Essen. Vor 20 Jahren verschwand Bianca Blömeke aus Essen-Vogelheim. Bei der Polizei gibt es wieder eine Mordkommission. Helfer kündigen Belohnung an.

Im Fall Bianca Blömeke soll es nun 2500 Euro Belohnung für Hinweise geben, die zum Auffinden der Vermissten führen. Die damals 19-Jährige ist nach einem Streit mit ihrem Ex-Freund aus ihrer Wohnung in Essen-Vogelheim verschwunden. Seit 6. August 2000 gibt es kein Lebenszeichen.

Erika Schneider sucht seit mehr als 20 Jahren nach ihrer vermissten Tochter Bianca Blömeke, die damals in Essen-Vogelheim lebte.
Erika Schneider sucht seit mehr als 20 Jahren nach ihrer vermissten Tochter Bianca Blömeke, die damals in Essen-Vogelheim lebte. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Biancas Verschwinden beschäftigt die Ermittler der Polizei wie ihre Mutter Erika Schneider seit mehr als 20 Jahren. „Die Idee einer Belohnung hatte ich bereits ganz zu Anfang“, sagt die 59-Jährige, die in all den Jahren nichts unversucht lässt, um ihre Tochter zu finden. Neben der rastlosen Suche sind es Flugblätter und Luftballon-Aktionen im damaligen Georg-Melches-Stadion. Die Idee der Belohnung auch umzusetzen, damit sei sie jedoch überfordert gewesen.

Kontakt zum Verein vermisster Kinder Deutschland

Geholfen hat die Ratingerin Stefanie Löschmann, die einen Podcast mit Kriminalfällen produziert und den Verein Vermisster Kinder Deutschland mit ins Boot holte. Unter den zahlreichen Bildern und Hintergründen vermisster Kinder aus dem gesamten Bundesgebiet, sind auch Fotos der jungen Bianca Blömeke zu finden.

Sie zu finden und Abschied nehmen zu können, das treibt ihre Mutter seitdem um. Erika Schneider glaubt kaum noch daran, Bianca jemals lebend wiederzusehen. „Zu vieles spricht dagegen“, sagt sie. Und dennoch könne sie nicht trauern, weil es diese Möglichkeit eben auch noch gibt. An dieser hält vor allem Biancas Großmutter fest: Lange Zeit glaubte sie, es könne ihre Enkelin sein, immer, wenn das Telefon klingelte, jedes Mal, wenn es an der Tür schellte.

Kontakt zum bekannten Kriminalbiologen Mark Benecken

Erika Schneider ließ nichts unversucht, hat in ihrem Schmerz und ihrer Verzweiflung Anwälte, den bekannten Kriminalbiologen Mark Benecken und sogar eine Wahrsagerin um Hilfe gebeten. Am Ende ging es der Mutter gesundheitlich immer schlechter, das Ersparte war rasch aufgebraucht. Ihre Tochter blieb aber unauffindbar. Bis heute wissen Mutter und Großmutter nicht, was mit Bianca geschehen ist. Wer ihr etwas angetan haben könnte. Der Ex-Freund geriet damals in Verdacht, kam in Untersuchungshaft, nachweisen konnte die Polizei ihm jedoch nichts.

Zu diesem Leid, das Mutter und Großmutter seitdem ertragen, kommen dann noch manche grausamen Betrugs- oder Erpressungsversuche, die sie aushalten müssen. Die einen wollen Bianca gefunden haben, andere verlangen Geld für die Preisgabe des Ortes, an dem Bianca vergraben sein soll.

500 Euro wollte jemand für einen Arm oder ein Bein

„500 Euro wollte jemand, der mir als Beweis, dass er mehr wisse, ein Bein oder einen Arm meiner Tochter schicken wollte“, kann die Mutter kaum aussprechen, was sie mitunter hören oder lesen muss. Zuletzt an Weihnachten, als sie wieder einmal Geld für einen Tipp zahlen sollte. Sie kam mit dem Fremden ins Gespräch, dem offenbar der Gerichtsvollzieher im Nacken saß. Sie erzählte ihre Geschichte: „Da hat er geweint.“

Nun kommt mit der Belohnung eine Nachricht für Erika Schneider, sie sie weiterhin hoffen lässt, zu erfahren, was am 6. August vor 20 Jahren geschehen ist. „Ausgelobt wurden die 2500 Euro schließlich von Privatpersonen in Kooperation mit dem Verein“, sagt Erika Schneider dankbar und gleichzeitig überrascht über die hohe Summe.

Polizei hat neue Hinweise auf ein Gewaltverbrechen

Hoffnung machen der Mutter vor allem auch die aktuellen Ermittlungen der Polizei, die derzeit alte und neue Spuren mithilfe heutiger, moderner Kriminaltechnik auswertet. Nach zahlreichen Berichten über das Schicksal von Bianca Blömeke und ihrer Familie sowie den Fernsehauftritten von Erika Schneider, gibt es immer wieder Hinweise zu dem Fall. Nun haben die Beamten so viele neue Ermittlungsansätze und zudem weitere Hinweise auf ein Gewaltverbrechen, dass mehr als 20 Jahre nach Biancas Verschwinden erneut eine Mordkommission eingerichtet worden ist.

Von der Belohnung habe die Polizei selbst aus den Medien erfahren, sagt deren Sprecher Thomas Weise. „Alles, was dazu führt, dass die Tat aufgeklärt wird, kann nur hilfreich sein.“

Weitere Informationen gibt es im Internet unter: http://bianca-bloemeke.ruhrvision.de/