Essen. Vom ETEC bis zum Burgplatz-Komplex will die städtische Tochter GVE ihre Immobilien losschlagen. Doch zumindest bei der Lichtburg gelten hohe Erlöse als zweitrangig.
Als eine Art „Brutkasten“ für junge neue Unternehmen haben sie im ETEC einst angefangen. Drei Jahrzehnte später ist das „Essener Technologie- und Entwicklungs-Centrum“ dagegen nicht mehr sonderlich wählerisch, wen es da in seinem Gebäudekomplex an der A40 beherbergt: Hauptsache, die Miete landet pünktlich auf dem Konto.
Das ist für den Eigentümer, die städtische Grundstücksverwaltung GVE wichtiger denn je, seit man sich dort mit dem Stadion-Bau verhob und knapp an der Insolvenz vorbeischrammte. Diese Gefahr ist immer noch nicht ganz gebannt, weshalb das ETEC wie auch all die anderen GVE-Immobilien auf der Verkaufsliste stehen: das ComIn an der Karolingerstraße, der Bildungspark samt Bfz nebenan und auch der Burgplatz-Komplex mit Lichtburg und Volkshochschule.
GVE muss geplünderte Rücklage des Museum Folkwang auffüllen
Schon in der zweiten Jahreshälfte wird’s ernst, das ETEC macht den Anfang, und laut GVE-Geschäftsführer Dirk Miklikowski stehen die Chancen nicht schlecht, dass man gute Preise erzielt: „Wir erleben, dass der Immobilienmarkt gierig nach Anlagemöglichkeiten sucht.“ Alles andere wäre auch schlecht, denn die GVE muss nicht nur die fürs Stadion geplünderte Instandhaltungsrücklage des Museums Folkwang mit mehr als fünf Millionen Euro wieder auffüllen. Die 100-prozentige Stadt-Tochter braucht auch eine „positive Fortführungs-Prognose“ der Abschlussprüfer, muss sich also formell bestätigen lassen, dass der Laden genug Geld in der Kasse und Zukunft hat.
Hat er auch, glaubt Miklikowski, der die GVE als Immobiliendienstleister platzieren will. Gerade erst bekam die angeschlagene Stadttochter den Auftrag, sämtliche geplanten Flüchtlingsheime im Stadtgebiet zu bauen, ein Volumen von immerhin gut 150 Millionen Euro. Auch wenn das Erstaufnahme-Asyl auf dem alten „Kutel“-Areal als Beweis für die Leistungsfähigkeit gilt: Das stemmt man nicht mal eben so, „wir begeben uns da auf dünnes Eis.“
Aber was bleibt ihnen übrig? Irgendwie müssen die wegbrechenden Mieteinnahmen der verkauften Gebäude ja aufgefangen werden. Und am Verkauf, so heißt es, kommt man angesichts der Zahlungsverpflichtungen nicht vorbei.
Perle im Portfolio: Volkshochschule und Lichtburg
Was wohl auch den Gebäuden und ihren Mietern nutzt, denn wiewohl der absehbare Verkauf in dem einen oder anderen Fall wohl „nicht die wirtschaftlichste Lösung darstellt“, wie Miklikowski einräumt – die GVE hätte womöglich auf absehbare Zeit nicht die Chance, viel Geld für die Modernisierung aufzubringen. Millionen wären fällig, schließlich ist etwa die Bausubstanz des ETEC mittlerweile ziemlich in die Jahre gekommen.
Als Perle im Portfolio der GVE gilt der Burgplatz-Komplex mit Volkshochschule, Lichtburg, Läden und Gastronomie in 1a-Lage an der Kettwiger: Hier dürfte die Nachfrage möglicher Interessenten noch am größten sein, doch just hier geht die Politik mit besonders spitzen Fingern an einen möglichen Verkauf.
Durch die Bank gilt die Devise: Die Lichtburg als Filmpalast darf in ihrem Bestand nicht gefährdet werden. „Nichts, was sich nicht im Kaufvertrag regeln ließe“, signalisiert GVE-Chef Miklikowski, wobei ein Verkauf an einen privaten Dritten zweifelsohne heikler wäre, als ein bereits diskutierter Deal innerhalb des Konzerns Stadt: Da müsste man dann „noch mal gehörig Gehirnschmalz investieren.“
Abstriche bei der Rendite
Vorbeugend wollen Grüne und Essener Bürger Bündnis im Rat am Mittwoch das Mitspracherecht der Politik sichern. Das gilt ohnehin als gegeben, weil es sich um ein Erbbaugrundstück der Stadt handelt und der Rat im Falle eines Verkaufs ohnehin zu beteiligen wäre.
Fest steht so oder so: Da der Kino-Betrieb abseits glanzvoller Premieren womöglich nicht die ganz großen Rendite-Erwartungen von Investoren erfüllt, würde sich dies im Kaufpreis entsprechend niederschlagen. Am Ende, seufzt Miklikowski, bleibe die Frage: „Ist das noch wirtschaftlich, was wir da machen?“ Natürlich stehe es der Politik frei, den Ausverkauf der GVE zu bremsen, aber „wo soll die Liquidität sonst herkommen?“