Essen. . Das Wehr am Baldeneysee ist 85 Jahre alt. Seit 2007 wird es nach und nach saniert. Dabei kommt der Ruhrverband nun einen großen Schritt voran.
Ulrich Rudzinski zieht auch heute noch anerkennend seinen Helm: „Wie sie das damals hingekriegt haben? In nur zwei Jahren Bauzeit!“
Hingekriegt haben sie es mit Ingenieurskunst und ganz viel Muskelkraft. Davon zeugen die ungezählten Nieten, die den Stahl noch immer zuverlässig zusammenhalten. Glühend waren sie einst hineingetrieben und danach mit kräftigen Hammerschlägen bearbeitet worden. 85 Jahre ist das her. „Heute finden sie kaum noch Firmen, die so etwas können“, berichtet Rudziniski, der als Bauleiter des Ruhrverbandes die Sanierung des Stauwehrs verantwortet.
Seit mehr als zehn Jahre wird dort gearbeitet. Immer mal wieder. Die Schleusentore wurden erneuert und auch die Elektrotechnik. Inzwischen ist die mittlere der drei Wehrwalzen an der Reihe. Der Stahl hat Rost angesetzt, der Beton zeigt Risse . Es gibt viel zu tun nach so langer Zeit. Die letzte Generalsanierung sei Jahrzehnte her.
Ein Notverschluss verhindert, dass die Baustelle absäuft
Nicht nur deshalb sei die Sanierung eine echte Herausforderung, sagt Rudzinski, Der 100 Tonnen schwere und 34 Meter lange Koloss mit einem Durchmesser von 4,70 Metern liegt da wie ein Schiff auf einem Trockendock. Eine eigens für diesen Zweck angefertigte Revisionsklappe, eine Art Notverschluss, verhindert, dass die Baustelle absäuft.
Bei Hochwasser würden die drei Walzen von Ketten angehoben, die so dick sind wie ein ausgewachsener Baumstamm. „Das Wehr ist auf einen Durchfluss von maximal 2000 Kubikmeter pro Sekunde ausgelegt“, erläutert Markus Rüdel, Sprecher des Ruhrverbandes. Dass eine von drei Walzen seit Monaten ausfällt, sei kein Problem. 2000 Kubikmeter pro Sekunde – „Das hatten wir nur ein Mal: 1943 nach der Bombardierung der Möhnetalsperre.“ Ein „normales Hochwasser“ von 500 bis 600 Kubikmetern sei auch von zwei Walzen zu bewältigen. Und das komme statistisch nur einmal in zehn Jahren vor.
Vor einem Wassereinbruch sind die Arbeiter also geschützt. Nicht nur das: Auf der Baustelle herrscht Unterdruck, damit der Anstrich, den sie von der Walze kratzen, nicht nach außen dringt. Der Farbstaub wird abgesaugt, verpackt und fachgerecht entsorgt, der Korrosionsschutz anschließend erneuert, sagt Rudzinski. Früher seien Blei und Asbest verarbeitet worden. Nichts, das in die Umwelt gelangen sollte.
Die Sanierung der dritten Walze steht noch in diesem Jahr an
Die Sanierung ist aufwendig und auch deshalb teuer. 2,5 Millionen Euro hat der Ruhrverband dafür veranschlagt. 1,5 Millionen hat die Instandsetzung der ersten Wehrwalze gekostet. Die Firmen verlangen höhere Preise, so Rüdel. Auch seien die Schäden weniger gravierend gewesen als an der mittleren Walze, die stärker beansprucht werde als die beiden anderen. Der Zustand sei angesichts des Alters dennoch gut.
Die Arbeiten liegen in den letzten Zügen, bis August werden sie noch andauern. 2018/2019 ist dann die dritte Walze an der Reihe. Der Ruhrverband rechnet mit sieben bis neun Monaten Bauzeit. Danach wäre für die nächsten 25 Jahre Ruhe.