Essen. Von Sonntagnachmittag bis Mittwochmorgen logiert die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Essen. Das Team wohnt im Atlantic-Hotel und trainiert am Uhlenkrug. Wer Glück hat, sieht die prominenten Gäste auch mal.
Wenn die deutschen Fußball-Weltmeister am Sonntag am Uhlenkrug aus ihrem Mannschaftsbus steigen, werden sie als Erstes auf die nackte (und noch durchtrainierte) Brust ihres Teammanagers Oliver Bierhoff blicken. Am Stadion steht eine Tafel der Fußball-Route NRW, auf der die fußballhistorische Bedeutung der Spielstätte des ETB erklärt wird. Das großformatige Foto darauf zeigt einen der bekanntesten Essener Fußballer: Oliver Bierhoff beim ekstatischen Jubel nach seinem Golden Goal, das Deutschland 1996 den EM-Titel bescherte.
Es war für lange, lange Zeit der letzte Titel des deutschen A-Nationalteams. Dann kamen der Sommer 2014 und die WM in Brasilien.
Im Teamhotel gibt es noch Zimmer
Nach dem umjubelten Titelgewinn in Rio kommen am Sonntag nicht nur Nationalspieler, sondern Weltmeister in die Stadt. Und die bereitet sich auf die prominenten Besucher vor. Das Team spielt Samstagabend in Polen und wird Sonntag gegen 13 Uhr am Flughafen in Düsseldorf erwartet. Mit dem Bus geht es nach Essen. Dort logiert die Mannschaft samt eigenem Sicherheitsdienst im Vier-Sterne-Hotel Atlantic an der Grugahalle, wo während der WM die größten Partys der Stadt gefeiert wurden.
Am Freitag gab es im Hotel noch Zimmer für 134 Euro. Inklusive Flasche Mineralwasser und Sauna-Nutzung. Das Frühstück kostete aber extra. Wer also schon immer mal Nationalspieler auf dem Hotelflur treffen wollte...
Die Weltmeister in Essen
Welcher Spieler welche Sonderwünsche hat, durfte das Atlantic nicht verraten. „Diskretion“, heißt es. Der Deutsche Fußball-Bund hat den Hotel-Mitarbeitern ein Schweigegelübde auferlegt. Denkbar ist zumindest, dass sich Bundestrainer Joachim Löw oder Mitglieder aus dem Tross Sonntagabend mal ein kaltes Getränk auf der benachbarten Rüttenscheider gönnen.
Wahrscheinlich drei Trainingseinheiten am Uhlenkrug
Die Nationalmannschaft ist zum Spielen und zum Trainieren ins Ruhrgebiet gekommen. Dienstag steht auf Schalke das Duell mit Irland an. Sonntagnachmittag, Montagnachmittag und wahrscheinlich Dienstagvormittag wird am Uhlenkrug trainiert. Ohne Öffentlichkeit, aber unter idealen Bedingungen. Platzwart Dirk Sorg hat am Freitag alle vom Bundestrainer gewünschten Linien mit Kreide auf dem feinen Rasen gezogen.
Sorg ist seit 15 Jahren Platzwart, kennt jeden Halm und hat schon Manchester United und Bayern München hier trainieren sehen. „Aber Weltmeister hatten wir noch nicht“, schwärmt er und schneidet nebenbei ein paar Halme auf dieselbe Länge. „Wir freuen uns natürlich, dass sich der DFB für eine städtische Anlage entschieden hat“, sagt Michael Kurtz, Betriebsleiter bei den Sport- und Bäderbetrieben. Vom DFB, der die kurzen Wege zwischen Hotel und Stadion schätzt, gab es ein Pflichtenheft und die Anweisung, das Team beim Training abzuschirmen.
Die Weltmeister machen sich in der Öffentlichkeit rar. Stadtempfang und Stahlbuch-Eintrag fallen aus. Ein Wahlkampf-Foto für OB Reinhard Paß in Weltmeister-Runde wird es also nicht geben. Immerhin: Einige kleine Patienten der Kinderklinik haben einen Termin bekommen. Oliver Bierhoff besucht Montag, ohne nackten Oberkörper, seinen Ex-Klub am Uhlenkrug. Und vielleicht geben die Weltmeister am Stadion oder vor dem Hotel ihren Fans doch ein paar Autogramme.