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Bei Dachdeckermeister Rudolf Heidrich sorgt die geplante Ausweitung der Umweltzone für dicke Luft. 16 Fahrzeuge zählt der Fuhrpark des Mittelständlers, sieben davon haben keine Umweltplakette. Stadtweit sind 813 Handwerkerautos betroffen.

Nein, auf die Landesregierung ist Rudolf Heidrich nicht gut zu sprechen. Dem Umweltminister würde der Dachdeckermeister aus Kupferdreh wohl am liebsten persönlich aufs Dach steigen. „Haarsträubend“ sei dessen erklärte Absicht, die Umweltzonen auf das gesamte Ruhrgebiet auszudehnen. „Für uns wäre das eine enorme Belastung“, schimpft der 55-jährige Handwerker.

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Bei Rudolf Heidrich rennen sie damit offene Türen ein. 16 Fahrzeuge zählt der Fuhrpark des Mittelständlers, sieben davon - alle erstmals zugelassen zwischen 1991 und 1998 - haben keine Umweltplakette. Weil Heidrich für diese Wagen rechtzeitig Handwerkerparkausweise beantragt hatte, dürfen sie in der 2008 eingerichteten Umweltzone fahren. Noch. Denn die Ausnahmeregelung läuft zum 1. Juli aus. Davon betroffen sind stadtweit 813 Handwerkerautos.

„Ich werde sie wohl verkaufen nach Velbert oder Wuppertal“

Fahrzeuge ganz ohne Umweltplakette und solche mit roter Plakette drohen dann Fahrverbote in der Umweltzone, die dann gesamte Stadtgebiet umfassen würde. Bei strenger Lesart müsste Rudolf Heidrich neben den sieben plakettenlosen Wagen noch einen weiteren mit roter Plakette stilllegen. Ein Jahr später droht das gleiche Schicksal einem weiteren seiner Fahrzeuge, denn dann soll die Umweltzone nach dem Willen der Umweltbehörden auch für Wagen mit gelber Umweltplakette zur Tabuzone erklärt werden.

Das Umweltministerium hat neue Ausnahmen angekündigt: Eine so genannte Fuhrparkregelung soll die Anreize zur Modernisierung der Fahrzeugflotten erhöhen, heißt. Firmen mit mehr als einem Fahrzeug können für einen Teil ihrer „Flotte“ Ausnahmegenehmigungen erhalten. Auch diese Regelung ist befristet, Mitte 2014 soll sie auslaufen. Rudolf Heidrich fühlt sich dadurch wirtschaftlich unter Druck gesetzt. Etwa 30 000 Euro koste ihn ein neues Fahrzeug. Ärgerlich: Seine „Flotte“ sei nur in Essen und Umgebung unterwegs, maximal 10 000 Kilometer fahre ein Wagen pro Jahr. „Ich bin gezwungen, noch gute Fahrzeuge abzugeben“, schimpft der Handwerker.

Der Dachdeckermeister weiß die Kreishandwerkerschaft in seiner Wut an seiner Seite und auch die FDP. Die selbst ernannte politische Stimme des Mittelstandes schlägt drastische Töne an. Handwerker würden vom Land bürokratisch gegängelt, Hunderte Betriebe in der Stadt seien in ihrer Existenz bedroht, sollte es keine allgemeine Verlängerung für Sondererlaubnisse geben. Rudolf Heidrich setzt darauf, dass ältere Fahrzeuge, die er ausrangieren muss, noch ein paar Euro einbringen. „Ich werde sie wohl verkaufen nach Velbert oder Wuppertal.“ Abgase stoßen sie dann jenseits der Zonengrenze in die Luft.