Essen. Christiane Wronka und Marcel Kaselovski wagen den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnen am 1. Juni an der Krayer Straße 33 ihr Tattoo-Studio.
Knackis und Säufer, Zocker, Seeleute, Glücksritter, Fußballfans oder Motorradfahrer mit Hundertdreitagebart. Wer irgendwie anders ist und aus dem so braven Rahmen fällt, der ist meist auch tätowiert – glauben zumindest die, die keine Ahnung haben. Denn bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es nahezu normal, den Körper auch mit gemaltem Schmuck zu schmücken.
Und heute? Sieht das wieder ähnlich aus, gibt’s mehr und mehr kulante Chefs und auch Menschen, die voller Stolz ihre Tattoos tragen und auch präsentieren. Manche von denen, also von den Tattoos, sind zwar geht so, viele Bodybilder aber gleichen wirklich echten Kunstwerken, weil’s auch welche sind.
Tattoo-Gutscheine zu gewinnen
Das Bild, das mehr sagen soll als sogar tausend Worte. Wer kennt ihn nicht, den abgeschmackten Spruch aus Floskelhausen. Und doch ist mehr dran als nur ein Fünkchen Wahrheit, was auch Christiane Wronka und Marcel Kaselovski bestätigen können. Die zwei sind ein Paar, haben ‘nen noch ganz kleinen Sohn und auch ganz großen Mut. Zusammen wagen sie nämlich nun den Sprung in die unsichere Selbstständigkeit und eröffnen an der Krayer Straße 33 ihr eigenes Tattoo-Studio: „Time 4 Pain Tattoo“.
Seit Wochen sind sie dabei, alles fein herzurichten, denn am Montag, dem 1. Juni, gibt’s ab 13 Uhr eine kleine Eröffnungsfeier mit Kaffee, Kuchen, guten Tipps und guten Gesprächen – und einer Tombola, bei der man stilecht wertvolle Tattoo-Gutscheine gewinnen kann. Also: Einfach mal hingehen, denn die Leute sind gut drauf. Öffnungszeiten ab dann: Montag bis Freitag von 11-18 Uhr. Aber hingehen und reden, denn wer über ein Tattoo oder noch eins nachdenkt, mit dem will Kaselovski erst sprechen. Schließlich gibt es ein paar Regeln, und er sticht auch lange nicht alles, was sich der Kunde so vorstellen kann.
Rosen und Totenschädel
„Ich komm’ aus ‘ner Tattoo-Familie, hatte mein erstes mit 14.“ Und als Kaselovski eine Lehre zum Maler und Lackierer machte, da hatten ihn die Farben endgültig gefangen. Seit zehn Jahren sticht der 33-Jährige in Bochum bunte Bilder, nun kehrt er zurück nach Steele. Natürlich mit seiner Süßen, die sich ums Geschäft kümmert, den ganzen „Kram“ also, den man als Selbstständiger halt so beachten muss.
Unendlichkeitszeichen oder Federn, aus denen Vögel flattern. „Das sind die Neuzeit-Arschgeweihe“, sagen beide. Das ist gerade schwer angesagt, der Klassiker aber sind nach wie vor Rosen oder Totenschädel. Warum auch immer.
Frei von Konservierugns- und krebserregenden CMR-Stoffen
Vorher über ein Tattoo nachzudenken, ist für Kaselovski ein echtes Muss. Zu einem gibt der Kunde ja auch Geld aus – je nach Größe und Aufwand zwischen 50 und mehreren Hundert Euro – zum anderen sind Tattoos meist was für die Ewigkeit. Zwar können die Bodybilder, sollte man sie einmal leid sein, auch weggelasert werden, das aber ist nicht ohne und auch teuer.
Selbst zeichnet Kaselovski mögliche Motive, und die Farben, die er benutzt, sind zertifiziert und unbedenklich. Vegan hergestellt, auf Schwermetalle getestet, frei von Konservierungs- und krebserregenden CMR-Stoffen. Und da der Chef auch die alternativlosen Hygienevorschriften einhält, um seinen Kunden und auch sich selbst nicht etwa eine Hepatitis anzuhängen, kann nicht viel schiefgehen. Wenn man vorher weiß, was man will.
Verschiedene Länder, verschiedene Techniken:
Japanische Irezumi
Diese traditionellen japanischen Tätowierungen werden mit an Bambusgriffen befestigten Nadeln oft noch manuell gestochen. Eine äußerst schwierige Technik, die nur die wahren Meister beherrschen.
Getränkte Sehnen
Die Inuit ziehen noch heute mit Farbe getränkte Fäden oder Sehnen unter der Haut hindurch.
„Knast-Tattoos”
Eine mit Faden umwickelte Nähnadel wird in Tinte getaucht und in die Haut gestochen. Kleckse verlaufen unter der Haut und bilden Tränen, primitive Bildchen oder die berühmten drei Punkte.
Polynesischer Kamm
Viele Völker Polynesiens benutzen oft einen Knochen oder auch einen Pflanzenkamm. Die Spitzen werden dabei in die Haut getrieben und verteilen die aus Wasser und Asche oder verbrannten Nüssen gemischte Tinte.
„Schmutztätowierung”
Die bekannteste Form der unfreiwilligen Tätowierung. Generationen von Fußballern tragen feine Aschepartikel, meist am Knie, unter der Haut, zugezogen bei einem Sturz und durch Schürfwunden.