Essen. Essener Philharmonie: Konzert von Jörg Widmann und Sir András Schiff wird zum kammermusikalischen Ereignis Was den Auftritt so einzigartig machte
Zwei Titanen taten sich zusammen zu einem kammermusikalischen Ereignis. Werke für Klarinette und Klavier mit dem Duo Jörg Widmann & Sir András Schiff – das hat schon Seltenheitswert und sorgte in der Philharmonie für entsprechende Begeisterung.
Wie intensiv sich ihr Spiel gegenseitig durchdringt, ließ sich kaum beeindruckender studieren als in den vier Stücken op. 5 von Alban Berg: Miniaturen von jeweils nur 9-20 Takten, in denen jede Nuance zählt und Sir András sich sogar respektvoll die Lesebrille aufsetzte. Die atonalen, zarten, ja fast schwerelosen Klanggespinste gerieten zu ausdrucksstarken Aphorismen, zergingen quasi auf der Zunge und nötigten den Zuhörern am Schluss einen langen Moment der Stille ab.
Ein Werk für Klarinette solo bringt das Publikum zum Staunen
Die andere Seite des Programms prägte die halbstündige Sonate op. 120 von Brahms. In geradezu orchestraler Üppigkeit und erlesener Farbgebung markierte Schiff den Klavierpart, dem Widmann gesangliche Wärme und Legato-Kultur mit nahtlosen Registerwechseln, aber auch volkstümlich-musikantische Akzente ergänzend zur Seite stellte. Aus tief romantischer Seele kamen dazu passend Schumanns Fantasiestücke op. 73 (und eine reizende Mendelssohn-Zugabe) in schmelzender Rundung, sanfter Tönung und Leidenschaft.
Schließlich ließ der Komponist Jörg Widmann es sich nicht nehmen, mit einer eigenen Fantasie für Klarinette solo das Publikum zum Staunen zu bringen. Was er da an Spieltechniken und unerhörten Klängen aus der Röhre zauberte, wie er Plauderei, Elegie und Eulenspiegelei zum großen, irrwitzigen Monolog formte, verfehlte seine Wirkung nicht.