Essen. 300 Anhänger der Nationalelf haben die Weltmeister in Essen empfangen - doch die meisten Fußballprofis würdigten die Fans keines Blickes. Immerhin: Thomas Müller und Toni Kroos schrieben einige Autogramme. Dann ging’s ganz schnell ins Hotel Atlantic.
Schon am Sonntagmorgen stehen sie vor dem Hotel Atlantic, die Schürles, Götzes, Neuers und Müllers – zumindest den Trikots nach zu urteilen. Etliche Fans der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft wollen den Weltmeistern in Essen einen gebührenden Empfang bereiten und warten geduldig auf die Ankunft der WM-Helden.
Ein Fan ist Justin Grün. Er verfolgt die Flugbewegungen in Europa per Handy-App und weiß: „Der Flieger ist pünktlich in Polen gestartet.“ Grün hat einen ganzen Stapel Fußballbilder mit allen Nationalspielern in der Hosentasche und hofft, das eine oder andere Autogramm abstauben zu können. „Ich wohne zwar neben dem Uhlenkrug, muss morgen beim Abschlusstraining allerdings arbeiten, so dass heute die einzige Chance ist.“
Nicht viel Zeit für Autogramme
Gleiches haben auch Mareike Arnold und Jessica Brinkmann vor. „Uns ist egal, dass sie gestern verloren haben“, sagt Mareike Arnold und Brinkmann ergänzt: „Ich finde die Jungs toll, besonders Bastian Schweinsteiger.“ Die Altenessenerinnen haben Deutschlandflaggen über das Absperrgitter vor dem Hotel gehängt, weiße Leibchen mit dem Adler drapiert und den Filzstift gezückt. „Es wird wahrscheinlich nicht viel Zeit für Autogramme geben; da muss man vorbereitet sein.“
Das Feld füllt sich allmählich; am Ende sind es rund 300 Fußballfans, die geduldig auf den Mannschaftsbus warten, darunter auch der neunjährige Ben aus Voerde. Eigentlich ist er hier, um mit seinen Eltern in der Gruga spaziergehen zu gehen. Weil er großer Fan von Marco Reus ist, hatte er morgens das DFB-Trikot des Dortmunder Offensivmannes übergezogen. „Der Parkplatzwächter hat das Trikot gesehen und meinte, wenn ich Fan der Nationalmannschaft wäre, sollte ich einfach mal hier 'rübergehen und warten.“
Nur Kroos und Müller erbarmen sich
Als um 13.18 Uhr der Mannschaftsbus aus der Norbertstraße abbiegt, fahren hunderte Köpfe herum, die Spannung steigt, Jubel kommt auf – und weicht schnell der Ernüchterung. Denn der Bus hält direkt vor dem Haupteingang des Mannschaftsquartiers und die meisten Spieler eilen aus dem Gefährt in die Lobby – ungesehen von den meisten Fans. Lediglich Toni Kroos und Thomas Müller erbarmen sich und schreiben artig fünf Minuten lang ihren Namen auf Trikots und Sammelbilder.
„Das ist schon ganz schön enttäuschend“, spricht Mareike Arnold den meisten Anwesenden aus der Seele. „Die hätten sich alle ruhig mal ein paar Minuten Zeit für Autogramme und Fotos nehmen können.“ Ben aus Voerde immerhin ist glücklich: Thomas Müller hat bei ihm unterschrieben. Hat sich gelohnt, den Gruga-Spaziergang um eine Stunde aufzuschieben.