Essen. Von Sexismus und Beleidigungen zu Texten über Gefühle und Verluste: Essener Rapper Ryko-J über Wandel, die Corona-Pandemie und sein erstes Album.

Von Problemen bei der Ausbildung über die Trennung von seiner Freundin bis zum Tod seiner Mutter: In den 13 Songs seines ersten Albums verarbeitet der Essener Rapper Ryko-J seine Gefühle und persönliche Erfahrungen. „Es ist eigentlich ein Therapie-Album“, sagt der 23-Jährige.

Das spiegele sich auch im Albumnamen „Feelings over Trends“ (Gefühle über Trends) wider, betont Jerome in’t Veen, der in Horst lebt: „Rap ist Mainstream geworden. Rap ist nicht mehr nur Hip-Hop, sondern auch Pop. Mir gefällt dieser Trend. Mir ist aber wichtig, dass wieder mehr gesagt wird, wieder mehr vom Künstler in der Musik ist, mehr Gefühl, mehr Privates.“

Texte über Gefühle statt beleidigende und sexistische Sprüche

Dass Jerome in seinen Texten offen über Emotionen und die eigene Verletzlichkeit spricht, ist für ihn eine neue Erfahrung. Denn der gebürtige Essener kommt eigentlich aus der Battle-Rap-Szene, in der die Musikerinnen und Musiker versuchen, ihren Gegenüber zu diffamieren, während sie sich selbst übertrieben positiv darstellen.

„Es ging hauptsächlich darum, grenzüberschreitende Lines zu schreiben. Ich habe viele schlimme Dinge gerappt, hinter denen ich gar nicht mehr stehe. Wir sind in einem Zeitalter, in dem es zum Beispiel nicht mehr klar geht, sexistisch zu sein. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, über mich zu sprechen, anstatt andere zu beleidigen“, sagt Jerome. Diesen „persönlichen Wandel“ habe er vor allem den Künstlerinnen und Künstlern seines Kollektivs „Team Reiben“ zu verdanken.

Corona-Pandemie stellt junge Musiker vor große Herausforderungen

In „Abstand“ und „Busy“ thematisiert er die Trennung von seiner Freundin, in „High“ geht es um seine Ausbildung und das Gefühl, nicht dazu zu gehören. Seinen Song „Treibsand“ widmet Jerome seiner Mutter, die an Krebs gestorben ist.

„Viele verstecken ihre Gefühle und haben niemanden, mit dem sie offen reden können. Meine Idee hinter dem Album ist es, Songs zu machen, bei denen die Hörerinnen und Hörer denken: ‘Der hat dieselben Probleme wie ich und hat es trotzdem geschafft. Das gibt mir Kraft’.“

Eigentlich hatte Jerome geplant, das Album auf der Tour seines Kollektivs zu präsentieren, doch die wurde aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt. Vor allem junge Musiker wie er würden zurzeit vor große Herausforderungen gestellt werden, findet Jerome, der in Teilzeit als Pflegekraft arbeitet. Er bleibt dennoch optimistisch: „Wir werden die Tour so schnell wie möglich nachholen.“