Essen-Gerschede/Altena.. Die Mädchen, Jungen und Lehrer der Grundschule Gerschede verbringen eine Woche im Mittelalter. Karges Leben mit viel Teamgeist. Donnerstag geht es ins Sauerland.
Wenn die fein gewandeten Burgfräuleins und die treuen Knappen gleich zur Burg Altena aufgestiegen sind, haben sie ihr Ziel erreicht. „Dann können wir spüren, wie die Ritter wirklich gelebt haben“, sagt Lars Mohrholz. Der Neunjährige hat mit seinen Mitschülern in den letzten Tagen im Knappen-Clan viel über das Mittelalter gelernt. Heute, am Donnerstag, soll er mit den anderen im Sauerland zum Ritter geschlagen werden.
„Der Ausflug mit fünf Bussen gehört zu unserer Projektwoche „Leben im Mittelalter“, erläutert Martina Neuer, Leiterin der (Burg-) Schule Gerschede. In den vergangenen Tagen haben die Mädchen und Jungen die Zeit dort um 1000 Jahre zurück gedreht und sind in das damals karge und einfache Leben ohne Kühlschrank und Telefon eingetaucht. „Ritter sein sieht echt cool aus. Aber früher war das hart. Ich möchte nicht tauschen“, bekennt Lennard Böckermann.
Hindernisparcours in der Turnhalle
Tobias Porr, Leon-Lex Lazad und Niklas Becker haben aus Hartpappe ihre Schilde ausgeschnitten und mit ihren Clan-Zeichen bunt bemalt. „Ein Mann von der Burg Broich (heute Schloss) in Mülheim hat uns Äxte, Lanzen und Schwerter erklärt“, sagt Tobias. „Aber die brauche ich gar nicht“, sagt Timo Nagel und dreht sich um die eigene Achse. Er trägt stolz ein Kettenhemd. „Das wiegt sieben Kilo. Haut mich jemand, spüre ich fast nichts. Wenn ich das Kettenhemd ausziehe, bin ich so leicht wie eine Feder“, sagt er und hebt die Arme.
Lehrer Dirk Stadler ziert ein silber-blau-rotes Rittergewand, mit Schwert an der Hüfte. Er übt mit Knappen in der Turnhalle einen Hindernisparcours zur Burg. Seine Kollegin Anja Böckermann betreut im Fledermauskleid in Türkis ihre Klasse: „Wir leben die Mittelalterwoche mit und vor.“ Auch andere Kollegen sind kostümiert, „damit unsere Schüler nicht alles nur aus Büchern erfahren“.
Viel Fleisch auf dem Speiseplan
Zwei Räume weiter stehen Speisen aus dem Mittelalter im Plan. „Wir verraten nichts. Die Leute sollen das beim Fest probieren“, meint Lena. „Aber es ist viel Fleisch dabei.“ Aufeinander Rücksicht nehmen, ehrlich sein wie ein guter Knappe, sorgsam wie ein Burgfräulein – auch diese Erfahrungen sollen die Kinder im Mittelalter machen. An der Ackerstraße haben Kinder mit und ohne Handicap seit fünf Jahren gemeinsam Unterricht. Dass einige manchmal nicht ritterlich miteinander umgehen, gehört aber auch zum Alltag.
Elin lässt sich davon nicht ablenken. Sie, Luisa und Inklusionshelferin Ramona basteln ein Armband und eine Kette mit Glöckchen: „Das ist alles für unser Fest.“ Sieben Jahre wird ein Knappe ausgebildet, „Aber Knappen hatten keine Schule. Wir haben wenigstens in der Projektwoche keine Hausaufgaben“, stellt Lennard fest.