Essen. Das neu inszenierte Musical „We Will Rock You“ kommt in die Essener Grugahalle. Für Regisseur Cornelius Baltus ist die Show aktueller denn je.
Mehr als 15 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer in 17 Ländern haben das Hit-Musical „We Will Rock You“ des Librettisten Ben Elton und der englischen Rockband Queen schon gefeiert. Allein im Londoner Dominion Theater war die Erfolgsproduktion zwölf Jahre lang zu sehen. Eine deutsche Version, die 2012 auch in Essen zu erleben war, begeisterte bis 2014 gut drei Millionen Musicalfans. Jetzt kehrt „We Will Rock You“ nach mehrfacher pandemiebedingter Verschiebung an die Ruhr zurück und gastiert vom 21. Juni bis zum 3. Juli in der Grugahalle. Die futuristische musikalische Show vereint die 24 größten Queen-Hits von „We are the Champions“ bis „Bohemian Rhapsody“. Über die aktualisierte Neufassung der englischen Original-Produktion sprach Sven Thielmann mit dem Regisseur Cornelius Baltus.
Herr Baltus, wie erzählt man die Geschichte von Queen als Musical?
Cornelius Baltus: Es geht eigentlich nicht um die Band, sondern um eine Killer-Queen, die die neue Welt beherrscht, sich digital komplett ausgebreitet hat und die Kontrolle über ihr ganzes Volk hat. Aber es gibt noch einige Rebellen, die auf der Suche nach dem sind, was eigentlich verboten ist – Musik, und speziell Rockmusik. Es ist wirklich eine fantastische Musical-Geschichte, die bereichert wird von der Musik von Queen. Wenn man die Erwartungshaltung hat, dass man die Geschichte von Queen sehen will, dann muss man ins Kino gehen und den Film anschauen.
Aber die Musik von Queen spielt schon eine tragende Rolle?
Auch interessant
So ist es immer schon gewesen, die Musik ist ja zeitlos. Meine Aufgabe war, die Geschichte, die Schauspieler und ihren Gesang auf das gleiche Niveau zu bringen wie die Stärken der Musik. Mein Konzept ist cineastisch, um die Musik nicht dominieren zu lassen, und alles in das Libretto zu legen.
Mehr Infos zum Stück und zu Cornelius Baltus
„We Will Rock You“: Termine: 21. Juni bis 3. Juli, Grugahalle, Messeplatz 2, Essen. Vorstellungen: Mi-Fr 19.30 Uhr, Sa 14+19.30 Uhr, So 14.30 Uhr, außer 26.6.: 13+18 Uhr. Karten ab 40 € gibt’s auf www.ruhrticket.deDer gebürtige Holländer Cornelius Baltus wurde an der Theaterschule in Amsterdam und am Institut für Bühnentanz in Köln ausgebildet.1996 war Baltus Teil der Premierenbesetzung von „Joseph And The Amazing Technicolor Dreamcoat“ im Essener Colosseum-Theater und übernahm anschließend auch die Regie der Produktion. Seit 2000 ist Cornelius Baltus als Associate Director von Roman Polanski verantwortlich für die Regie von „Tanz der Vampire“ in Deutschland und Frankreich. Aktuell ist er leitender Regisseur der „We Will Rock You“ German Tour (2021/22), die in Deutschland, Österreich und der Schweiz gastiert.
Was zeichnet Ihre Neufassung aus?
Ich denke, dass das Stück ein sehr aktuelles Thema behandelt. Wir leben ja in einer Zeit, in der wir komplett beherrscht werden über Social Media wie WhatsApp, Instagram und FaceBook … Ich glaube nicht, dass viele Menschen verstehen, dass das alles im Grunde nur einer Person gehört. Also was das betrifft, ist unsere Geschichte und die Killer-Queen topaktuell.
Die Songs werden im englischen Original gesungen, die Dialoge sind auf Deutsch. Was braucht es da für eine Cast?
Ich bin bekannt dafür, dass ich meine Shows sehr international besetze. Ich suche immer den richtigen Charakter für jede Rolle und was sie abverlangt. Bei „We Will Rock You“ sind elf Nationen vertreten …
Also die Besten der Besten.
Absolut. Darum geht es mir auch. Wenn man zu der Show kommt, muss man ja nicht nur in die Musik hineingezogen werden, sondern auch in die Geschichte. Dafür braucht man bestimmte Charaktere. Und die muss man suchen. Da suche ich keinen Freddy Mercury. Das ist ja hoffnungslos, das ist Vergangenheit. Wir schauen in die Zukunft.
Wie visualisieren Sie die Geschichte?
Eine Tournee-Produktion ist mit großen Kulissen ja kaum möglich. Ich hatte das Glück, im Laufe meines Lebens mit einigen Cineasten zu arbeiten, etwa mit Roman Polanski. Und da wir umringt sind von einer schnellen Welt und eigentlich schon alles gesehen haben, wollte ich diese futuristische Geschichte gern cineastisch darstellen. Ich habe die Charaktere eingebettet in eine Video-Landschaft auf riesigen Panels, weil wir ja in großen Arenen spielen, so dass alles einen dreidimensionalen cineastischen Effekt hat.
Agieren die Darsteller also in einer Art Virtual Reality?
Ja, das kann man fast so sagen. Es war ein großer technischer Aufwand, weil wir für zwei Stunden die Videos mit Inhalt füllen mussten. Sie sollen ja interessant sein und voller neuer Ideen.
Wie muss man sich das optisch vorstellen?
Es ist so, als ob man in ein riesiges Kino geht mit lebendigen Figuren, die man spüren, riechen und anfassen kann.
Sieht man auch die Band auf der Bühne?
Nein, die Band sitzt zwar auf der Bühne, ist aber nicht sichtbar. Durch die Videos ist sie aber natürlich einbezogen in die Show. Alles findet live statt. Bei „Queen“ sind es vier Musiker, wir haben sechs. Sie sind halt nur unsichtbar. Ein Grund ist natürlich auch, dass es sich um eine Geschichte handelt und kein Pop-Konzert.
Verraten Sie noch etwas über die Geschichte?
Etwas habe ich ja schon erzählt …… aber nicht, wie sie endet. Das soll man sich anschauen! Das Hauptthema sind zwei Rebellen, die „Bohemians“, die aus ihrer Welt herausbrechen möchten und von allen Seiten gemobbt werden. Und die Killer-Queen geht wirklich auf die Jagd und schickt alles, was möglich ist, um diesen Aufstand zu zermürben.
Sie sind als Regisseur international unterwegs, kennen Essen aber gut.
Ich habe lange in Essen gelebt, ich war ja künstlerischer Leiter im Colosseum-Theater. Ich liebe Essen wirklich und freue mich sehr, dass „We Will Rock You“ auch nach Essen kommt, in die legendäre Grugahalle.
„Das Essener Colosseum war eines der schönsten Theater Deutschlands“
Stimmt es Sie traurig, dass es das Colosseum-Theater nicht mehr gibt?
Das ist eine Katastrophe, es war eines der schönsten Theater Deutschlands. Es wird nicht einfacher im Kulturbereich, aber wir können uns Gottlob nicht beklagen. Die Show kommt sehr gut an. Wir hoffen, dass dies auch in Essen so sein wird.