Essen. Die Tat hatte im Oktober 2015 die Öffentlichkeit erschüttert. Seit Montag steht ein Intensivtäter (16) vor Gericht, weil durch seinen Schlag auf offener Straße ein 43 Jahre alter Pferdepfleger in Altendorf starb.
16 Jahre sind die Angeklagten alt. Schwere Schuld haben die beiden auf sich geladen. Denn nach dem, was sie in der Nacht zum 7. Oktober getan haben, ist ein Mensch ums Leben gekommen. Frank M., der 43 Jahre alte Pferdepfleger aus Altendorf, war nach einem Ellbogenschlag ins Gesicht zusammengesackt und ungebremst auf den Bordstein geknallt. An den Folgen des Aufpralls starb er fünf Tage später im Krankenhaus.
Staatsanwältin Elke Hinterberg sieht in ihrer Anklage gegen die beiden 16-Jährigen unterschiedliche Verantwortungen. Dem Älteren wirft sie Mord aus Habgier und Raub mit Todesfolge vor. Dem Jüngeren lediglich einen Raub, weil der Schlag mit dem Ellbogen auch für ihn überraschend erfolgt sei.
Frank M. gab ihnen Zigaretten und wurde dennoch Opfer
Beide Angeklagte gestehen den äußeren Tatablauf, der ältere weist aber jede Mordabsicht weit von sich. Sie sind als Cousins verwandt, türkischstämmig und wuchsen ohne Vater bei ihren Müttern auf. Der Vater des älteren Angeklagten soll in der Türkei wegen Beihilfe zum Mord 36 Jahre Haft absitzen, der des jüngeren wurde nach Straftaten in die Türkei abgeschoben. Beide Angeklagten sind bereits strafrechtlich aufgefallen und schwänzten die Schule.
Der Tod des Pferdepflegers hatte die Öffentlichkeit erschüttert. Frank M., der als zurückhaltend, fast autistisch beschrieben wird, war in der Tatnacht gegen zwei Uhr auf dem Weg zur Arbeit bei einem Reiterverein in Stadtwald. An einem Kiosk auf der Altendorfer Straße kaufte er Zigaretten. Sein Unglück war, dass er kurz darauf den beiden Angeklagten begegnete, die zuvor schon Passanten angepöbelt hatten. Zigaretten verlangten sie von ihm. Er gab sie und wurde dennoch das Opfer der beiden.
Mit dem Ellbogen unvermittelt ins Gesicht geschlagen
Laut Anklage hatte der Jüngere Frank M. aufgefordert, die Zigaretten herauszugeben. Als er die Schachtel in der Hand hielt, soll sein Cousin, der früher Kick-Boxen trainierte, unvermittelt dem 43-Jährigen den Ellbogen ins Gesicht gerammt haben. Als das Opfer zu Boden ging, soll der Ältere dessen Kleidung durchsucht und ein Handy gestohlen haben. 120 Euro Bargeld und eine EC-Karte wurden später in der Kleidung des Opfers gefunden.
Beide Angeklagten flüchteten, als ein 27 Jahre alter Türke zum Tatort lief. Er hatte zuvor beobachtet, wie die Jugendlichen ihr Opfer ansprachen und einer von ihnen zuschlug. Vier Tage später nahm die Polizei die Jugendlichen fest. Zwischenzeitlich hatten sie das Handy des Pferdepflegers für 40 Euro verkauft.
Gerade der Ältere gilt bei der Polizei als Intensivtäter, die Ermittlungsgruppe „Jugend“ hatte ihn im Auge. Er hat mehrfache Vorstrafen in seinem Register stehen. Strafverfahren, die eingestellt wurden, gab es auch, weil er seine Mutter angegriffen haben soll. In der Tatnacht hätte er eigentlich im Jugendarrest sitzen müssen, weil er sich nicht an Bewährungsauflagen gehalten hatte. Doch der richterliche Beschluss, ihn festzunehmen, kam zu spät.
Passanten in Düsseldorfer Altstadt angegriffen
Juristisch wird es im Prozess vor der Jugendstrafkammer, die insgesamt fünf Sitzungstage angesetzt hat, darauf ankommen, ob es wirklich ein Mord war. Das kann schwierig werden, weil der Hauptangeklagte tatsächlich nur einen Schlag gesetzt hatte und der Tod des Opfers durch den Aufprall verursacht wurde. In der Vergangenheit hatten Gerichte deshalb oft lediglich wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt.
Zeitweise unter Tränen hatte der ältere Angeklagte den Schlag eingeräumt. Sein Motiv? „Ich habe ihm nur eine mitgeben wollen“, sagte er im Prozess. Nein, töten hätte er das Opfer nicht wollen. Staatsanwältin Elke Hinterberg hat noch drei Anklagen aus Düsseldorf übernommen. Da sollen beide Angeklagte in der Düsseldorfer Altstadt Passanten angegriffen haben. Der ältere Angeklagte ist aber nur in einem Fall genannt worden.