Essen. Ein einst aufgelöstes Gremium soll neu geschaffen werden. Das will die Ratsmehrheit von CDU und Grünen. Ziel ist mehr Kriminalitätsvorbeugung.

Essens ehemaliger Polizeipräsident Herbert Schenkelberg hat das Gremium zu Hochzeiten der Diskussion um die Auflösung der Drogenszene am Hauptbahnhof einmal als Quatschbude bezeichnet, die Jahre später dann auch sang- und klanglos in der Versenkung verschwand - doch nun soll der Kriminalpräventive Rat (KPR) in Essen wiederbelebt werden.

Das, was bereits Bestandteil ihrer Kooperationsvereinbarung war, wollen Christdemokraten und Grüne im Rat der Stadt in die Tat umgesetzt sehen: Die Stadt soll ausloten, was es an Geld und Mühen kostet, einen neuen KPR zu schaffen mit einer überschaubareren Schar von Beteiligten als die ehedem bis zu 60 Vertreter, die in dem früheren Plenum mehr oder weniger ihr Wort machten. Einen entsprechenden Arbeitsauftrag will die Ratsmehrheit in dieser Woche auf den Weg bringen.

Den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken

Ebenso wichtig, wie Straftaten und Straftäter zu verfolgen, ist es aus Sicht der CDU und der Grünen, Vergehen „vorzubeugen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt von Grund auf zu stärken“, wie es in einem gemeinsamen Antrag der beiden Fraktionen für den städtischen Ordnungsausschuss heißt: „Um der Kriminalität im Stadtgebiet wirksam und ganzheitlich begegnen zu können, sind die wesentlichen Kompetenzen der maßgeblichen Akteure bei der Ordnungsbehörde, Stadtplanung, Jugend- und Kinderarbeit, Stadtgesellschaft und Ratsfraktionen mit einzubeziehen“, heißt es darin.

Die Polizei Essen, die nicht ausdrücklich erwähnt wird, machte auf Anfrage deutlich, dass sie einem neuen Kriminalpräventiven Rat grundsätzlich offen gegenüberstehe. Wichtig sei aber, dass das geplante Plenum zu einer verlässlichen Institution werde.

Der Kriminalität gemeinsam besser vorbeugen

Der zentrale Ansatz sei, dass man der Kriminalität in Essen effektiver vorbeugen wolle, um nicht nur reagieren zu müssen, sagt CDU-Ratsherr Luca Ducree als ordnungspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Gemeinsam müssten die Vertreter in dem Gremium aktuelle Entwicklungen im Blick haben, um ihnen mit neuen Konzepten begegnen zu können.

Auch wenn die Essener Kriminalitätsstatistik zeige, dass die Zahl der Delikte stetig sinke und die Stadt in Sicherheitsfragen auf einem guten Weg sei, werden nach Überzeugung von CDU und Grünen „nach wie vor zu viele Straftaten begangen, denen konsequent begegnet werden muss“.

Die wenigsten Straftaten seit drei Jahrzehnten

Insgesamt wurden der Polizei Essen im vergangenen Jahr 43.545 Delikte bekannt. Das war der niedrigste Stand seit nunmehr drei Jahrzehnten. Im Jahr waren noch 47.666 Fälle in die Statistik der Behörde an der Büscherstraße eingegangen. Den größten Anteil an dem Rückgang hatten allerdings die sogenannten Schwarzfahrten. Sie brachen immerhin um 50 Prozent ein, weil Busse und Bahnen in Zeiten der Pandemie deutlich leerer blieben als sonst.

Insgesamt hatten Ermittler 16.778 Tatverdächtige im Visier. Das waren rund 2500 weniger als in den zwölf Monaten zuvor. Essen, so lautet weiterhin die Botschaft von der Büscherstraße, ist eine vergleichsweise sichere Großstadt. Sicherer jedenfalls als Duisburg, Dortmund, Düsseldorf oder Köln, wenn man betrachtet, wie viele Menschen pro 100.000 Einwohner hier und dort Opfer einer Straftat wurden. Die sogenannte Kriminalitätshäufigkeitszahl, die als ein Indikator für den Grad einer Gefährdung gilt, lag in Düsseldorf bei 9999, in Dortmund bei 9939 und in Essen bei 7472.