Essen. Der Ruhrverband arbeitet erneut am 90 Jahre alten Stauwehr am Baldeneysee in Essen. Das Wehr bleibt passierbar. Das wird vor Ort gemacht.
So ist es im fortgeschrittenen Alter. Es knarzt, knirscht, ruckelt und rappelt. Irgendwann steht halt die Generalüberholung an. Dem nunmehr 90 Jahre alten Stauwehr am Baldeneysee ergeht es da nicht anders. Wobei dieser Patient schon etwas länger behandelt wird.
Seit 2007 lässt der Ruhrverband das in die Jahre gekommenen Wehr sanieren. In der vergangenen Woche fiel der Startschuss für den nächsten, umfassenden Arbeitsschritt. Diesmal ist die dritte und damit letzte Wehrwalze an der Reihe.
Die Dichtungen der Walze sind nach einem Vierteljahrhundert verschlissen
Sobald Gerüst und Arbeitsbühne stehen, wird die Wehrwalze von Grund auf überarbeitet. Der 100 Tonnen schwere Koloss wird dafür auf eine Art Trockendock gelegt. Anschließend wird der Korrosionsschutz, soweit vorhanden, entfernt, werden die Dichtungen aus Holz und Gummi erneuert. Nach mehr als 25 Jahren, so lange liegt die letzte Überholung zurück, sind sie verschlissen. Auch mehrere Stahlprofile sind durch den langjährigen Betrieb so stark verrostet, dass sie ausgetauscht werden müssen.
Die Arbeit ist aufwendig wie anspruchsvoll. Wurde die Walze doch nach alter Handwerkskunst hergestellt, ungezählte Nieten halten sie zusammen. Um sie zu ersetzen, Bedarf es Erfahrung. Firmen, die so etwas können, findet man nicht auf den ersten Blick im Branchenbuch. Parallel dazu werden die Betonflächen der Wehrpfeiler saniert. Danach erhält die Wehrwalze einen neuen Korrosionsschutz, aufgetragen in vier Lagen, der die kommenden 25 Jahre überdauern soll.
Die anderen beiden Walzen wurden bereits vor Jahren instandgesetzt, nacheinander wohlgemerkt. Denn zwei der drei Wehrwalzen müssen ständig betriebsbereit sein, erläutert Ruhrverband-Sprecher Markus Rüdel. Ein Hochwasser, wie es an der Ruhr statistisch nur alle zehn Jahre vorkommt, ließe sich dann immer noch bewältigen.
Auf der Werdener Uferseite wird einer von zwei Treppenaufgängen gesperrt
Eine gute Nachricht hat der Ruhrverband für alle Spaziergänger und Radfahrer parat, die das Stauwehr nutzen, um auf die andere Seeseite zu gelangen: Das Wehr bleibt für die gesamte Zeit der Bauarbeiten passierbar, allerdings wird ein 2,5 bis drei Meter breiter Streifen mit Bauzäunen abgesperrt. Ebenfalls gesperrt wird einer der beiden Treppenaufgänge zum Wehr auf der Werdener Uferseite. Der zweite Treppenaufgang kann aber nach wie vor genutzt werden. Die Parkplätze am Hardenbergufer quer zum Flussufer nutzt der Ruhrverband für die Baustelleneinrichtung, sie sind also belegt.
1932 montiert
Die drei Walzen des Stauwehrs wurden im Juli 1932 montiert. Ende Februar des folgenden Jahres wurde das Stauwehr fertiggestellt. Es staut die Ruhr zum größten der sechs Stauseen auf. Auf einer Länge von 7,8 Kilometern speichert der Baldeneysee 7,6 Millionen Kubikmeter Ruhrwasser.
Mit dem Abschluss der Bauarbeiten rechnet der Wasserversorger Ende 2023. Zu den Kosten macht der Ruhrverband noch keine Angaben. Die Sanierung der ersten Wehrwalze schlug mit 1,5 Millionen Euro zu Buche.
Die Einrüstung des Wehrfeldes nutzt der Ruhrverband auch für Arbeiten am Obertor der Schleuse. Da der Schleusenpfeiler einschließlich der Mole ebenfalls eingerüstet wird, muss der Schleusenbetrieb in den kommenden Monaten eingestellt werden. Anfang Mai 2022 soll die Schleuse wieder in Betrieb genommen werden. Die Überholung des Untertores ist ab Oktober geplant; dafür muss die Schleuse ein weiteres Mal gesperrt werden. In den Sommermonaten soll der Schiffsverkehr zwischen dem Baldeneysee und der unteren Ruhr aber ohne Einschränkung möglich sein.