Essen-Altenessen. Vor zehn Jahren schlossen alle Schlecker-Läden. In Altenessen hat in einer ehemaligen Filiale jetzt eine Kita der Lebenshilfe eröffnet.
Die Lebenshilfe Essen betreibt seit November eine weitere Tageseinrichtung im Essener Norden und hat nun auch offiziell Eröffnung gefeiert. Die Kita Zechenzwerge an der Altenessener Rahmstraße ist für Kinder mit und ohne Behinderung und bietet sechs U3- Plätze und achtzehn Ü3-Plätze. Der Clou: Eine ehemalige Schlecker-Filiale wurde zu einer barrierearmen Kita umgebaut mit qualitativ hochwertiger Ausstattung.
Spielzeug in Essen Kita wurde reduziert
Einrichtungsleiterin Sarah Redemann strahlt: „Ein aufregender Tag für die Kinder. Heute Morgen haben wir alles dekoriert und dann fing das Warten an. Wann geht’s denn endlich los? Sie habe vorher in einer ähnlich kleinen Einrichtung gearbeitet und sich gezielt hier beworben: „Ich schätze das Familiäre bei den Zechenzwergen.“ Erste Erfahrungen führten zu leichten Veränderungen: „Wir haben das Spielzeug reduziert. Das klappte nicht so gut, weil die Gruppe neu ist.“ Die Kinder waren überfordert. Nun ist alles gut überschaubar in Regale eingeräumt.
Nur 20 Prozent der Kinder haben Deutsch als Muttersprache. Was schwierig sein könnte, wird hier mit Pfiff umgesetzt. Damit die Kinder die Nebenräume selbstständig nutzen können, gibt es eine Tafel mit Fotos der einzelnen Bereiche: „Wenn ein Kind das noch nicht sagen kann, wo es spielen möchte, zeigt es drauf.“ Dann wird sein Passfoto zugeordnet und jeder weiß Bescheid.
Bewegungsraum kann in Essener Kita zu Schlafraum werden
Die 35-jährige Erzieherin ist angetan vom Raumkonzept der inklusiven Kita: „Wir haben flexible Lösungen hier, die gut durchdacht sind.“ So etwa im kombinierten Bau- und Rollenspielraum oder im Bewegungsraum, der mit wenigen Handgriffen in einen Schlafraum umgewandelt werden kann. Stolz ist sie auf den gemütlichen Eingangsbereich. Dort seien ganz zwanglos Gespräche mit den Eltern möglich. Ansonsten gebe es noch den Team-Raum, der für konzentriertere Elterngespräche genutzt werde. Der lange Schlauch des Flurs ist nun begehrte Rennstrecke für die Rutsch-Autos.
Die Küche dient vornehmlich zum Aufwärmen und Anrichten der Speisen, die aus der Frischkostküche der benachbarten und deutlich größeren Kita Glückauf stammen: „Dort werden jeden Tag frische Mahlzeiten für die Kinder zubereitet und wir dann mitversorgt.“ Der nahe Kaiser-Wilhelm-Park lädt ein zu regelmäßigen Wald- und Wiesentagen. Der großzügige Spielbereich im Hinterhof verlockt zum Toben.
Altenessener sagen immer noch „Schlecker“
Mitten im Eröffnungstrubel zeigt Abbas Hassan Bilder auf dem Smartphone: „So kahl sah das aus hier.“ Der Hauseigentümer und Investor ließ den ehemaligen Drogeriemarkt umbauen: „Die Leute in der Gegend sagen immer noch beim Schlecker.“ Im Bestand zu bauen, sei immer eine Herausforderung. Rund 500 000 Euro mussten in die Hand genommen werden, die Statik bereitete Probleme, die Genehmigungen zogen sich, dazu kam Materialknappheit. Corona verlängerte die Bauzeit, stöhnt Lothar Reuschel, Geschäftsführer der Lebenshilfe Essen: „Eigentlich wollten wir am 1. August eröffnen. Es wurde der 15. November. Nicht leicht zu überbrücken für manche Eltern. Für uns erschwerte das die Suche nach Mitarbeitern.“
Einrichtungen der Essener Lebenshilfe
Grundsätzlich versteht sich die Lebenshilfe Essen als Eltern-, Fach- und Trägerverband für Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Familien. Mittlerweile wurde das Programm um ambulante Pflegedienste und Kindertagesstätten erweitert. Die Kitas Glückauf an der Altenessener Straße, Grubengold an der Gravelottestraße und Zechenzwerge an der Rahmstraße haben insgesamt Platz für 155 Kinder. In Planung ist die Kita Bergflöhe, die am Bonsiepen in Bergerhausen 60 weitere Plätze für Kinder von zwei bis sechs Jahren bieten wird.
Lebenshilfe-Geschäftsführer Jörg Woltermann-Hoffrichter freut sich, dass der Alltag der neuen Kita bereits so gut funktioniere und Oberbürgermeister Thomas Kufen betont bei der Eröffnung, dass auch solch eine kleine Gruppe die Versorgung in der Stadt komplettiere. Bis zum Sommer 2023 sollen insgesamt tausend zusätzliche Plätze in Essen geschaffen werden. Wie viele Kinder aus der Ukraine dazu kämen, wisse noch keiner.