Essen. Betonmischer, Bauarbeiter und Schutzplanen prägen das Bild der Mischanlage auf der Kokerei Zollverein. Die Fassadensanierung ist der erste Baustein eines fast 18 Millionen Euro schweren Maßnahmenpaketes der Stiftung Zollverein für das Kokereigelände. Der denkmalgeschützte Bestand soll erhalten und für zukünftige Investoren aufgehübscht werden.

Kalt und zugig ist es sowieso im Winter im gewaltigen Bauch der Mischanlage. Im dritten Stock steht Gabriele Heidner, Projektleiterin Planung und Bau der Stiftung, sogar im beißenden Wind. Die knatternden Schutzfolien können den Wind nicht abhalten, der durch die Löcher in der Fassade pfeift.

Nicht für die Ewigkeit geplant

An der Westseite ist die Pfosten- und Riegel-Konstruktion aus Backsteinen und Stahlträgern komplett abgetragen, an der Nordseite schon ein Stück weit aufgemauert. Bauarbeiter bereiten gerade die stählernen Fensterrahmen für den Einbau vor. „Es war hohe Zeit für eine Sanierung“, sagt Gabriele Heidner und schaut prüfend auf das Gemäuer des Treppenturms nebenan. „Nach 50 Jahren hatte der Stahl es einfach hinter sich.“ Ein Grundproblem des Welterbes Zollverein: Die Industrieanlagen sind nicht für die Ewigkeit geplant und gebaut worden.

Im März, hofft Heidner, ist die ohnehin schon in Verzug geratene Sanierung der Fassade abgeschlossen. Im Laufe des Jahres, so ihre Planung, sind Dach und Treppenturm dran. Zwischendurch prüfen Experten, ob auch die Ziegel an der Ostfassade eine Sanierung brauchen.

Außerdem ist dieses Jahr das gigantische Wasserbecken dran, auf dem bis Sonntag noch die Eisläufer auf der Eisbahn ihre Kurven drehen. „Im Sommer war das Becken mehrfach trocken“, sagt Heidner. „Und das lag nicht daran, dass wir an Wasser gespart haben.“ Das Becken wurde 1999 zur Eröffnung der Ausstellung „Sonne, Mond und Sterne“ als Provisorium gebaut. Jetzt lässt die porös gewordene Konstruktion ganz schön unter sich. Und das geht auf Zollverein angesichts der Altlasten des Bergbaus gar nicht: „Versickern darf hier nichts“, sagt die Planungs-Chefin.

Kühler droht der Zusammenbruch

Deshalb wird auch die Kanalisation seit März 2011 saniert. Die zwei Stränge der Kokerei-Kanalisation transportieren künftig Abwasser und Regenwasser getrennt und tragen so dazu bei, dass auf 100.000 Quadratmetern Fläche das Regenwasser nicht mehr in die Abwasserbehandlung geleitet wird. Nebenan auf Schacht XII sollen bis 2013 weitere 80:000 Quadratmeter abgekoppelt werden.

Der Kohlenturm 2, das Kammgebäude und die beiden Kaminkühler stehen noch auf der Restaurierungs-Liste. „Wenn wir die Kühler nicht jetzt in Angriff nehmen, fallen sie uns zusammen“, sagt Heidner. Sie werden zunächst als Landmarke saniert; frühere Hotel-Träume dort haben sich zerschlagen.

Krönung der Kokereisanierung soll die Trichterebene der Mischanlage werden. Die Stiftung investiert dort in Brandschutz und Infrastruktur wie Toiletten. Das Ziel: Die Mischanlage soll auf Dauer als Veranstaltungsort bis bis zu 500 Besucher zugelassen werden.