Essen. Sitzbänke, Mülleimer, Fahrradständer und Toiletten: Zum Saisonstart gibt es rund um den viel neues – aber auch alte Probleme.

Auf seinem Schreibtisch liegt ein Magazin, die Schlagzeile auf der Titelseite lautet: „Geht nicht, gibt’s nicht.“ Es wäre ein schönes Motto für Essens „Seemanager“, Boris Orlowski. Der Geschäftsführer der Weißen Flotte Baldeney kümmerst sich quasi im Nebenberuf um das Erscheinungsbild rund um den Baldeneysee. Seit nunmehr fast zwei Jahren im Amt weiß er: Vorwärts geht es nur in vielen kleinen Schritten.

Beispiel: Bis Ostern werden auch am Südufer neue Sitzbänke und neue Abfalleimer aufgestellt. Das Mobiliar rund um den See wäre damit einheitlich. Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht.

„Seemanager“ Boris Orlowski sitzt auf einer nagelneuen Bank am Baldeneysee. Das Mobiliar soll rund um den See einheitlich aussehen.
„Seemanager“ Boris Orlowski sitzt auf einer nagelneuen Bank am Baldeneysee. Das Mobiliar soll rund um den See einheitlich aussehen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Um das zu verstehen, gilt es, das Wirrwarr an Zuständigkeiten zu entflechten. Für das Nord-Ufer ist Grün und Gruga zuständig, für das Südufer das Amt für Straßen und Verkehr. Rund um das Regattahaus und die Tribüne haben die Sport- und Bäderbetriebe den Hut auf. Die Uferböschung liegt im Zuständigkeitsbereich des Ruhrverbandes, die angrenzenden Wälder gehören dem Regionalverband Ruhr (RVR). „Da muss man reinwachsen“, sagt Orlowski, der seine Rolle aus beschriebenen Gründen mehr als Koordinator sieht, denn als „Manager“.

Obwohl der Ruhrtalradweg am Baldeneysee vorbeiführt, gab es keine Fahrradständer

Zurück zum Mobiliar: Die alten Sitzbänke haben ihre Zeit hinter sich. Die neuen Abfalleimer verfügen über einen Deckel, der es Krähen erschweren soll, den Müll herauszupicken und drumherum zu verteilen, was nicht schön aussieht und unhygienisch ist. 80 Müllbehälter und 64 Bänke lässt Orlowski aufstellen.

60 Fahrradständer sind bereits installiert. Obwohl mit dem Ruhrtalradweg ein überregionaler Radweg am Baldeneysee entlang führt, gab es am Südufer nicht einen einzigen Fahrradständer, wundert sich Orlowski.

Am Südufer des Baldeneysees gibt es nun auch Fahrradständer. Die alten Bänke werden auch dort noch ausgetauscht. Bis Ostern soll es so weit sein.
Am Südufer des Baldeneysees gibt es nun auch Fahrradständer. Die alten Bänke werden auch dort noch ausgetauscht. Bis Ostern soll es so weit sein. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Zwei bis drei Mal pro Woche macht sich Orlowski auf den Weg rund um den See. Immer wieder muss er feststellen: Vandalismus ist und bleibt ein großes Problem. „Nagelneue Bänke und Abfalleimer werden mit Farbe beschmiert.“ Schaukästen würden zerstört. Die Schäden lasse er so schnell wie möglich beseitigen, damit sich erst gar keine Nachahmer animiert fühlen. „Da müssen wir dran bleiben.“

Das gilt auch für die öffentlichen Toiletten am Regattaturm, die nicht selten so hinterlassen würden, dass sie gesperrt werden müssten. Orlowski weiß, dass es rund um den See nach wie vor zu wenige öffentliche Toiletten gibt und die vorhandenen nicht immer einladend aussehen. Das soll sich mit dem Bau der neuen Tribüne ändern. Will man Verschmutzung und Vandalismus vorbeugen, „funktioniert das nur mit einer Bewirtschaftung“, ist Orlowski überzeugt. Wer muss, muss zahlen.

Der Eisenbahner-Sportverein baut in Essen-Kupferdreh auch öffentliche Toiletten

Das gilt auch am Südufer in Kupferdreh, wo der Eisenbahner-Sportverein neu baut unter anderem Herren-, ein Damen- und Behinderten-WC. Wer die Toilette benutzen möchte, muss dann 50 Cent zahlen.

Mehr Komfort wünschen sich Ausflügler auch am Stauwehr. Hinauf- und hinunter geht es nur über steile Treppen, was Radfahrer vor Probleme stelle, aber auch Familien mit Kinderwagen und alle, die nicht gut zu Fuß sind. Aufzüge wären wünschenswert. Boris Orlowski ist jedoch skeptisch und verweist auf Erfahrungen der Ruhrbahn und der Deutschen Bahn, deren Aufzüge immer wieder stehenbleiben. Der Grund auch hier: Vandalismus.

Neue Schilder rund um den See

Auf der To-do-Liste des „Seemanagers“ steht noch eine neue und einheitliche Beschilderung rund um den Baldeneysee. Diese soll von der Essen-Marketing Gesellschaft (EMG) realisiert werden, kündigt Boris Orlowski.Ziel sei es unter anderem, den stark frequentierten Zugang zum Baldeneysee am Regattahaus zu entlasten. Ausflügler sollen deshalb nach Heisingen geleitet werden, wo neben einer neuen Endhaltestelle auch Parkplätze geplant sind, sowie nach Kupferdreh. Dort gibt es am S-Bahnhof Aufzüge und damit einen barrierefreien Zugang zum See.

Damit sich am Stauwehr Radfahrer und Spaziergänger, die am Handlauf halt suchen, beim Auf- oder Abstieg nicht in die Quere kommen, wurde auf der nördlichen Seeseite in der Mittel-Treppe ein weiteres Geländer angebracht. Auf der Südseite sei dies nicht nötig, denn dort gibt es zwei Auf- und Abgänge. Die Metallschienen, auf denen sich Fahrräder schieben lassen, sollen ersetzt werden durch Winkelsteine. Das macht das Schieben leichter. Wie gesagt, vorwärts geht es am See in kleinen Schritten.

Die Kehrmaschine am Baldeneysee hat nun einen Begleiter

Das gilt auch für die Straßenreinigung durch die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE). Deren Kehrmaschine säuberte am Parkplatz hinter der Regattatribüne zwar die asphaltierten Flächen. Wo Schotter den Boden bedeckt, blieb der Müll jedoch liegen. Nun wird die Kehrmaschine von einem Mitarbeiter zu Fuß begleitet, der den Abfall mit einem Laubbläser auf den Asphalt bläst, wo die Kehrmaschine den Unrat aufnimmt, berichtet Orlowski. Geringer Aufwand, großer Effekt.