Essen. Die Pläne für den 14 Stockwerke hohen Neubau der Stadtverwaltung in der Essener Innenstadt stehen. Diese Ämter sollen einziehen.
Vier Jahre nachdem die Stadt Essen erste Überlegungen für den Bau eines „Bürger-Rathauses“ auf dem Gelände des ehemaligen Hauptbades an der Steeler Straße vorgestellt hat, sind die Pläne soweit fortgeschritten, dass Oberbürgermeister Thomas Kufen den Rat der Stadt Ende Juni um den Baubeschluss ersuchen wird. Der 14 Stockwerke zählende Büroturm und das viergeschossige Nebengebäude sollen besonders serviceorientierte Dienststellen der Stadtverwaltung aufnehmen. Erfahrungen, welche die Stadt während der Corona-Pandemie der vergangenen Monate gewonnen habe, seien in die Planungen eingeflossen, betonte Kufen. Die mit dem Bau betraute städtische Grundstücksverwaltung Essen (GVE) kalkuliert mit Baukosten in Höhe von 161 Millionen Euro.
Wer meint, in Zeiten von Homeoffice und fortschreitender Digitalisierung hätte die Stadt ihre Pläne zu den Akten gelegt, liegt also falsch. Im Gegenteil. Was sich bislang nur als Computer-Animation bestaunen lässt, nimmt immer konkretere Formen an.
Die Vorplanungen seien abgeschlossen, sagte Essens Planungsdezernent Martin Harter, als er den aktuellen Stand gemeinsam mit OB Kufen und Sozialdezernent Peter Renzel am Dienstag der Öffentlichkeit vorstellte. Auch wenn es im Detail noch Veränderungen geben könne, wissen die Bürger und vor allem die Mitarbeiter der Verwaltung nun, was sie erwarten dürfen.
Das Essener „Bürger-Rathaus“ wird Raum für 1250 Arbeitsplätze bieten
Einziehen in den Neubau werden das Amt für Soziales und Wohnen, Teile des Jobcenters und des Jugendamtes. So war es von Anfang an vorgesehen. Nun sollen die Kollegen Gesellschaft bekommen, denn auch das Bürgeramt aus dem Gildehof-Center und die Fachabteilung für Wohnungswesen werden ins „Bürger-Rathaus“ umziehen. Insgesamt wird der Neubau damit Raum für rund 1250 Arbeitsplätze bieten.
Und weil die Stadt das Homeoffice nicht für beendet erklären wird, wenn die Corona-Pandemie endgültig überstanden ist, ist miteinkalkuliert, dass die Mitarbeiter einen Teil ihrer Arbeit Zuhause erledigen werden. Rechnerisch teilen sich in dem Verwaltungsgebäude zehn Mitarbeiter acht Schreibtische.
Die Digitalisierung lasse sich nicht aufhalten, betonte OB Kufen. Dem trage die Stadt mit dem Neubau Rechnung. Einerseits will die Verwaltung ihren Mitarbeitern moderne und attraktive Arbeitsplätze bieten – auch im „Wettbewerb um die besten Köpfe“, so Kufen. Andererseits möchte die Verwaltung den Servicegedanken stärken.
Die Stadtverwaltung rechnet mit bis zu 1000 Besuchen pro Tag
Da bereits immer mehr Verwaltungsabläufe digitalisiert werden, rechnen die Planer mit weniger Kundenkontakten als noch vor der Pandemie. Sozialdezernent Peter Renzel geht davon aus, dass täglich bis zu 1000 Bürger und Bürgerinnen das neue Rathaus aufsuchen werden. Ursprünglich war man von bis zu 2500 Besuchern pro Tag ausgegangen.
Gleichwohl bleibt es wie geplant bei rund 35.000 Quadratmetern Geschossfläche. Hier und dort wurden Räume neu zugeschnitten. So wird das Fitness-Center nicht im Erdgeschoss, sondern im Untergeschoss untergebracht. Perspektivisch könnten weitere Dienststellen ins „Bürger-Rathaus“ einziehen, sagte Planungsdezernent Harter. Da dürfte der Personalrat ein Wörtchen mitzureden haben. Personalratschef Kai-Uwe Gaida ist erst einmal zufrieden. Die Arbeitsbedingungen sollen sich schließlich verbessern, was der Fall sei.
Selber zu bauen ist günstiger als zu mieten, betont Essens OB Kufen
Kosmetische Korrekturen
Nicht mehr als kosmetischer Art sind Korrekturen am Entwurf des Planungsunternehmens agn Niederberghaus & Partner, Sieger des von der Stadt ausgelobten Architektenwettbewerbs, für den es in der Öffentlichkeit nicht nur Beifall gab. Kritiker störten sich insbesondere an der Fassade. Die Fenster wurden nun auf ein einheitliches Maß angepasst, so Essens Planungsdezernent Martin Harter. Die aus Aluminium-Elementen bestehende Fassade soll einen hellen Bronzefarbton erhalten, der Sockel aus Natursteinen bestehen, so dass sich der Neubau der Alten Synagoge und der Altkatholischen Friedenskirche in unmittelbarer Nachbarschaft optisch anpasst.
Mit Blick auf die kalkulierten Baukosten hat sich die GVE in der Bauwirtschaft und der Wissenschaft rückversichert. Für 161 Millionen sollte der Neubau zu haben sein, ein 13 prozentiger Risikoaufschlag ist mit eingerechnet. Dies sei immer noch billiger, als weiterhin Gebäude anzumieten, betonte Harter. Der Kostenvorteil betrage über 30 Jahre gerechnet mindestens 14 Millionen Euro.
Der Baugrund an der Steeler Straße wird bereits vorbereitet, Bäume und Büsche wurden gerodet. Voraussichtlich in einem Jahr – nach der Schadstoffsanierung – soll das alte Hauptbad abgerissen werden. Auch das ehemalige Gesundheitsamt an der Bernestraße wird für den Neubau weichen. 2024 will die Stadt mit dem Bau des „Bürger-Rathauses“ beginnen, Ende 2026 soll es bezogen werden.