Essen..

Der Aktionsplan gegen Feinstaub zeigt Wirkung. An der Gladbecker Straße wurde der Grenzwert in diesem Jahr nur an 25 Tagen überschritten. Die Umweltzonen sollen deswegen noch ausgeweitet werden.

Sorgen bereitet Stickstoffdioxid

Das Umweltamt schreibt den Rückgang der zum 1. Oktober 2008 eingerichteten Umweltzone zu. Denn auch auch an den übrigen Messstellen sind die Werte rückläufig. So wurde der Grenzwert an der Hombrucher Straße 14 Überschreitungstage gezählt, in Vogelheim zehn und an der Steeler Straße fünf. Nach Berechnungen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz hat die Belastung in den Umweltzonen an Rhein und Ruhr um Durchschnitt um 3,2 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft abgenommen.

Ein „Blauer Brief“ aus Brüssel blieb der Stadt Essen somit erspart. Andere Großstädte wie München oder Stuttgart wurden von der Europäischen Union hingegen dazu verdonnert, mehr für saubere Luft zu tun. Den hiesigen Behörden verschafft dies eine Atempause. Entspannt zurücklehnen dürfen sie sich aber nicht. „Es gibt keinen Anlass zu Jubel“, sagt Umweltamtsleiter Hartwig Steinbrink. Im Gegenteil. Immer größere Sorgen bereitet den Experten inzwischen die Stickstoffdioxidkonzentration. Wie Feinstaub kann auch dieser Schadstoff zu schweren Atemwegs- oder Herzkreislauferkrankungen führen. In der Fläche sei die Belastung zwar geringfügig zurückgegangen, so Steinbrink. An Hauptverkehrsstraßen aber sei ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen.

Die Land hat die Kommunen bereits aufgefordert, Vorschläge zu unterbreiten, wie sie dem Problem begegnen wollen. Die Umweltdezernenten im Ruhrgebiet haben sich dafür ausgesprochen, es in Sachen Umweltzonen nicht länger bei einem Flickenteppich zu belassen; derzeit gibt es noch neun unterschiedlich große Zonen. Mit einem solchen Vorstoß sind die Städte vor drei Jahren noch gescheitert. Aber inzwischen hat sich der politische Wind in der Landeshauptstadt bekanntlich gedreht.

Steinbrink will nicht ausschließen, dass die Stadt weitere temporäre Fahrverbote aussprechen, wie sie auf der Gladbecker Straße bereits im Jahr 2005 verhängt wurden; Lkw dürfen dort von 6 bis 13 Uhr nicht fahren. Fahrverbote sei nicht „die vorrangige Stoßrichtung“, formuliert Steinbrink.

Fast jeder dritte Lkw hat bereits grüne Plakette

Zumal die Einrichtung der bisherigen Umweltzonen einen Effekt erreicht hat: Die Zahl der „Ruß-Stinker“ ist rückläufig. Fast jeder dritte schwere Lkw, der in Essen zugelassen ist, fährt inzwischen mit grüner Plakette, 2007 klebte nur bei vier Prozent eine solche hinter der Windschutzscheibe. Gänzlich ohne Plakette sind noch 19 Prozent unterwegs. Das mögen immer noch zu viele sein, aber vor drei Jahren waren es noch 30 Prozent.

Die Stadt sieht vielmehr den Bund in der Pflicht. So könne Berlin die für 2013 geplante strengere EU-Norm für Kleintransporter und Lkw vorziehen oder den Einbau wirksamerer Filter finanziell fördern. Zumal der Verdacht nahe liege, dass herkömmliche Partikelfilter zwar den Feinstaubausstoß senken, die Belastung durch Stickstoffdioxid aber erhöhen. Auch eine Staffelung der Lkw-Maut, so um die Immissionsbelastung zu berücksichtigen, wäre nach Überzeugung der Umweltbehörde ein Schritt in die richtige Richtung.

Bis Mitte kommenden Jahres will die Landesregierung den Luftreinhalteplan für das Ruhrgebiet fortschreiben. Ausnahmegenehmigungen, wie sie in Essen für 400 Inhaber von Handwerkerparkausweisen gelten, bleiben mindestens so lange gültig.

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