Essen. Der Startschuss für das neue Ersthelfer-Projekt soll am 9. Oktober fallen. Feuerwehr will bis dahin auf 100 registrierte Ehrenamtliche zugreifen.

Es ist ein Projekt, das Leben retten hilft, und nicht minder eine schwere Geburt: Seit Jahren ist die Alarmierung Freiwilliger im Erste Hilfe-Fall geplant. An Ankündigungen war kein Mangel. Nur passiert ist bislang nichts. Doch im Herbst soll es nun endlich so weit sein: Die „Mobilen Retter“ gehen auch in Essen an den Start.

Am 9. Oktober, sagt Stadtsprecherin Silke Lenz, fällt in der Hauptfeuerwache an der Eisernen Hand der offizielle Startschuss für das neue Hilfesystem, bei dem qualifizierte Ehrenamtliche von der Leitstelle über eine Handy-App alarmiert werden, um bei medizinischen Notfällen möglichst schnell und noch vor Eintreffen eines regulären Rettungsdienstes eingreifen zu können. Bleibt’s beim anvisierten Termin, ist Essen die erste Großstadt, sagt Feuerwehr-Vizechef Thomas Lembeck, die dieses Programm nutzt.

Mit zunächst 100 Freiwilligen soll es losgehen, weiß Feuerwehrsprecher Mike Filzen. In einer ersten Stufe werden aktuell 45 Helfer zum Beispiel aus Heil- und Pflegeberufen für ihren Einsatz qualifiziert. Oder genauer: Sie werden schon wieder nachgeschult, um ihr Wissen aufzufrischen. Denn die ersten Kurse hatten bereits vor Jahren stattgefunden. Eigentlich sollten die „Mobilen Retter“ bereits 2017 zur Verfügung stehen.

Das Rechtsamt der Stadt hatte zunächst Datenschutzbedenken

Doch nach der Ankündigung passierte erst mal lange nichts, zumindest nicht mehr, als dass das Rechtsamt der Stadt gehörige Datenschutz-Bedenken hatte. Die sind inzwischen offenbar ausgeräumt. Oberbürgermeister Thomas Kufen will nun grünes Licht für das von einem Mediziner entwickelte Alarmierungssystem geben, das registrierte Ersthelfer in unmittelbarer Nähe eines Notfalls aufspüren kann.

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Das Kalkül dahinter leuchtet schnell ein: Wenn das Herz schlapp macht oder das Bewusstsein schwindet, ist in Essen nach spätestens acht Minuten zwar in Rettungsdienst zur Stelle. Doch die überlebenswichtige Hilfe könnte eben viel schneller eintreffen, wenn Ärzte, Sanitäter oder ähnlich qualifizierte Bürger, die sich für die App „Mobile Retter“ registriert haben, bei medizinischen Notfällen direkt eingreifen könnten. Die Leitstelle der Feuerwehr schickt den Ersthelfern zu diesem Zweck die genauen Koordinaten eines Einsatzortes aufs Handy.

Die Hälfte der Retter in anderen Städten waren binnen vier Minuten vor Ort

Die Anbieter der Smartphone-App versprechen viel: In 50 Prozent der in anderen Städten bereits absolvierten Einsätze von Mobilen Rettern vergingen weniger als viereinhalb Minuten zwischen Alarmierung und der Ersten Hilfe. Schon bei einer Minute, die die Freiwilligen früher aktiv werden können, steigt die Überlebenschance je nach Art des Notfalls um bis zu zehn Prozent, so die Erfahrungswerte.

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Das technische Verfahren, um eine Alarmierung von der Leitstelle auf die registrierten Handys abzusetzen, ist denkbar einfach. Geht ein Notruf ein, wird wie bisher auch der Rettungsdienst in Gang gesetzt, dann alarmiert die Feuerwehr anhand einer Karte die registrierten Helfer, die sich in der Nähe eines Einsatzortes aufhalten. Mit einem Klick können die Nutzer, die sich die App auf ihr Handy geladen haben, schließlich bestätigen, dass sie den Hilferuf auch tatsächlich angenommen haben.

Die Helfer sollen reguläre Rettungsdienste natürlich nicht ersetzen

Trotzdem gilt nach wie vor: Die freiwilligen Helfer werden den regulären Rettungsdienst allenfalls unterstützen, sollen oder können ihn aber keinesfalls ersetzen. Alarmiert werden die Mobilen Retter, um eine Herz-Druck-Massage oder eine Beatmung in die Wege zu leiten. Bei schweren Verletzungen bleiben sie eh außen vor, zumal sie die bei solchen Einsätzen notwendige Ausrüstung kaum ständig mit sich herumtragen dürften, betont die Feuerwehr.