Essen.. Frank Isert ist der erste Diplom-Biersommelier in der 149-jährigen Geschichte der Stauder Brauerei. Er begibt sich auf Genuss- und Geschmacksreisen.
Der mitteleuropäische Bierfreund setzt beim Konsum seines Lieblingsgetränks auf ein vergleichsweise einfaches Ritual: Glas oder Flasche in die Hand nehmen. Trinken. Genießen. Frank Isert nähert sich dem Bier dagegen fast wissenschaftlich: „Es gibt sieben Schritte, um die Vollkommenheit des Getränks zu erkunden“, erklärt der erste Diplom-Biersommelier in der 149-jährigen Geschichte der Stauder Brauerei.
Fehlgeschmack wie Rost oder Muff
Frank Isert, als gebürtiger Altenessener im Schatten der Brauerei aufgewachsen und vom Lehrling zum Verkaufsdirektor Handel des Familienunternehmens aufgestiegen, ist mit 40 Jahren noch mal zur Schule gegangen. „Das war gar nicht so einfach. Hinsetzen, zuhören, dann die Prüfungen. Aber es hat geklappt. Note Gut“, sagt er zufrieden. Seine neue Reife hat er sich in Süddeutschland geholt, dort, wo wichtige Wurzeln des Gerstensaftes liegen. Isert hat sich erst zum Bier-Botschafter weiterbilden lassen. Seit kurzem darf er sich auch Diplom-Biersommelier nennen. Was nach „fünf Gläser Bier interessiert anschauen, dann zuprosten und trinken“ klingt, ist ein anspruchsvoller, berufsbegleitender Intensivkurs bei der Doemens-Brauakademie in München. Die vierstelligen Kosten hat als Teil der Mitarbeiter-Weiterbildung sein Arbeitgeber übernommen.
„Es gibt Seminare und Gruppenarbeiten. Dazu viel Lernstoff über chemische Prozesse und die Rohstoffe. Das Bier wird vom Ursprung her wissenschaftlich erkundet“, erläutert Frank Isert die Inhalte. Die aufwendige Abschlussprüfung gliedert sich dann in drei Teile. Im schriftlichen Bereich wird die Theorie abgefragt. Dann müssen die Prüflinge in einem 15-minütigen Vortrag eine Biermarke präsentieren und eine dazu passende Verkostung durchführen. Im sensorischen Teil gibt es einen intensiven Geschmackstest: „Bei sechs Bieren müssen die Fehlgeschmäcker erkannt werden“, erklärt Frank Isert. Fehlgeschmäcker? Unangenehme Aromen – wie Rost, Muff oder Essig, die durch verunreinigte Rohstoffe oder durch eine falsche Lagerung entstehen.
Intensiver Geschmackstest
Angenehmer ist der zweite Geschmackstest: Bei sechs Bieren muss der Bierstil – also Ale, Lager etc. – erkannt werden. Dafür hat Frank Isert zu Hause trainiert. „Meine Frau hat geschimpft, als 30 verschiedene Flaschen Bier im Kühlschrank standen.“ Wer frohlockt, dem sei gesagt: Jedes Bier wird dosiert probiert und mit sieben Schritten analysiert, um die Vollkommenheit zu erkunden und die Seele des Getränks zu entdecken. Der Diplom-Biersommelier nennt die zu prüfenden Kriterien: „Aussehen, Geruch, Schaum, Reinheit, Geschmack, Spritzigkeit und schließlich der Nachgang.“ Das sind auch genau die Qualitäts-Kriterien, auf die Isert im Hause Stauder künftig noch stärker achten will. „Dieser Lehrgang hat meine Sinne noch einmal deutlich geschärft. Ich erkenne viele Sachen besser. Diese Kompetenz möchte ich auch intern weitergeben. Und was ich besser kenne, kann ich auch besser verkaufen“, erklärt der Bierexperte ganz pragmatisch.
Diese Sinne, sagt Frank Isert aber auch, müssen immer weiter trainiert werden. Und so werden im heimischen Kühlschrank der Familie Isert in Stoppenberg auch künftig immer reichlich Probegetränke für die nächste Genuss- und Geschmacksreise warten.