Essen. Eine Million Euro soll eine Bande kassiert haben, die illegal gebrannte CDs und DVDs auf einem Flohmarkt verkaufte. Vor Gericht gab es Geständnisse.

Sie leugnen nicht, sondern erzählen freimütig von ihren illegalen Geschäften. Mit raubkopierten CDs und DVDs soll eine Bande jahrelang Geschäfte auf dem Flohmarkt an der Uni gemacht und eine Million Euro kassiert haben. Angeklagt vor der XV. Strafkammer sind seit Donnerstag der Duisburger Marc M. (45), eine 35 Jahre alte Bottroperin und ein 40-Jähriger aus Überruhr. Er soll mit dem Hauptangeklagten Marc M. in Geschäfte eingebrochen sein.

Der Ablauf ist immer gleich. In verschiedenen Wohnungen standen die Brenner, auf denen die Bottroperin bis zu 2000 Rohlinge wöchentlich mit frischen Filmen und Musik bespielte. Marc M. brachte sie zu zwei Libanesen, die den Verkauf auf dem samstäglichen Flohmarkt an der Essener Uni organisierten.

374.000 Raubkopien verkauft

Fünf Euro kostete im Schnitt eine Raubkopie. Die Einnahmen wurden alle ein bis zwei Stunden abgeholt, damit beim Zugriff der Polizei keine größeren Verluste zu verschmerzen waren. Zwischen Anfang 2009 und Mai 2012 lief der Handel, an 156 Verkaufstagen wechselten rund 374.000 Raubkopien den Besitzer.

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Marc M., im Anzug auf der Anklagebank, räumt in ruhigen Worten den illegalen Handel ein. Auch die Einbrüche gibt er zu. Da hat er zum Beispiel aus Geschäften Zigaretten gestohlen, die er später an der Uni verkaufte. Er betont aber, dass er nicht der Chef gewesen sei, sondern Angestellter der beiden Libanesen.

"Ich war entzügig, brauchte Stoff"

Das sieht die Bottroperin ganz anders: „Er war der Boss, auf mich hat er immer so gewirkt.“ Die Drogensüchtige erzählt munter aus dem Innenleben der kriminellen Aktivitäten: „Quatschen kann ich.“ Versprochen hatte Marc M. ihr 200 Euro Lohn pro Woche, abzuziehen sei das Heroin, das er ihr lieferte. Sie war sich ihrer Macht bewusst und weitete den Drogenbezug aus: „Wenn er mir keinen Stoff brachte, hörte ich auf mit dem Brennen. Dann stand er ohne Produktion da.“ Also hätte er geliefert. Einmal sei sie von ihm eingesperrt worden, damit sie weiter brannte. Als ihr das Heroin ausging, rief sie die Polizei an und bat um Befreiung: „Ich war entzügig, brauchte Stoff.“

Der dritte Handwerker, ein gescheiterter Geschäftsmann aus Überruhr, gibt die fünf angeklagten Einbrüche zu. Ihn störe aber, dass er vom Mitangeklagten als der große Planer beschrieben werde. Das will er korrigieren: „Einen Einbruch plane ich nicht, den mache ich.“