Essen. Der Doppelbock der Zeche Zollverein schmückt zahllose Produkte - nicht immer mit dem Segen der Stiftung Zollverein. Das Geschäft mit den Souvenirs boomt auch nach Ende des Kulturhauptstadtjahres.

Das Kulturhauptstadtjahr ist lang vorbei, und die Zahl der lokalen Souvenirs nimmt nicht ab, sondern zu. Nicht nur in der Tourismuszentrale, sondern auch in Buchladen und Boutique, im Kaufhaus oder am Kiosk begegnen uns Andenken mit Essener Motiven. Allgegenwärtig ist dabei das Doppelbock-Fördergerüst von Zollverein – oder was man dafür hält. Denn das Original hat sich die Stiftung Zollverein als Bildmarke schützen lassen.

So legt Katja Schüre von der Kölner Firma „Kultur Edition“ Wert darauf, dass sie auf ihren Produkten nicht den berühmten Doppelbock zeige, „sondern einen beliebigen Förderturm, davon gibt’s im Ruhrgebiet ja viele“. Bewusst habe sie ein Symbol für die gesamte Region gesucht und dieses gestalterisch verfremdet. Das Ergebnis ist knallbunt und wird revierweit in gut 50 Geschäften verkauft, mit Erfolg.

Dabei ist Schüres farbenfrohe „Ruhr Edition“ erst im Herbst 2011 auf den Markt gekommen. Im Kulturhauptstadtjahr hatte ihre Firma nur eine Handvoll Edelstahl-Produkte fürs Ruhrgebiet im Sortiment, „und die kamen erst Ende 2010 raus“. Von einer Fehlplanung mag Schüre nicht sprechen: Aus 18-jähriger Berufserfahrung weiß sie, dass Touristen längst den kleineren Teil ihrer Kundschaft stellen. „Unsere Stadtsouvenirs werden zu 70 Prozent von Einheimischen gekauft.“ Der Dom – Bestseller der Firma und für 100 Produkte verwendet – sei eben ein Stück Heimat.

Viele Einheimische kaufen die Souvenirs

Und es gelte nicht nur die alte Bläck Föös-Devise „Mer losse d’r Dom en Kölle“, auch in Dresden, Berlin und München gebe es einen Trend zum „Heimatprodukt“, sofern es nicht nur dekorativ sei, sondern auch einen praktischen Nutzen habe: von der Krawattennadel bis zur Kaffeetasse.

Man merkt, Katja Schüre ist Profi und als solcher blieb sie gelassen, als die Stiftung Zollverein wegen der Verwendung des Doppelbock-Logos auf sie zukam. „Wir zahlen grundsätzlich keine Lizenzen. Bei den geringen Gewinnmargen für lokale Editionen würde sich das nicht lohnen.“ Ihr Fördergerüst sei bestenfalls „eine Interpretation des Doppelbocks“ und im übrigen selbst als Bildmarke geschützt. Auch von einer Irreführung der Kunden könne keine Rede sein: „Es steht nirgends drauf, dass das Zollverein sein soll.“ Einen Rechtsstreit mit der Stiftung gebe es nicht, einen Briefwechsel schon: „Anwaltliches Vorgeplänkel.“

Der Doppelbock ist eine Marke

Die Stiftung Zollverein gibt sich beim Thema Markenschutz zugeknöpft, über eventuelle Auseinandersetzungen sage man nichts. Nur soviel: Wenn jemand die Bildmarke Förderturm ohne Genehmigung verwende, „hat das niemals sofort juristische Schritte zur Folge“. Zunächst suche man das Gespräch. Allgemein gelte: „Geschützt ist eine konkrete, stilisierte Vorderansicht des Doppelbock-Fördergerüstes.“ Diese werde von der Stiftung „und durch Lizenznehmer genutzt“. Wie hoch die Lizenzgebühren sind, wie viele Lizenznehmer es gibt – solche Fragen behandelt die Stiftung als Betriebsgeheimnis.

Stefan Wadehn von „Think sweet“ ist einer der Lizenznehmer. Er stellt Fruchtgummis in Form von Wahrzeichen her, und auch bei dem Bielefelder Unternehmer gehörte der Kölner Dom zu den ersten Produkten. Auf die Zeche Zollverein kam Wadehn durch seine Frau, die aus dem Ruhrgebiet stammt. Auch er hat die Produktion erst zum Ende des Kulturhauptstadtjahres begonnen und es nicht bereut. „Das Regionale gewinnt an Bedeutung, darum wollten wir auch kein klassisches Souvenir, sondern auch etwas für die Menschen vor Ort.“ Fördergerüst als Fruchtgummi – mit Segen der Stiftung.

Fördergerüst aus Fruchtgummi

Was das kostet, mag Wadehn nicht sagen, allgemein betrügen Lizenzgebühren „bis zu acht Prozent vom Abgabepreis an den Händler“. Mancher störe sich wohl eher weniger an den Kosten als an den Vorgaben etwa was die Aufmachung eines Produktes betreffe. „Ohne Zollverein-Logo kann ich die Tütchen nicht vertreiben.“ Andererseits profitiere er ja davon, dass die Stiftung Fruchtgummi-Tütchen als Geschenk unter die Leute bringe.

Verkauft wird Wadehns Süßigkeit auch in der Touristikzentrale der Essen Marketing Gesellschaft (EMG), die ihr Souvenir-Sortiment – von der Plätzchenform bis zum Regenschirm – bislang von diversen Anbietern bezieht. Die Nachfrage sei auch nach 2010 so gut, dass man bald doch eine eigene Produkt-Linie für Essen herstellen wolle, kündigt EMG-Frau Julia Erkens an. „Nur den Doppelbock werden wir wohl nicht verwenden. Den haben ja so viel andere.“