Künstler aus Kiew saßen während des Lockdowns im GOP Essen fest. Jetzt bangen sie um Verwandte im Krieg. Direktorin Stöckmann kennt ihre Nöte.
Seit langem arbeitet das GOP mit dem Ensemble des Circus Theater Bingo aus Kiew zusammen. Es steht für Artistik und Ästhetik in Perfektion. Doch statt einer erfreulichen Tour durch die sieben Varieté-Theater des Unterhaltungsunternehmens folgt eine Härte nach der anderen. Ende 2020 konnten sie die Premiere ihrer Show „undressed“ wegen des Corona-Lockdowns nicht spielen und saßen Monate in Essen ohne Gage fest. Jetzt dürfen sie wieder spielen, bangen aber um Verwandte, die vom Krieg in der Ukraine betroffen sind. Das GOP bietet ihnen eine Unterkunft in Essen an.
„Wir sind gerade dabei, Familienangehörige von Künstlern, die bei uns arbeiten, und früher mal gearbeitet haben, in unseren freien Appartements einzuquartieren. Was ich toll finde, dass auch die Cast der aktuellen Show „Wilderness“ Platz schafft für Ukrainer“, erzählt die Essener Direktorin Nadine Stöckmann. Obwohl die Artisten gerade in Bonn auftreten und hier erst im Sommer wieder auf dem Spielplan stehen, ging der Kontakt zu Essen nicht verloren. Die 43-Jährige kennt ihre Nöte und lobt ihre Disziplin. „Das ist nicht einfach, sich keine Sorgen zu machen, wenn man abends auf der Bühne steht. Es ist bemerkenswert, welche große Leistung sie abliefern.“
Mit einem Lächeln absolvieren sie ihre Nummern, auch wenn die Angst groß ist, dass die Zerstörung ihrer Heimat anhält. „Sie alle hoffen, dass der Krieg nicht zum Dauerzustand wird“, so Nadine Stöckmann, die sich neben den Direktoren anderer Häuser sowie den Künstlerbetreuern um die Belange der Ukrainer kümmert. „Und die Anfragen reißen nicht ab.“
Probleme in der Zusammenarbeit mit russischen Kollegen gebe es nicht, meint Stöckmann. Der Zusammenhalt sei groß. Auch die russischen Künstler gingen nicht konform mit der Politik Putins im Moment. „Beeindruckt sind sie vor allem von der großen Solidarität, die sie in Deutschland immer wieder erfahren.“