennen kann, in welcher Zeit die Handlung gerade spielt.

Da waren sie in Dortmund an der richtigen Adresse angekommen. Denn versteckt in der Experimentierhalle liegt das architektonische Gedächtnis Nordrhein-Westfalens. Seit 1995 werden hier die Nachlässe bedeutender Architekten gesammelt - mittlerweile sind die Arbeiten von über 40 großen Baukünstlern eingelagert. Ein Regalkilometer Archivmaterial kommt zusammen. Vieles davon ist noch nicht katalogisiert, denn der Lehrstuhl für Geschichte und Theorie der Architektur hat nicht genug Mitarbeiter.

„Hierfür haben eine andere studentische Hilfskraft und ich zwei Tage gebraucht”, sagt der 25-jährige Pablo Ortega und deutet auf ein paar Regalfächer, in denen in Packpaier eingewickelte Rollen mit penibler Beschriftung liegen. Das sind Baupläne.

Arbeiten der Nachkriegszeit




Im Archiv lagert aber noch mehr: Modelle, Aktenordner, die dokumentieren, wie die Idee umgesetzt wurde. „Von einem Architekten haben wir sogar Aufzeichnungen zu seinem persönlichen Segelboot”, berichtet Ortega.

Einer der bedeutensten Nachlässe stammt von Walter Höltje, der im Alter von nur 30 Jahren mit der Planung der Westfalenhalle 1 begann.

Und an genau solchen Arbeiten der Nachkriegszeit waren die Filmausstatter interessiert. Sonja Hnilica fertigte Scans von Gebäudefotografien aus der Zeit an. Das Ergebnis: „Im Film hängen diese Bilder als Fotografien in dem Gerichtsgebäude”, berichtet die 35-Jährige. Im Abspann taucht sogar eine Danksagung an das Archiv der TU Dortmund auf.


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