Essener Norden. Bald beginnt das neue Schuljahr. Im Essener Norden wird an den Grundschulen kein Platz frei bleiben. Warum das für die Zukunft schlecht ist.
Jetzt ist die Zeit, in der die Schultüten fertig gebastelt werden, die Einkaufsliste der Schulen abgearbeitet wird und Hallenschuhe in der richtigen Größe gekauft werden: In wenigen Wochen beginnt das neue Schuljahr. Der Schulentwicklungsplan der Stadt Essen zeigt, dass im Essener Norden kein Platz in den Grundschulen frei bleiben wird. Auf Dauer ist das äußerst ungünstig.
Schulen schöpfen Kapazitäten komplett aus
Zehn Grundschulen mit 656 Plätzen in den Eingangsklassen verteilen sich auf Altenessen, Karnap und Vogelheim, angemeldet sind jedoch 671 Kinder. Als unmittelbare Reaktion werden die Neuessener- die Maria-Kunigunda- und die Adolf-Reichwein Schule eine Klasse mehr bilden als zuletzt.
Dennoch ist die Rechnung auf Kante genäht und besonders problematisch für neu zugezogene Familien: „Es muss an Nachbarschulen ausgewichen werden, deren Kapazitäten ebenfalls langsam ausgeschöpft sind. Die damit verbundenen Fußwege sind für Erst- und Zweitklässler kaum zumutbar“, heißt es seitens der Verwaltung, die jedoch auch immer die kommenden Jahre im Blick haben muss. Geburtenzahlen sind dabei ebenso zu berücksichtigen, wie mögliche Zu- und Wegzüge.
2026 werden im Essener Norden mehr Kinder eingeschult als in diesem Jahr
Die Stadt geht davon aus, dass die Zahlen der Erstklässler in den kommenden Jahren schwanken, 2024 und 2026 jedoch nochmal mehr Kinder eingeschult werden als in diesem Sommer. „Die vorhandenen Schulen schöpfen ihre Raumkapazitäten komplett bis in den letzten Winkel hinein aus“, heißt es im Schulentwicklungsplan.
Wie kann man dem entgegenwirken? Die zweite Etage der ehemaligen Hauptschule Karnap soll eventuell ausgebaut werden. SPD-Ortsvereinsvorsitzender Michael Schwamborn forderte das bereits vor zwei Jahren mit Hinblick auf die Anmeldezahlen an der örtlichen Maria-Kunigunda-Grundschule, die ihre Kapazitäten dann nochmal erweitern könnte. Beschlossen ist in diesem Zusammenhang aber noch nichts. Geplant ist hingegen, die Hövelschule zum Schuljahr 20222/2023 um einen Zug zu erweitern. „Rechnerisch bedarf es keiner weiteren neuen Grundschule im Bezirk V“, so die Verwaltung.
Hoher Anteil an Kindern mit Auffälligkeiten
Mit Blick auf die Sozialstruktur in Altenessen, Vogelheim und Karnap ist diese enge Rechnung jedoch riskant. Zahlen zeigen, dass an sieben von zehn Schulen mindestens jedes zweite Kind Auffälligkeiten im Entwicklungsbereich hat. Dazu zählen Koordinationsprobleme ebenso wie Sprachschwierigkeiten: An vier Schulen liegt der Anteil an Kindern mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit bei über 25 Prozent. Gute Bildung ist im Norden laut Schulentwicklungsplan also besonders wichtig, die Ressource Schulraum dann bis auf den letzten Tropfen auszusaugen sei kritisch. „In der Grundschule wird die Basis gelegt“, betont Klaus Hagen, stellvertretender Bürgermeister im Bezirk V und weist darauf hin, dass viele Kinder besonders nach Corona mehr Unterstützung brauchen. Hilfreich wären da Lehrer-Doppelbesetzungen, kleine Klassen und auch mehr Räume.
Auch die Stadt schlägt jetzt vor, vorhandene Schulen baulich zu erweitern. „Zumindest für einige Schulorte sollte eine entsprechende Prüfung erfolgen, vorrangig an der Adolf-Reichwein, Karl- und Großenbruchschule. „Container und Pavillons sind nicht die richtige Lösung“, erklärt Michael Schwamborn, der beklagt, dass in den vergangenen Jahren „viel verpennt“ wurde.