Essen. Der 13-jährige Rüttenscheider Valerio Mendolia sammelt seit vier Jahren alles über Karl Lagerfeld und wünscht sich nichts sehnlicher, als heute ein Autogramm des Modezaren im Museum Folkwang zu bekommen. Dort eröffnet Lagerfeld seine Ausstellung “Parallele Gegensätze“.
So ist das, wenn ein Lebenstraum kurz vor der Erfüllung steht: Man weiß nicht, was man anziehen soll. Und so wird Valerio Mendolia heute Morgen noch ein bisschen länger vor dem Kleiderschrank verbringen als die üblichen 30 Minuten. Denn am heutigen Freitag kommt Karl Lagerfeld ins Museum Folkwang und könnte Valerios größten Wunsch wahr machen: einmal den Modezaren von Nahem sehen!
Auf zwei handgeschriebenen (!) Briefseiten hat sich der 13-Jährige deshalb an diese Zeitung gewandt: „Ich bin vermutlich der kleinste, größte Fan von Coco Chanel und Karl Lagerfeld in Essen.“ Und tatsächlich ist Valerios Zimmer ein kleines Lagerfeld-Museum, mit vielen ausgedruckten Modellentwürfen an der Wand und jeder Menge Chanel-Material. Das Chanel-Buch, das der 13-Jährige zu Weihnachten geschenkt bekommen hat, liegt für das heiß ersehnte Autogramm bereit. Es hat schon jetzt einen Sonderplatz im Bücherregal über den vielen Vogue-Magazinen, die Valerio gesammelt hat. Der junge Rüttenscheider ist ein echter Mode-Freak, aber keiner, der sich den gängigen Looks und Labels verschrieben hat. Sein Herz gehört Coco und Karl und das schon seit er neun ist.
Begonnen hat die Begeisterung durch die Nase. Schon als Kind hat er Chanel gern geschnuppert, seither sammelt er jedes Parfüm-Pröbchen, heftet jeden Magazin-Schnipsel in Klarsichtfolien ab, und verblüfft Parfümerie-Verkäuferinnen mit detaillierten Angaben zum Anteil von Vanille und Lavendel. Sein Lieblingsduft ist der Klassiker, Chanel Nr. 5. „Nur nicht in der Schule“, erklärt Valerio, „da ist das zu konzentriert.“
Die ersten Entwürfe hat er mit Mamas Lidschatten gezeichnet
Die Aufmerksamkeit im Kinderzimmer muss sich Karl der Große allerdings noch mit einem anderem „Heiligtum“ teilen: Abba. Dass die schwedische Popgruppe vielleicht nicht immer den Geschmack des strengen Designers getroffen hat – sei’s drum. Hier geht es ja um Musik. Valerio ist ein bekennender Retro-Mensch, der noch Vinyl-Platten hört statt iPod.
Mit Fußball und Facebook hat es der Grashof-Gymnasiast, der lieber läuft und Yoga macht, nicht wirklich. „Ist eben der Kreative“, sagt Mama Martina, die sich auch nicht ganz erklären kann, „woher der Junge die Gene hat“. Aber sie unterstützt ihn so gut es geht. Die eigene Nähmaschine hat Valerio schon, der erste Schritt zum großen Berufswunsch: „Irgendwann will ich für ein großes Modehaus arbeiten.“ Nur als Mamas teuerer Chanel-Lidschatten für seine ersten Entwurfszeichnungen herhalten musste, gab’s etwas Ärger. Aber mit diesem Mal-Material arbeiten Modemacher nun mal gerne, weiß Valerio. Genauso, wie der 13-Jährige Lagerfelds Haute Couture-Entwürfe und seine Schlafgewohnheiten kennt: „Er trägt ein langes, weißes Nachthemd, bei 30 Grad gewaschen, ohne Duftzusatz.“
Dass so einer im graubraunen Alltag über manches hinwegsehen muss, versteht sich. Ein gelbes Shirt zu roter Hose, mit braunen Schuhen, „das kann mir schon mal den Tag verderben“. Da denkt Valerio eben wie sein großes Idol: „Man sollte auf sein Äußeres achten.“