Essen. Auf der Rüttenscheider Straße ist die Fahrradstraße nur teilweise ein Erfolg, sagen SPD und Grüne. Autoverkehr soll stärker reguliert werden.
Im Streit um die Fahrradstraße Rüttenscheider fordert die SPD-Ratsfraktion Oberbürgermeister Thomas Kufen und die Stadtverwaltung zum Handeln auf: „Um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer und Verkehrsteilnehmerinnen zu gewährleisten, ist eine Reduzierung des Autoverkehrs unumgänglich“, so der verkehrspolitischer Sprecher der SPD, Ulrich Malburg. Die gegenwärtige Ausgestaltung der Rüttenscheider Straße führe dazu, dass insbesondere Rad- und Autofahrer in Konkurrenz stünden. Dies sei für Autofahrer und den Lieferverkehr unbefriedigend und für Fahrradfahrer risikoreich.
Eine Reduzierung des Pkw-Anteils sei „nicht gleichbedeutend mit einer Benachteiligung der Autofahrer und Autofahrerinnen“, argumentiert die SPD. Im Gegenteil könnte das Erreichen verschiedener Ziele auf der Rü sogar durch ein verbessertes Parkleitsystem und eine sinnvolle Organisation des Lieferverkehrs erleichtert werden.“ Es gelte, die Rüttenscheider Straße in ihrer Gesamtheit zu betrachten, weshalb es etwa weitere Zebrastreifen für Fußgänger und Bänke zum Verweilen geben müsse. Die Rü könne „so viel mehr sein, als eine schlecht umgesetzte Fahrradstraße“, heißt es.
Stadtverwaltung will noch die Zahlen der Polizei zur Verkehrssicherheit abwarten
Auch die Grünen fordern Änderungen: „Der Autoverkehr auf der Rüttenscheider Straße ist auch nach der Einrichtung der Fahrradstraße auf der Rüttenscheider Straße gleichbleibend hoch.“ Das gehe aus der Zwischenbilanz zur Fahrradstraße hervor, die die Stadtverwaltung vor einigen Tagen vorlegte. Zu kritisieren sei, dass die Stadt keine der im letzten Jahr beschlossenen Maßnahmen zur Reduzierung des Durchgangsverkehrs zur Umsetzung empfohlen hat. Verkehrs- und Umweltdezernentin Simone Raskob verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass man noch auf weitere Erkenntnisse der Polizei zur Verkehrssicherheit warte. Diese sollen im ersten Halbjahr 2022 vorliegen.
„Kaum Veränderung beim Radverkehrsanteil, bessere Bedingungen für den Fußverkehr und so viele Autos wie zuvor: Damit haben sich die Ziele, die mit der Einrichtung der Fahrradstraße verfolgt wurden, zwar für den Fußverkehr erfüllt, für den Radverkehr müssen sie jedoch als gescheitert bewertet werden“, klagt Malte Lantin, Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Bezirksvertretung II. Andererseits zeige die Befragung, dass die Rü als Fahrradstraße vom Handel weit positiver bewertet werde als vor ihrer Etablierung.
IG Rüttenscheid hält das Thema Durchgangsverkehr für aufgebauscht
„Um die Aufenthaltsqualität und damit auch die Attraktivität für den Einzelhandel und die Gastronomie weiter zu steigern, haben wir Grüne in der BV II bereits 2018 eine Einbahnstraßenregelung für den Autoverkehr und einen Zweirichtungs-Radweg auf der freiwerdenden Spur vorgeschlagen“, so Lantin. CDU und SPD hätten aber die Fahrradstraßenlösung durchgesetzt.
Wichtig sei nun, dass zumindest „geeignete Maßnahmen zur Verringerung des Durchgangsverkehrs“ umgesetzt würden. Diskutiert werden Abbiegezwänge für Autos an der Martinstraße und am Rüttenscheider Stern, sodass keine direkte Durchfahrt mehr möglich wäre. Die Interessengemeinschaft Rüttenscheid, die Einzelhändler, Gastwirte und auch Bürger ohne Geschäftsinteressen vertritt, hält diese Maßnahme für falsch. Das Thema Durchgangsverkehr werde durch methodische Fehler in der Zwischenbilanz künstlich aufgebauscht, um es als Hebel zu benutzen. Auch der Bürger- und Verkehrsverein Rüttenscheid spricht sich dem Vernehmen nach gegen Sperrungen für Autos aus.