Essen.. Eigentlich ist es eine einfache Rechnung: Eine Straßenbahn mit 100 Menschen benötigt vielleicht 15 Sekunden zum Queren einer Kreuzung. 100 Pkw dagegen mehrere Minuten. Dass die grüne Welle für Busse und Bahnen aus Umweltsicht zwingend ist, dass die Evag-Linien pünktlicher rollen, liegt auf der Hand.

„Sie ist auch wirtschaftlich logisch“, betonen die Verkehrsexperten bei der Evag. Und verweisen dazu auf eine einfache Rechnung: Auf einer signaltechnisch beschleunigten Linie spart die Evag in nahezu allen Fällen einen „Kurs“ (ein Fahrzeug, zwei Fahrer) – und damit 150.000 Euro im Jahr. Die Chancen stehen gut, dass sich da künftig einiges einsparen lässt: Stadt und Evag haben jedenfalls beim VRR die Anträge für eine „signaltechnische Beschleunigung der Straßenbahn-Linien 101, 103, 105 und 109“ laufen, an 27 Ampeln sollen die Voraussetzungen für die grüne ÖPNV-Welle geschaffen werden. Rund 1,6 Millionen Euro wird das Paket kosten, an dem die Stadt mit rund 240.000 Euro beteiligt ist. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass der Antrag bewilligt wird“, sagt Rainer Wienke, vom zuständigen Amt für Straßen und Verkehr. 2013/2014 könnten die Linien umgerüstet werden – damit hätten dann allen Essener Straßenbahnen die grüne Welle.

Es ist allerdings nur ein Trostpflaster im Vergleich zur ursprünglichen Planung: Da wollte die Stadt gemeinsam mit der Evag in einem Zehn-Jahres-Programm 276 Ampeln umrüsten, um auf nahezu allen Bus- und Bahnlinien mehr Tempo zu machen. Rund 15 Millionen Euro hätte die technische Umrüstung gekostet: Der Fahrer sendet ein Signal aus, die Ampel erkennt den Vorrang und schaltet auf Grün für Bus oder Bahn. Doch vor allem bei der Busbeschleunigung gab es Ärger, mehrere Anträge in Düsseldorf blieben erfolglos, erst mit dem deutlich gestutzten Ausbauprogramm (das sich allerdings auch aus einem anderen Fördertopf speist) zeichnet sich jetzt der kleine Erfolg ab.

630 Ampeln im Stadtgebiet

Dabei sind die Ampelzeiten eines der zentralen Themen im ÖPNV: Von den 630 „Lichtzeichenanlagen“ im Stadtgebiet werden etwa 560 von Bussen und Bahnen befahren. Seit 1989 versuchen Stadt und Verkehrsbetriebe, die Anlagen auf Vorrang zu schalten. Das ist bisher erst an 155 Standorten gelungen, seit 2004 übrigens vor allem über Datenfunk, bis dahin funktionierte die grüne Welle nur über Gleiskontakte.

An Kontakten ist dabei wirklich kein Mangel: Die Evag-Fahrzeug „berühren“ werktags rund 159.242 Mal eine Ampel – und verlieren dabei in drei von vier Fällen durchschnittlich 30 Sekunden. „Wenn wir bei jeder Ampel-Begegnung nur fünf Sekunden weniger Wartezeit hätten, kämen wir auf einen Zeitgewinn von 221 Betriebsstunden“, hat Evag-Sprecher Olaf Frei ausgerechnet. Dass sich da einiges einsparen lässt, liegt auf der Hand. Bei der Evag sieht man aber auch die erhöhte Reisegeschwindigkeit, damit die verringerte Reisezeit, die erhöhte Pünktlichkeit: „Wir wären damit einfach attraktiver.“ Argumente, die sich der VRR noch einmal genau vorrechnen lassen möchte: Wie viele Minuten am Ende rausspringen, sei für die Bewilligung durchaus entscheidend. Bei Evag und Stadt hat man da jedoch keine Zweifel: „Wir werden auf unsere Sekunden kommen.“