Pro NRW ohne Lobby bei Wahlkampfauftakt in Essen-Kray
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Essen-Kray.. Der Wahlkampf-Auftakt der rechtsgerichteten Partei Pro NRW und die Gegendemonstration vor der Moschee in Kray sind friedlich verlaufen. Am Freitag hatte das NRW-Innenministerium Pro NRW per Erlass verboten, die Mohammed-Karikaturen des dänischen Zeichners Kurt Westergaard zu zeigen.
Die vielfach als „Wolf im Schafspelz“ beizeichnete, rechts gerichtete Partei Pro NRW kommt bei ihrer Aktion „Freiheit statt Islam“ zum NRW-Wahlkampfauftakt eher als Schaf im Wolfspelz daher. Von den angekündigten drei Bussen fährt vor dem Platz am Tempelhof gerade mal einer vor, und das auch noch zu spät. Die rund 50 Pro NRW Anhänger hatten sich in Essen verfahren... Die für 11 Uhr angekündigte Kundgebung verzögert sich weiter, weil Beamten der Polizei-Einsatzhunderschaft das Fahrzeug und die Demonstranten umfassend durchsuchen. Anlass war die Aussage einiger Pro NRW-Mitglieder, sich im Zweifelsfall „zur Wehr setzen“ zu wollen. Tatsächlich beschlagnahmt die Polizei einige Messer.
Demo überstimmt Pro NRW
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In Kray geht derweil verkehrstechnisch nichts mehr. Die Straßen rund um die Moschee sind weiträumig abgeriegelt worden.Mehr als 300 Gegendemonstranten haben sich auf Einladung des Bündnisses „Essen stellt sich quer“ versammelt, um friedlich gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung Flagge zu zeigen. Eine von ihnen ist Silvia Froese. Die 64-Jährige aus Byfang findet es wichtig, „gegen rechte Parteien Position zu beziehen“. „Mit wird ungemütlich, wenn ich diese Menschen sehe“, sagt die pensionierte Lehrerin. Zu diesem Zeitpunkt steht Bezirksbürgermeister Arnold Krämer auf dem Rednerpult. Man dürfe der „demagogischen Hetze nicht tatenlos zusehen“, fordert er. Zudem dürfe man sich nicht allein auf staatliche Organe verlassen. Eben die sind am Samstagvormittag aber mit einem Großaufgebot vor Ort. Polizei-Hundertschaften aus ganz NRW patrouillieren in Kray, außerdem kreist stundenlang ein Polizei-Hubschrauber über dem Gebiet.
Zeitgleiche Veranstaltung zur interkonfessionellen Begegnung
Innenminister Jäger hatte zudem per Erlass am Freitag verboten, die umstrittenen Mohammed-Karikaturen des dänischen Zeichners Kurt Westergaard zu zeigen, da dies als offene Provokation gewertet wurde. Hintergrund ist ein Karikaturen-Wettbewerb, zu dem Pro NRW hatte im Vorfeld der Kundgebung aufgerufen hatte. Die wenigen Bilder, die schließlich an die Flip-Chart - die der Wind übrigens zeitweise umweht- angeheftet werden, stufen die Staatsanwälte schließlich als rechtlich unbedenklich ein. Bedenklicher sind da schon die rechts-gerichteten Parolen, für die Pro NRW Unterstützung aus Österreich und Flandern geholt hat. So tritt unter anderem die für ihre rassistischen Äußerungen bekannte, österreichische FPÖ-Politikerin Susanne Winter ans Rednerpult.
Beinahe zeitgleich findet in der Krayer Moschee eine Veranstaltung zur interkonfessionellen Begegnung statt. Daran nimmt neben dem Imam, evangelischen und katholischen Priestern auch der Leiter der jüdischen Synagoge, Uri Kaufmann teil. „Wir empfinden diese Kundgebung als Provokation sondergleichen. Wir bleiben hier, bis die Nazis weg sind“, sagt Zinar Cuma, Mitglied der muslimischen Gemeinde. Auch der Essener SPD-Chef Dieter Hilser kritisiert die Polizeipräsidentin für die Genehmigung der Pro NRW-Kundgebung in direkter Nachbarschaft zur Moschee. Und obwohl sich die Gläubigen dort aus den Lautsprechern von gegenüber diffamierende Äußerungen, die etwa den Koran beleidigen, gefallen lassen müssen, bleiben sie und auch alle anderen Demonstranten friedlich. Sie wissen, dass die Menschen in Kray hinter ihnen stehen.
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