Essen-Altendorf/Frohnhausen. . Jahrzehntelang gammelte ein Tunnel zwischen Frohnhausen und Altendorf. Im Krieg wurden hier Gefangene eingesperrt. Jetzt erstrahlt der Tunnel.
Was frische Farbe, Ideen und ein feines Händchen nicht alles ausmachen können. Jahre, Jahrzehnte gar war der Fußgängertunnel zwischen der Altendorfer Grunertstraße und der Raumerstraße in Frohnhausen nicht viel mehr als ein dunkler Schlund, der manchen sogar Angst einflößte. Seit ein paar Tagen jedoch ist fast alles anders. Seit Graffiti-Künstler Pascal Maßbaum anrückte und dem Inneren des Tunnels seinen persönlichen Farbstempel aufdrückte. „Aqualand“ – und die Menschen freuen sich.
Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene
Die Geschichte des Tunnels ist so düster wie das fahle Licht im Inneren um Mitternacht. Während des Zweiten Weltkriegs wurden vor Ort mehr als 100 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene des Nachts eingepfercht wie Tiere, gruppenweise und getrennt nur durch nackte Zwischenwände.
„Das war wohl auch der Grund dafür, warum die Eisenbahntrasse über dem Tunnel im Volksmund nur die Teufelsbrücke genannt wurde“, schließt Alfred Breuer, der Vorsitzende des Altendorfer Bürgervereins. Seit gut 30 Jahren erinnert eine Gedenktafel der Kirchengemeinde St. Clemens Maria Hofbauer am Eingang des Tunnels auf Frohnhauser Seite an die gar gruselige Vergangenheit.
Irgendwann nach dem Krieg diente der Tunnel den Menschen dann einfach als praktische Abkürzung. Wer etwa von Frohnhausen ins längst nicht mehr existierende Nöggerathbad nach Altendorf wollte, der nahm diesen Weg.
Autos dürfen nicht mehr passieren, im Laufe der Nachkriegsjahre aber gammelte der Tunnel zusehends vor sich hin. „Wir haben ihn früher als Kinder oft für unsere Mutproben genutzt“, beschreibt Hans-Gerd Kohl die Szenerie. Jahrzehnte später kam dem heutigen Kassenwart des Altendorfer Bürgervereins die Idee, den „Schlund“ aufzuhübschen. Vor wenigen Jahren erst stand das Projekt des irgendwann von Unbekannten weiß getünchten Tunnels schon einmal auf der Agenda von Bürgern und Bezirksvertretung – scheiterte aber an den seinerzeit aufgerufenen Kosten in Höhe von rund 50 000 Euro.
Gestorben war die Idee damit aber nicht, und als vor einigen Monaten Pascal Maßbaum ins Spiel kam, wendete sich das Blatt. Der Borbecker, der bereits in Schönebeck und an vielen anderen Orten in Essen Farbe bekennen durfte, war gleich begeistert, und nachdem die Bezirksvertretung III die nun veranschlagten 8000 Euro bewilligt und Kohl nach zahlreichen Anläufen auch grünes Licht von der Bahn bekommen hatte, konnte das Projekt „Aqualand“ irgendwann im Frühsommer beginnen.
Maßbaum leistete ganze Arbeit. Ein Urzeitkrokodil, ein gesunkenes Segelschiff, Krake, Meerjungfrau – alles da.
Und die Ein- und Ausgänge kommen auch noch dran. Die Nelli Neumann-Schule in Frohnhausen gestaltet den einen im Rahmen eines Kunstprojekts mit der Folkwang-Schule, und für die Altendorfer Seite wie für die Beleuchtung sucht der Bürgerverein noch günstige Angebote.
Die offizielle Übergabe des Kunstwerks und des restaurierten Fußweges an die Bürger und den Auftraggeber erfolgt übrigens am kommenden Freitag, 28. Oktober, um 16.30 Uhr. Treffpunkt: Tunneleingang an der Grunertstraße