Essen.. Fünfeinhalb Monate nach dem tödlichen Raubüberfall auf den Pferdepfleger Frank M. in Altendorf sind die Täter verurteilt worden – aber nicht wegen Mordes.
Ihre tödliche Attacke auf der Altendorfer Straße vom 7. Oktober hatte die Öffentlichkeit tief erschüttert: Der 43 Jahre alte Pferdepfleger Frank M. musste sterben, weil zwei Jugendliche ihn am 7. Oktober als Opfer ausgeguckt hatten. Früher als erwartet hat das Landgericht Essen die beiden 16 Jahre alten Täter am Dienstag nicht-öffentlich zu mehrjährigen Jugendstrafen verurteilt.
Haupttäter Firat A. wurde wegen Raubes mit Todesfolge zu einer Jugendstrafe von sechs Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Die V. Strafkammer bezog dabei ein früheres Urteil wegen einer gefährlichen Körperverletzung mit ein. Der Kampfsportler Firat A. war es, der dem 43 Jahre alten Todesopfer in den frühen Morgenstunden des 7. Oktober in Höhe des Hauses Altendorfer Straße 301-303 einen heftigen Schlag mit dem Ellenbogen ins Gesicht verpasst hatte.
Gericht: Firat A. hat "den Tod leichtfertig verursacht"
Durch diesen Schlag erlitt Frank M. einen Kieferbruch. Er wurde sofort bewusstlos und prallte mit dem Hinterkopf auf den Bordstein. Dabei erlitt er schwere Kopfverletzungen, an denen er am 12. Oktober im Krankenhaus verstarb, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Todesursache war ein Schädel-Hirn-Trauma. Der Verdacht, Firat A. könnte den Tod des Opfers vorsätzlich herbeigeführt haben und müsse deshalb wegen Mordes verurteilt werden, „hat sich in der Hauptverhandlung nicht erhärtet“, erklärt das Gericht: „Die Kammer nimmt jedoch an, dass Firat A. den Tod leichtfertig verursacht hat.“
Sein Komplize, der ebenfalls erst 16-jährige Sami M., ist am Dienstag zu einer Jugendstrafe von vier Jahren verurteilt worden. Seine Tat hat die Strafkammer als räuberische Erpressung gewertet. Zum Tatzeitpunkt war er 15 Jahre alt. Einbezogen hat die Kammer eine weitere räuberische Erpressung im Juli 2015 sowie eine gefährliche Körperverletzung im Jahr 2016.
Auch interessant
Die beiden Verurteilten hatten Frank M. zunächst bedroht und Zigaretten von ihm verlangt. Diese händigte der eingeschüchterte 43-Jährige ihnen auch aus. Sami M. Soll dann weitergegangen sein. Firat A. dagegen schlug zu und durchsuchte noch die Kleidung seines bewusstlosen Opfers: Dessen Smartphone verkauften die skrupellosen Teenager später für 40 Euro.
Intensivtäter hätte Jugendarrest absitzen müssen
Die beiden Angeklagten hatten den äußeren Tatablauf gestanden, der ältere Firat A. aber jede Mordabsicht weit von sich gewiesen. Sie sind als Cousins verwandt, türkischstämmig und wuchsen ohne Vater bei ihren Müttern auf. Der Vater des älteren Angeklagten soll in der Türkei wegen Beihilfe zum Mord 36 Jahre Haft absitzen, der des jüngeren wurde nach Straftaten in die Türkei abgeschoben. Beide Angeklagten sind bereits strafrechtlich aufgefallen und schwänzten die Schule. Während sein Kumpel Firat A. in Untersuchungshaft saß, griff Sami M. noch vor zwei Monaten einen Kontrahenten in Düsseldorf an, verletzte ihn schwer.
Die Tat hatte über den Stadtteil hinaus die Menschen bewegt. Das lag auch daran, dass der Firat A. von der Polizei als Intensivtäter geführt wurde und zur Tatzeit eigentlich eine Strafe im Jugendarrest hätte absitzen müssen. Tatsächlich hatte er offenbar wieder einmal mit seinem Cousin Alkohol getrunken und andere Menschen angepöbelt, ehe sie Frank M. auf der Altendorfer Straße begegneten.