Essen.. Kur vor Ort-Geschäftsführer Karsten Peipe spricht im Interview über Neubauten in der Nachbarschaft, einen Neustart in der Gastronomie und geplante Investitionen in der Therme. Trotz kontinuierlich wachsender Besucherzahlen will die Einrichtung nicht weiter wachsen.

Medical-Wellness - das Konzept aus Gesundheitsvorsorge und Sport, das so schrecklich anglistisch klingt, hat der gemeinnützigen GmbH „Kur vor Ort“ in den vergangenen Jahren ein kontinuierliches Besucherplus beschert. Vor allem die Gründung der Gruga-Therme vor sechs Jahren brachte dem zwischenzeitlichen Sorgenkind des Parks wieder etwas vom alten Glanz zurück. Im Interview spricht Karsten Peipe, der seit Oktober 2007 die Geschäfte führt, über Zukunftspläne, den Messe-Ausbau, die Umstellung der Gastronomie und darüber, warum ein gutes Pferd nicht immer höher springen soll, als es muss.

Wie schätzen Sie die Entwicklung von Kur vor Ort ein?

Wir schreiben seit vier Jahren schwarze Zahlen. Meilenstein ist die Grugapark-Therme, die seit 2006 besteht. 870 Mitglieder treiben bei uns Sport, viele schon seit der Eröffnung. Im vergangenen Jahr hatten wir insgesamt 270 000 Besucher und rechnen für 2012 mit rund 300 000 Gästen. Wir wollen unser Angebot verbessern, etwa, indem wir die Umkleiden erneuern, den Ruhebereich erweitern und im Außenbereich eine weitere Sauna bauen. Dennoch ist es nicht unser Ziel, noch weiter zu wachsen.

Wie bitte?

Wir sind zufrieden mit dem, was wir haben - auch, wenn man das als Unternehmer ja eigentlich nicht sagen darf. Viele werfen uns vor, dass man uns nicht findet - das ist aber auch gut so. Wir sind nicht darauf aus, noch mehr Mitglieder zu binden, wollen ein Kleinod für die Essener bleiben und nicht weiter wachsen - zumal der räumliche Platz ja auch begrenzt ist.

Welche Pläne haben Sie?

Für den Neubau eines Japanischen Gartens im Grugapark wird noch immer ein Sponsor von Grün&Gruga gesucht. Unsere Vision ist es, dort weitere Kurse anzubieten - etwa Tai Chi. So, wie man es eben aus Asien kennt, wo sich morgens viele Menschen vor der Arbeit gemeinsam auf den Tag einstimmen. Wir denken auch über ein neues Sport-Angebot nach, wollen aber nichts übers Knie brechen. Wir müssen Investitionen immer sorgfältig prüfen - schließlich sind wir, auch wenn das viele glauben, kein städtischer Betrieb. Grün&Gruga ist unser Vermieter, darüber hinaus sind wir selbst für uns verantwortlich. Geht es uns schlecht, schüttet niemand das Füllhorn über uns aus. Geht es uns allerdings gut, profitieren davon auch die rund 80 Mitarbeiter, an die Überschüsse in Form von Prämien ausgezahlt werden. Viele dieser Fachkräfte wie Mediziner und Diplom-Sportwissenschaftler sind schon seit Jahren bei uns.

Manche Gäste äußern Kritik an der Küchenleistung. Was ändert sich im Bereich Gastronomie, auch mit Blick auf den Wassergarten?

Wie kam es zu dem Wechsel in der Gastronomie?

Das bisherige Küchenteam wollte sich verändern und etwas Neues wagen. Wir haben die Chance genutzt, um uns komplett neu aufzustellen. Mit Klaus Timm haben wir jemanden gefunden, der diesen Schritt mitgehen will. Jetzt hoffen wir, dass auch die Gäste dazu bereit sind - ausprobieren kann man die Küche bereits bei der langen Saunanacht an diesem Wochenende.

Stehen auch im Wassergarten abgesehen von der Gastronomie weitere Neuerungen an? Die Toilettenanlagen etwa hätten eine Überholung nötig.

Das ist eigentlich Sache des Vermieters, also Grün&Gruga. Die Stadt hat aber bekanntlich kein Geld. Schon jetzt machen wir viele Arbeiten selbst, das gilt auch für Schönheitsreparaturen hier am Kurhaus. Wir hoffen, den Wassergarten an den Wochenenden im Spätsommer jetzt noch vier bis fünf Wochen öffnen zu können. Wie es dann im März kommenden Jahres weitergeht, werden wir sehen.

Im Oktober wird der Siegerentwurf zur Messe-Erweiterung gekürt, bis 2017 soll dann gebaut werden. Welche Auswirkungen befürchten Sie für den Kurbetrieb?

Wir sind in Gesprächen mit der Messe, Grün&Gruga und der Stadt. Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust: Das des Esseners, der der Messe viel Erfolg wünscht und das des Geschäftsführers von Kur vor Ort, der unangenehme Nebenerscheinungen wie Baulärm und -verkehr so gering wie möglich halten möchte. Der Dialog bislang war aber positiv: Die Planer wissen um die Sensibilität des Kur­standorts und uns wurde zugesichert, Rücksicht auf unsere Belange zu nehmen - sowohl in der Abriss- als auch in der Bauphase.

Alles in Ordnung, also?

Ich bin optimistisch, wenngleich man bislang nur spekulieren kann. Noch liegt der finale Entwurf schließlich nicht vor. Wann wird gebaut? Wo wird gebaut? Wo wird angefangen? Wie lange dauert der Abriss? Diese Fragen müssen noch beantwortet werden. Mit Staub- und Lärmschutzwänden könnte man aber vieles abfangen, das Paradebeispiel dafür ist der Neubau am Rüttenscheider Stern. Wir gehen davon aus, dass die Auswirkungen für uns nicht allzu groß sind.