Essen. Nach dem Großeinsatz der Polizei im Stadtteil Kray-Leithe geben die Behörden Entwarnung: Der betrunkene Waffen-Narr, der mit einem Gewehr für Aufregung gesorgt hatte, hat weder jemanden bedroht noch eine Geisel genommen. Gegen Gesetze verstoßen hat der Mann trotzdem – und lässt sich jetzt behandeln.
Diese vermeintliche Geiselnahme entpuppte sich am Ende als das verwirrte Treiben eines Alkoholkranken: Vermummte Spezial-Einsatzkräfte der Polizei haben am Mittwochmorgen ein Reihenhaus in Kray-Leithe gestürmt. Dort wohnt ein pflegebedürftiger Rentner (91) mit seinem Sohn (56).
Der Sohn, der zu diesem Zeitpunkt schon schwer angetrunken war, hatte früh morgens gegen sieben Uhr den Mitarbeitern eines ambulanten Pflegedienstes ein Luftdruckgewehr gezeigt, das einer Kalaschnikow AK 47 täuschend ähnlich sieht. Der 56-Jährige ist Rentner und war früher in einem Bau-Amt der Stadtverwaltung beschäftigt.
Beamten fanden Munition
Die Pflege-Kräfte alarmierten am Mittwochmorgen sofort die Polizei. Weil der 56-Jährige in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder wegen einiger Waffen-Delikte mit der Polizei zu tun hatte, rückte mit großem Aufwand ein Spezial-Einsatzkommando aus. Die Nachricht von einer „Geiselnahme“ und „akuten Bedrohungslage“ machte stadtweit die Runde. Die schwer bewaffneten Polizisten trafen den 56-Jährigen jedoch in seinem Bett an. Widerstandslos ließ er sich abführen.
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Sprengstoff-Spürhunde reagierten schließlich im Keller des Hauses – dort fanden Polizisten einen Tresor und ließen ihn aufhebeln. Darin fanden die Beamten Munition für das Luftdruckgewehr. „Weitere Waffen haben wir nicht gefunden“, teilte Polizei-Sprecherin Tanja Horn am Mittwochabend mit.
„Freiwillig in psychiatrische Behandlung“
Alle Beteiligten blieben unverletzt. Der 56-Jährige wurde nach den Vernehmungen am Mittwochabend entlassen. Die Polizei teilte mit, dass sich der Mann „freiwillig in psychiatrische Behandlung“ begeben hat. Gerüchte, der Mann habe die Pflegekräfte und seinen Vater mit der Waffe massiv bedroht, lösten sich am Abend auf: „Die Ermittlungen ergaben, dass es zu keinem Zeitpunkt eine akute Bedrohung gegeben hat“, erklärte die Polizei-Sprecherin. Nichtsdestotrotz: Gegen das Waffengesetz hat der 56-Jährige erneut verstoßen.
Vor mehr als 25 Jahren hatte er auf seinen Vater mit einer scharfen Waffe geschossen. Seitdem hatte die Stadt ein „Waffenbesitzverbot“ verhängt, das bis heute gültig ist. Der Mann gilt in der Nachbarschaft auch wegen anderer Auffälligkeiten als Sonderling.