Essen. „Bussi“ kommt in Essen langsam in Fahrt. Fahrtzeiten und das Einsatzgebiet der Sammeltaxen will die Ruhrbahn erweitern. Nicht jedem gefällt das.
Coronabedingt war es für „Bussi“ ein schleppender Start, doch ein halbes Jahr nach seiner Premiere nimmt das Sammeltaxi so langsam Fahrt auf. Geht es nach der Ruhrbahn, dann schwärmt „Bussi“ schon bald in weitere Stadtteile aus.
Ein Hingucker waren die knallgelben Autos im London-Taxi-Style von Anfang an. Seit März sind sie Freitag und Samstag in der Zeit von 19 Uhr abends bis 2 Uhr nachts auf Abruf unterwegs. Weil während des Lockdowns Kneipen und Restaurants aber schließen mussten, stiegen nur wenige Fahrgäste zu. Es fehlte schlicht der Anlass auszugehen.
4000 Kunden haben sich bei der Ruhrbahn über die „Bussi-App“ registriert
Mittlerweile steigt die Nachfrage. „Wir haben den Normalbetrieb aufgenommen“, sagt Projektleiter Georg Grindau. 172 Fahrten seien zuletzt an den beiden Abenden gezählt worden. 200 Fahrten hatte sich die Ruhrbahn als Ziel gesetzt. „Wir entwickeln uns ordentlich“, sagt Grindau. 4000 potenzielle Kunden haben sich inzwischen über die Bussi-App registriert.
Die Ruhrbahn rührt dennoch weiter die Werbetrommel. „Freunde werben Freunde“ lautet aktuell der Titel einer Rabatt-Aktion. Wer einen Bussi-Kunden wirbt, bekommt fünf Euro gutgeschrieben. Wer sich werben lässt ebenso. Offenbar sieht man bei den Fahrgastzahlen noch Luft noch oben.
Die Ruhrbahn möchte mit „Bussi“ auch das Welterbe Zeche Zollverein anfahren
Auch deshalb möchte die Ruhrbahn den Radius ihre Sammeltaxen ausdehnen. Derzeit ist ihr Einsatzgebiet auf die Innenstadt und die südlich angrenzenden Stadtteile begrenzt. Besonders häufig gebucht wird „Bussi“ in Rüttenscheid, für Fahrten zum Hauptbahnhof und in die Innenstadt, berichtet Grindau.
Der Ruhrbahn genügt das nicht. „Wir möchten auch gerne den Bahnhof Altenessen, den S-Bahnhof Borbeck und den S-Bahnhof in Steele anfahren“, so der Projektleiter. Auch Zollverein sei wegen seiner Strahlkraft ein attraktives Ziel. „Bussi“ soll deshalb künftig ein Fläche von 55 Quadratkilometern bedienen. Noch sind es 37 Quadratkilometer.
Essens größte Taxi-Zentrale, Taxi Essen, ist über die Pläne der Ruhrbahn nicht begeistert
Damit nicht genug: Kunden sollen die Sammeltaxen nicht nur freitags und samstags nutzen können, sondern auch donnerstags, dann in der Zeit von 19 Uhr bis 24 Uhr. Beidem muss die Bezirksregierung Düsseldorf zustimmen. Ein Antrag auf Ausweitung der Betriebsgenehmigung sei bereits gestellt. Die Ruhrbahn rechnet damit, dass die Aufsichtsbehörde im November grünes Licht gibt.
Michael Rosmanek, Geschäftsführer von Taxi Essen, der größten Taxizentrale der Stadt reagiert alles andere als begeistert auf diese Pläne. Überrascht ist er allerdings nicht. Für ihn sei es von Anfang an klar gewesen, dass die Ruhrbahn das Geschäft mit Bussi peu à peu ausdehnen würde. Noch besetzt „Bussi“ eine Nische. „Doch diese Nische wird immer größer.“ Als besonders ärgerlich empfindet Rosmanek, dass dem Taxigewerbe mit staatlicher Unterstützung ein Konkurrent heranwachse. „Jede Fahrt tut den Taxizentralen weh“, so Rosmanek.
Der Bund finanziert „Bussi“ als Modellprojekt über zwei Jahre mit 650.000 Euro
Als Modellprojekt wird „Bussi“ über zwei Jahre vom Bund mit 650.000 Euro finanziert. Das Geld stammt aus dem Fördertopf für „saubere Luft“. Die Ruhrbahn sieht die Elektro-Taxen als zusätzliches Angebot, um Kunden zum Umstieg vom eigenen Auto auf den öffentlichen Nahverkehr zu bewegen.
Ruhrbahn will „Bussi“-Kunden befragen
Die Ruhrbahn hat „Bussi“ als zusätzliches Angebot so konzipiert, dass sich potenzielle Kunden angesprochen fühlen, die das Sammeltaxi in ihrer Freizeit nutzen: für eine Fahrt ins Restaurant, in die Oper oder ins Kino. Deshalb „Bussi“ nur an Freitagen und Samstagen abends unterwegs. Wer „Bussi“ nutzt und für welchen Anlass, das möchte auch die Ruhrbahn gerne erfahren. Fahrgäste sollen dazu noch befragt werden. Per App können Kunden bislang eine Bewertung abgeben. Die überwiegende Mehrheit äußerte sich laut Ruhrbahn zufrieden.
Unterschiede zum herkömmlichen Taxi gibt es sehr wohl: „Bussi“ lässt sich nur per App buchen und holt seine Fahrgäste nicht an der Haustür ab, sondern steuert virtuelle Haltestelle an. Gezahlt wird nicht in bar, sondern digital. Dafür ist die Fahrt günstiger. Die kürzeste Strecke bis zu zwei Kilometer kostet 3,70 Euro, eine Grundgebühr gibt es nicht. Zum Vergleich: Beim Taxi ist ein Grundpreis von vier Euro fällig, pro Kilometer kommen tagsüber 2 Euro hinzu, nachts 2,10 Euro.
Unterwegs nimmt „Bussi“ weitere Fahrgäste auf. Mangels Nachfrage fahren Kunden mit dem Sammeltaxi meistens aber noch alleine.