Essen-Rüttenscheid.. „Alex liest Agatha“ verlässt seinen Standort und zieht an die Eduard-Lucas-Straße. Die Buchhändlerin hatte die Mieterhöhung nicht tragen wollen.

Drei Meter hohe Holz-Regale, romantische Fensterbögen und der Charme eines aufwendig restaurierten alten Hauses: Die neuen Räume von „Alex liest Agatha“ sind wie geschaffen für eine Krimi-Buchhandlung. Das einzige Manko: Der Laden liegt nicht mehr an der belebten Rü, sondern etwas weiter ab vom Schuss inmitten des Wohnviertels rund um die Messe, an der Eduard-Lucas-Straße.

Anfang der Woche zog die Buchhandlung in den Altbau an der Ecke Eduard-Lucas-/ Joseph-Lenné-Straße, der in den vergangenen Monaten saniert wurde.
Anfang der Woche zog die Buchhandlung in den Altbau an der Ecke Eduard-Lucas-/ Joseph-Lenné-Straße, der in den vergangenen Monaten saniert wurde. © FUNKE Foto Services | FUNKE Foto Services

„Leicht ist mir der Schritt nicht gefallen. Aber ich konnte mir die Mieterhöhung an dem alten Standort nicht leisten“, sagt Buchhändlerin Susanne Böckler. Der Vermieter der ehemaligen Geschäftsräume an der Rüttenscheider Straße 162 habe die Miete erhöhen wollen. Wie der Vermieter berichtet, habe er die Monatsmiete seit 1999 das erste Mal "moderat" um 13 Prozent anheben wollen, was einem Betrag von rund 108 Euro monatlich entsprochen hätte. "Das hätte ich mir nicht leisten können", sagt Susanne Böckler.

Dennoch sei ihr der Auszug nicht leicht gefallen: 19 Jahre verbinden sie mit dem Traditionsstandort, an dem bereits 1948 die Alexander-Buchhandlung eröffnete. „Ältere Kunden haben mir erzählt, dass sie schon ihre Schulbücher dort gekauft haben. Beim Auszug habe ich im Keller sogar noch ein altes Schild gefunden, das ein Kunde gerade aufarbeitet“, sagt Susanne Böckler.

Spezialisierung auf Independent-Buchverlage

Überhaupt, die Kunden! Sie waren es, die sie überhaupt auf das neue Lokal aufmerksam machten und auch darüber hinaus jede Menge Unterstützung anboten. „Das macht Mut. Die meisten Menschen, die hier herein kommen, sind Stammkunden, deswegen wird die fehlende Laufkundschaft auch nicht so schwer ins Gewicht fallen“, hofft Böckler.

Mit vielen kleinen Independent-Buchverlagen wie der auf Frauenliteratur spezialisierten Edition Ebersbach und dem auf Kriminalromane konzentrierten Grafit-Verlag zieht die Rüttenscheider Buchhandlung auch Leseratten von weiter her an. „Und die finden jetzt sogar einen Parkplatz in der Nähe – meistens jedenfalls“, sieht die Buchhändlerin einen weiteren Vorteil durch den Umzug ins Wohnviertel.

„Die 1a-Lage wird offenbar immer mehr ausgeweitet“

Die Entwicklung der Geschäftsmieten auf der Rüttenscheider Straße sieht sie kritisch, wenn inhabergeführter Einzelhandel weiter verdrängt werde. „Die so genannte 1a-Lage wird offenbar immer mehr ausgeweitet“, fürchtet sie. Zumal die ehemaligen Räume der Buchhandlung, für die sie einst 750 Euro zahlte, mittlerweile für 1550 Euro auf Immobilienscout angeboten werden.

Nach den aufreibenden vergangenen Monaten will Susanne Böckler nun nach vorn schauen: Endlich wieder neue Bücher bestellen, als zweites Standbein einen DPD-Paketshop aufbauen und künftige Veranstaltungen planen. Viele Autoren hätten schon für Lesungen in den neuen Räumen angefragt, freut sich Böckler.