Essen. Abenteuerlich, effektvoll, aber gerade auch in den Momenten liebevoller Komik besonders überzeugend: „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ begeistern das Publikum im Grillo-Theater. Ein Vorweihnachtsstück für die ganze Familie.
Das Vorweihnachtsstück für die ganze Familie, das ist in den meisten Stadttheatern ohnehin ein Selbstläufer. Und doch birgt die Wahl eine geheime Herausforderung. Denn Geschichten, die den Kindern aus Filmen und Büchern vertraut sind, sichern auch dem Theater die höchsten Einschaltquoten.
So frisch und fröhlich dampfte die alte Emma lange nicht mehr
Andererseits hat die Bühne (noch immer) den Anspruch, mehr als artige Adaption zu liefern. Am Grillo-Theater gelang der Spagat nun mit Michael Endes „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ in der Inszenierung von Anne Spaeter: So frisch und fröhlich dampfte die alte Emma schon lange nicht mehr – und das, obwohl die jungen Experten im Publikum der Theatersause erfreuliche Werktreue bescheinigten.
Die Insel mit den zwei Bergen besteht aus einem waghalsigen Tische-Stapel, von dessen Gipfel König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte (Gregor Henze) verkündet: Das Boot, nein, die Insel – ist voll. Zu voll für alle. Jim Knopf (extrem sportlich: Michael Del Coco) und Lokomotivführer Lukas (Sven Seeburg) stechen mit Emma in See. Ihrer Reise ins asiatische Mandala, durch Wüstenhitze und Eiseskälte bis zur Stadt der Drachen begleitet Fabian Lüdickes Bühne mit fantasievollen Bildern, und wenn die Hamburger Band „Tante Polly“ dazu aufspielt, gibt’s im Saal kein Halten mehr (Musik: Dominik Dittrich).
Vielleicht für die Großen überraschend: Die aus Kindersicht „coolsten“ Momente bestehen nicht unbedingt im Feuerzauber einer Frau Mahlzahn (diesmal schön schaurig: Ines Krug) oder Emmas dramatischem Befreiungskampf der versklavten Kinder. Sondern vor allem in den Augenblicken liebevoller Komik, in denen das Ensemble beweist, dass auch „Kinderkram“ ein ernst zu nehmender Job ist: Das war lustig, als der Riese Jim Knopf umarmt hat, wie der da geguckt hat! Und das Schiff vom Kaiser, das haben doch die Wachen getragen! Stell’ dir vor: ein Schiff, das trippelt!
Für die Zukunft vorsorgen
Theatermagie für die Zuschauer von Morgen – viel besser (und unterhaltsamer) kann die Bühne kaum für die eigene Zukunft vorsorgen.