Essen. Das JOE-Festival besteht seit 25 Jahren. Zum Jubiläum gab es einmal mehr hochkarätige Musik. Warum die Bilanz aber ein wenig durchwachsen ist.
Das Jazz-Festival JOE besteht seit einem Vierteljahrhundert. Bei der Veranstaltungsreihe zum Jubiläum setzten Musiker Glanzlichter, doch die Zahl der Besucher blieb hinter Wünschen und Erwartungen zurück.
Veranstalter verlegten Festival kurzerhand in die Kaue der Zeche Carl
Künstlerisch ein voller Erfolg, vom Publikumszuspruch her das glatte Gegenteil. Ob’s daran lag, dass allzu viele nicht mitbekommen hatten, dass die knackig „Joe“ genannte Jazz-Offensive-Essen ob betrüblicher Wetteraussichten kurz vor knapp ihr erstes Festival unter freiem Himmel in die Kaue der Zeche Carl verlegt hatte? Und folglich selbst hartgesottene Jazzfans keine Lust auf Kalt und Nass verspürten?
Dabei versprach das von Patrick Hengst und Florian Walter konzipierte Programm große Dinge. Was sich drei Abende lang derart überwältigend bestätigte, dass man das 25. Festival dieser Art klar als eines der besten seiner Historie bezeichnen muss. Es war eine stimmige Mischung aus heimischen Combos und internationalen Star-Formationen, die sich jeweils im Doppelpack die Bühne teilten und dort ohne den sonst üblichen Zeitdruck entfalten konnten.
Musikalischer Kontrast prägte Konzertabend
Erstaunlicherweise war der auf den ersten Blick eher unspektakuläre Donnerstag der bestbesuchte Abend. Wohl, weil das Duo mit dem etwas seltsamen Namen „Wir hatten was mit Björn“ seine eigene Fanschar zog. Die Gäste zeigten sich von der Mischung intensiver Vokalpracht, delikater Posaunenklänge und gewitzter Beats äußerst angetan. Danach setzte die Band „Malstrom“ Glanzlichter.
Getragen von Jo Beyer als cool trommelndem Brückenbauer, bot Axel Zajac, packende Sounds. Überwältigungsartistik par excellence, die Florian Walter auf seinem Altsaxophon grandios konterte. Die Musiker boten eine reife Leistung, die die Gäste in den Bann zog.
Ein faszinierender Kontrast zu dem norwegischen Trio „Strønen/Tanaka /Lea“, das am zweiten Abend vor gerade mal einem guten Dutzend Zuhörer delikate Klänge in freier Improvisation entwickelte. Hinreißend die junge Klarinettistin Marthe Lea, die mit glockenreiner Sopranstimme den zarten Spielfluss akzentuierte. Den steuerte Thomas Strønen mit filigranen Streicheleinheiten auf Cymbals und Toms sagenhaft sensibel, was die japanische Pianistin Ayumi Tanaka mit diskreten Klängen aus dem Saitenkasten anrührend begleitete.
Ensemble wartete mit Rock-Erinnerungen aus den 60er Jahren auf
Dass danach „Cranes“ ähnliche Klangkunst in feinen Dialogen von Posaune (Matthias Müller), Christian Marien (Drums) und der ebenfalls perkussiv am Flügel agierenden Französin Eve Risser bot, war eine schöne Chance, europäische Entwicklungslinien zu vergleichen. Ein bewegendes Erlebnis, das diesen intensiven Abend perfekt abrundete.
Ein weiteres Trio, das bleibenden Eindruck hinterließ, war „Handsome Couple feat. DJ Illvibe“ in der Kombination Banjo, Drums und Turntables.
Sounds voller Spielwitz zum Auftakt wurden schließlich beim besser besuchten Finale geboten und das von der einzigen Großformation des Festivals. Das 13-köpfige Ensemble „Été Large“ der Altsaxophonistin Luise Volkmann wartete mit Rock-Reminiszenzen der späten 60er-Jahre auf und verknüpften sie mit heiterer Free Jazz-Attitüde. Es war der klanggewaltige Höhepunkt eines außerordentlich reichhaltigen Festivals, das seinen 25. Geburtstag in kleinem Kreis würdig zelebrierte.