Essen. Susanne Abbrederis (68) ist tot: Wie die ehemalige Chefdramaturgin und Mitstreiterin von Jürgen Bosse das Theater Essen leidenschaftlich vertrat.

Mit Susanne Abbrederis ist eine ehemals starke Repräsentantin des Schauspiel Essen von der Bühne des Lebens abgetreten. Sie starb bereits Mitte November in Wien nach schwerer Krankheit. 13 Jahre, von 1992 bis 2005, begleitete sie den damaligen Intendanten Jürgen Bosse als Chefdramaturgin und Stellvertreterin im wahrsten Sinne des Wortes. Sie hielt ihm den Rücken frei und war für den zurückhaltenden Theatermacher zugleich das Gesicht in der Öffentlichkeit.

Tief getroffen zeigte sich der 82-jährige Ex-Intendant, der seinen Altersruhesitz in Essen hat, angesichts ihres frühen Todes. „Wir haben insgesamt 25 Jahre zusammengearbeitet, vor Essen ja schon in Mannheim und Stuttgart“, erzählt Jürgen Bosse bei einem Telefonat. „Sie hat sich Stücke angesehen, Regisseure und Schauspieler nach Essen geholt, während ich mich in Stücke reingegraben habe. Und sie hat das Haus nach außen vertreten, immer charmant, nie anbiedernd. Wir haben das Theater zusammen geleitet.“

Sie holte englischsprachige Dramen nach Essen

Überregionale Presse war Jürgen Bosse nicht so wichtig wie das Publikum, sie lockte sie dennoch an mit Erstaufführungen und neuen Dramen aus dem englischsprachigen Raum. Das Aids-Stück „Angels in America“ gehörte dazu oder die mitreißende Bühnenfassung von „Brassed off“. Aber auch der Erinnerungskultur widmete sie sich mit „Ab heute heißt Du Sara“. Sie holte die deutsch-israelische Autorin Inge Deutschkron, auf deren Leben das Stück beruht, zu einer Reihe von Gesprächen nach Essen. Zudem entwarf sie das Konzept für das Fest der Kulturen auf Zollverein und brachte in VHS-Kursen Kulturinteressierten das Theater nahe.

Susanne Abbrederis wurde 1953 in Bregenz geboren. Sie studierte Theaterwissenschaften in Wien und New York. Sie war als Dramaturgin in Wien und Tübingen verpflichtet, bevor die langjährige Arbeitsbeziehung mit Jürgen Bosse begann. Von Essen aus wechselte sie ans Volkstheater Wien. 2014 wurde sie als Intendantin nach Wuppertal berufen, um nach drei glücklosen Jahren als Gast ans Wiener Volkstheater zurückzukehren. Ende Oktober stand sie dort beim Schlussapplaus von „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ ein letztes Mal auf der Bühne.

Den Essenern und den Mitarbeitern des Schauspiels wird sie als leidenschaftliche Theaterfrau in Erinnerung bleiben.