Essen.. Der Bau von rund 17 000 Wohnungen binnen fünf Jahren ist nach Einschätzung der Politik unrealistisch. Der Eigentümerverein Haus und Grund wirbt für eine neue Idee.
Rund 17.000 neue Wohnungen müssten laut einer Prognose des Landesbauministeriums bis 2020 in Essen gebaut werden. Planungspolitiker bezweifeln, dass diese Zahl auch nur im Ansatz erreicht werden könnte. Etwa 1000 Wohnungen dürften nach Einschätzung von Thomas Rotter (SPD), Vorsitzender des städtischen Planungsausschusses, innerhalb der kommenden zwei Jahre gebaut werden. Bis zu 1000 weitere Wohnungen könnten auf insgesamt elf Grundstücken entstehen, die auf Beschluss des Fachausschusses ins Arbeitsprogramm der Fachverwaltung aufgenommen wurden (siehe Info-Kasten). Bis 2018 soll dort Baurecht geschaffen werden. Von der vom Land errechneten Zielmarke wäre Essen auch dann noch weit entfernt.
Der Eigentümerverein Haus und Grund sieht dennoch sehr wohl Potenzial für neue Wohnungen. In einfachen und mittleren Lagen gebe es noch Reserven, so Geschäftsführer Werner Weskamp. Und zwar nicht nur durch den Ausbau von Dachgeschossen, sondern im Erdgeschoss. So könnten ehemalige Ladenlokale in Wohnungen umgewandelt werden. Laut Weskamp ist die Finanzierung das Problem. Essen sei nicht München, wo der Ausbau durch die hohen Mieten quasi automatisch zu finanzieren sei. Weskamp regt deshalb an, die Politik möge sich Gedanken darüber machen, Zuschüsse an die Eigentümer zu zahlen. Diese sollten sich im Gegenzug für die Investitionshilfe dazu verpflichten, für einen festzulegenden Zeitraum an Flüchtlinge und Menschen mit geringem Einkommen zu vermieten. Der Vorteil: Dringend benötigter Wohnraum ließe sich schneller schaffen, soziale Ghettos vermeiden. Weskamp will diesen Gedanken in Politik und Verwaltung tragen. Das Problem: Wer zahlt einen solchen Zuschuss?
Mehr in die Höhe bauen
Die Partei-Piraten wollen erreichen, dass die Stadt Nachverdichtungen und damit neuen Wohnraum durch die Aufstockung bestehender Gebäude ermöglicht. Dies wäre im Einzelfall zu prüfen, heißt es dazu im Planungsamt. Dort reift die Erkenntnis, dass bei der Aufstellung neuer Bebauungspläne intensiver als bisher darüber nachgedacht werden sollte, mehr in die Höhe zu bauen.
Es wäre ein Weg, um die ohnehin umstrittene Bebauung von Freiflächen soweit möglich zu umgehen. Ob die Bürger einen weiteren Eingriff in Natur und Landschaft hinnehmen würden, hält man auch in den Reihen der großen Koalition für fraglich. Die Proteste von Bürgerinitiativen im Vorfeld der jüngsten Entscheidungen zum Bau von Flüchtlingsunterkünften haben offenbar Wirkung hinterlassen.